Unter der Hohenzollernbrücke 1
Dennis Bucek kümmert sich um obdachlose Menschen

Zippo (l.) unterstützt Dennis Bucek bei seinen Verteilaktionen. | Foto: Kellner
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Köln - (nk). Es ist kurz nach acht Uhr abends, da steht der 32-jährige
Dennis Bucek im Backwerk und lässt sich seinen Bollerwagen mit den
Resten des Tages auffüllen. Belegte Brötchen, Teilchen und Kuchen.
Saft und Wasser hat er aus seiner eigenen Tasche bezahlt. Mit der
Hilfe von Daniel „Zippo“ Muth verteilt er an diesem Abend auf
seiner „Platte“, vom Backwerk am Hohenzollernring bis zum
Zülpicher Platz, die Spenden an obdachlose Menschen.

Vor zehn Jahren begann Dennis Bucek zunächst über die Aidshilfe,
sich um obdachlose Menschen zu kümmern, seit drei Jahren lebt und
führt er sein Projekt in Köln fort. Jeden Abend besucht Dennis Bucek
verschiedene Unternehmen, die ihm Essen spenden, welches sie sonst
wegwerfen müssten. „Für die Unternehmen ist es natürlich auch ein
preislicher Gewinn, denn jede Tonne, die sie mit Abfall füllen,
kostet sie eine menge Geld“, so begründet Dennis Bucek, weshalb
Unternehmen sich sogar schon bei ihm als Spender bewerben.
Über Facebook hat er weitere Kontakte, die ihm auch schon einmal
Hygieneartikel, Kleidung sowie Verbandsmaterial zur Weitergabe an die
obdachlosen Menschen spenden. „Was ständig stets benötigt wird,
sind insbesondere Rucksäcke, optimal ab 75 Liter“, so Dennis Bucek,
„Zahnbürste, Zahnpasta, Deo, Rasierschaum, Einwegrasierer,
T-Shirts, Pullover in Größe S bis XL, Schuhe vor allem in den
Größen 42 bis 46, Socken und Shorts. Decken, Schlafsäcke, Isomatten
und Zelte.“

Was an diesem Abend an Essen übrig bleibt, bringt Dennis Bucek ins
Autonome Zentrum an der Luxemburger Straße. „40 bis 60 bedürftige
Menschen kommen dort in der Regel hin und bekommen unter anderem von
uns Essens- und Sachspenden“, erklärt Dennis Bucek, der selbst in
der Gastronomie arbeitet.
Dennis Bucek ist nicht bedürftig, nimmt sich jedoch am Ende des
Abends übriggebliebene Lebensmittel mit, um der Wegwerfgesellschaft
entgegenzukommen. „Zudem spare ich damit Geld, dass ich wieder in
Getränke oder Hygieneartikel für die obdachlosen Menschen
investieren kann“, so Dennis Bucek, der der Meinung ist, dass die
Stadt viel zu wenig für die obdachlosen Menschen macht. „Ich habe
noch nie einen Streetworker gesehen“, berichtet er, „jemand, der
auf die obdachlosen Menschen zugeht und ihnen anbietet, ihnen zu
helfen, wieder Fuß zu fassen und eine Wohnung zu finden.“
Sein Helfer an dem Abend, „Zippo“, weiß, wie schnell man in die
Obdachlosigkeit geraten kann. Er kam als Jugendlicher, noch nicht
volljährig, nach Köln. Er fand keine Arbeit oder kam mit
Arbeitgebern nicht klar und suchte vergebens Hilfe beim Sozialamt.
„Meine Eltern sollten mich finanzieren“, so Zippo. Das war der
Zeitpunkt, an dem Zippo die Straße wählte. Hilfe hat er keine
erfahren. „Man muss sich selbst kümmern“, berichtet Zippo. Doch
genau das schaffen viele Menschen nicht, sie sind überfordert mit der
Bürokratie, fühlen sich alleine gelassen und sehen keinen Ausweg.
Eine Weile hat Zippo unter der Hohenzollernbrücke gewohnt. „Wir
waren mit mehreren Obdachlosen und hatten die Adresse „Unter der
Hohenzollerbrücke 1“, dort kam sogar der Postbote hin.“
Irgendwann habe er dann übergangsweise in einem Gebäude einer
ehemaligen Kindertagesstätte gewohnt, das habe ihm geholfen, wieder
eine Wohnung zu finden. Doch gerade weil er weiß, wie sich ein Leben
auf der Straße anfühlt, unterstützt er Dennis Buceks Aktion immer
wieder. Jetzt ist Sommer, und Dennis Bucek freut sich über jedes
Gesicht, das er wiedererkennt. „Einige obdachlose Menschen
überleben den Winter nicht“, so Dennis Bucek.

Zippo (l.) unterstützt Dennis Bucek bei seinen Verteilaktionen. | Foto: Kellner
Jeden Abend verteilt Dennis Bucek (links) Spenden an obdachlose Menschen. | Foto: Kellner
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