Schuldnerberatung in Bonn
Weg aus der Schuldenfalle
Bonn - (we) Unter der Federführung des Diakonischen Werks bieten Diakonie
und Caritas in Bonn eine Schuldnerberatung an. Wie das funktioniert
und was die Klienten erwarten dürfen, stellt das SCHAUFENSTER vor.
Thommi ist gut 20. Hat eifrig in Technik investiert. Immer das neueste
und teuerste Handy. Nur das Beste war gut genug: „Das hatte
Image-Gründe. gegenüber der Clique. Aber auch für mich persönlich
wollte ich das beste haben, was es gibt.“ Gemeinsam mit anderen
Online-Bestellungen, der eifrigen Nutzung von Dating-Portalen und
anderen Gimmicks kamen so zwischen 8.000 und 10.000 Euro in 2 bis 3
Jahren zusammen, die er nicht mehr stemmen konnte. „Irgendwann habe
ich die Briefe der Bank gar nicht mehr aufgemacht“, sagt Thommy.
Heute arbeitet Thommy gemeinsam mit der Schuldnerberatung an einem
Plan zur Verringerung der Schulden. Neue Schulden gibt es nicht mehr.
Er hat eine eigene Wohnung. Und macht sein Abi nach. Wie hat das
funktioniert?
„Wir haben jährlich rund 500 Neuklienten und dazu 350
Bestandsklienten“, erklärt der Leiter der Beratung, Henning
Dimpker. „Die durchschnittliche Verschuldung liegt bei 30.000 Euro,
im Regelfall kommen pro Person zirka 10.000 bis 20.000 Euro
zusammen.“ Ursächlich dafür ist im Wesentlichen das
Konsumverhalten, dessen Kosten mit den Einnahmen nicht Schritt halten.
Wie kommt man da raus?
„Wir erarbeiten einen Haushaltsplan“, sagt Schuldnerberater Martin
Czichella. Da werden dann akribisch die Ausgaben aufgeführt und die
Einnahmen gegenübergestellt. Und entrümpelt. „Wichtig sind die
regelmäßigen Gespräche. Da motivieren wir die Betroffenen,
Verantwortung zu übernehmen.“ Das ist nicht selbstverständlich,
Verantwortung fürs eigene Leben, fürs eigene Handeln zu übernehmen.
Das dazu notwendige Rüstzeug vermittelt die Schuldnerberatung auch in
einem neuen Projekt, das gemeinsam mit der Stadt aufgelegt werden soll
und in Schulen seine Wirkung entfalten soll. „Motivieren ist
wichtig, motivieren dazu, nachzudenken über die eigenen Bedürfnisse,
übe die Prioritäten im Leben.“ Präventionsarbeit nennen sie das
bei der Schuldnerberatung. Damit Schulden gar nicht erst entstehen.
Kurz, die Schuldnerberatung vermittelt den Klienten
Entscheidungskompetenz. Das ist angesichts der Vielfalt der heutigen
Angebote wichtig. „Die Leute haben heute unendlich viele
Möglichkeiten, Geld auszugeben.“ Ja, und sie müssen lernen, mit
dieser Vielfalt, mit dieser Freiheit umzugehen. „Manchmal sind auch
Umschuldungen möglich. Oder Schulden sind verjährt“, berichtet der
Schuldnerberater. Die Schuldnerberatung begleitet Schuldner wenn‘s
denn sein muss bis zur Privatinsolvenz. Das allerdings sei das letzte
Mittel.
„Die Gespräche sind das Wichtigste. Manche Klienten sind jahrelang
bei uns in der Beratung, andere kommen für einen Termin und dann nach
Jahren wieder.“ Generell geht bei der Schuldnerberatung auch darum,
wie man mit wenig Geld auskommt. Das ist dann aber eher ein
gesellschaftliches als ein rein geldliches Problem.
Die konkrete Schuldnerberatung funktioniert dann gut, wenn der Klient
zu einem selbst bestimmten Leben findet, für das er selbst
Verantwortung übernimmt. So wie Thommy. Sein iPhone ist mittlerweile
Geschichte. Er ist trotzdem glücklich. Dass das funktioniert, hat er
der Schuldnerberatung zu verdanken: „Das hier hat mir sehr
geholfen“, strahlt er. Und geht seiner Wege. Ohne iphone und
Dating-Portal. Aber mit einem erfüllten Leben voller
Zukunfts-Perspektive.
Info:
Neben der Schuldnerberatung von Diakonie und Caritas in der Bonner
Noeggerathstraße 49 bietet auch das DRK in Bad Godesberg eine
ähnliche Einrichtung an. Daneben kann man sich an Fachanwälte und
andere private Stellen wenden. Auch die Banken beraten.
Die Telefonnummer der Bonner Schuldnerberatung von Diakonie und
Caritas lautet Bonn 96 96 60. EMail: schuldnerberatung@cd-bonn.de.
Auch im Internet präsent unter www.schuldnerberatung-bonn.de.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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