Wald.anders.denken
Neues Projekt zeigt den Wert des Waldes auf
Region - (jc) „Schluss mit einer schönen Waldführung, Rehlein,
Bäumchen, alles schön zeigen, und die Leute gehen zufrieden nach
Hause. Die Menschen sollen natürlich ihre Freude hier haben, aber es
sollen auch Handlungsanweisungen gegeben werden. Ich möchte jeden
dazu aufrufen, etwas zu tun, und ich weiß wirklich nicht, ob das
gelingt. Aber wir können alle, jeder, etwas tun. Wir können und
müssen handeln. Und das soll hier möglich sein.“
Das stellt Manfred Hören in seiner kurzen, aber glühenden Rede klar.
Der gelernte Forstwirt ist ein Mann der Stunde, denn das Projekt
Wald.anders.denken, das vergangene Woche im Kottenforst eröffnet
wurde, war seine Idee. Mehr noch, Hören setzte den ersten
Spatenstich. Und das vor allem aus Zorn über seine Ohnmacht, denn es
ist sein Wald, der stirbt. Die Bäume, die er Jahr um Jahr pflegt
werden jetzt nicht mehr grün, hunderte Hektar an Fichtenwald sind
Geschichte, über 120 Jahre alte Buchen sterben unvermittelt weg. Die
Extremwetterlagen der Klimakrise mache dem Wald schon im dritten Jahr
zu schaffen, so Klaus Striepen, der Leiter des Regionalforstamtes
Rhein-Sieg-Erft.
Als Bonn vom European Forest Institute (EFI), ein Zusammenschluss aus
mittlerweile 130 Organisationen in 40 verschiedenen Ländern, zur
European Forest City 2020 gekürt wurde, ist der Gedanke gekommen,
eine Projektreihe im Kottenforst zu initiieren, welche die Bürger auf
den Wert des Waldes und auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam
macht.
Dazu wurde eine Fläche ausgesucht, auf der vom Borkenkäfer befallene
Fichten teils abgeholzt wurden und teils als Mahnmal im Hintergrund
stehen. Vor den toten Bäumen steht „Zeitenwende“ in weißen
Großbuchstaben, die an den Hollywood-Schriftzug erinnern. Vorne an
der Straße befindet sich eine Statue von den Künstlern Carmen
Dietrich und Gregor Merten namens „Engel der Kulturen“, die nach
der Aktion im Frühjahr nächsten Jahres in den Skulpturengarten des
Dienstgebäudes Bonn zieht.
Beide Installationen sollen zugleich wachrütteln und Hoffnungen
machen, denn die abgeholzte Fläche bleibt nicht ungenutzt. Zum einen
wurde künstlich ein Tümpel angelegt, der einen Lebensraum für die
vom Aussterben bedrohte Geburtshelferkröte schafft. Zum anderen
werden 13 neue Baumarten gepflanzt, die Hitze und Wassermangel besser
vertragen und normalerweise in südlicheren Ländern vorkommen. In
Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen werden diese Baumarten im
Laufe der Reihe kreativ vorgestellt.
Doch das ist noch nicht alles. Mit der Zeit sollen Besucher des
Kottenforstes immer wieder neue Installationen und Aktionen entdecken
können. So wie die Fotoausstellung des Foto Clubs Bad Godesberg, die
unweit des alten Fichtenwaldes steht und ihre Bilder regelmäßig
wechselt. Zum anderen wird es ein Banner über die Geschenke des
Waldes an den Menschen geben und der Spaziergang durch die Fläche des
Projekts wird zeitweise musikalisch untermalt. Anregungen und Kritik
kann von den Besuchern aufgeschrieben und in einen Briefkasten
geworfen werden, um einen Dialog zwischen Ausstellung und Publikum zu
ermöglichen.
„Der Kottenforst ist mit 4.000 Hektar Fläche ein Juwel der
rheinischen Natur“, erzählt Thomas Deckert, Hoheit und
Oberforstrat. Er nennt den Kottenforst als Beispiel für Wald als
Kulturlandschaft. „Schon seit Hunderten von Jahren wird er von
Menschen geprägt.“ Er unterstützt die kulturelle
Auseinandersetzung mit dem Wald, die zwar keine Lösungen oder
Antworten gibt, sich dem Objekt jedoch auf einer neuen Dimension
nähert und auf Probleme aufmerksam macht.
Das Projekt ist vor allem ein Produkt der Zusammenarbeit. Nicht nur
das Regionalforstamt, sondern auch Organisationen wie EFI, der
Fotoclub Bad Godesberg, das Regenwaldinstitut Bonn, das Projekt
Villewälder und die Ateliergemeinschaft von Gregor Mertens und Carmen
Dietrich haben bei der Umsetzung mitgewirkt. Jetzt hofft man auf ein
breites Publikum. Wer sich den Ort der Veranstaltungsreihe ansehen
möchte, kann ihn vom Kinderheim Maria im Walde (Gudenauer Weg 142,
53127 Bonn) aus zu Fuß in 20 und mit dem Auto in 5 Minuten erreichen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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