Viele Unfälle wegen schlechter Infrastruktur
Erinnerung an verunglückte Radfahrer
Köln - (jb). Seit fünf Jahren findet der weltweit durchgeführte „Ride
of Silence“ auch in Köln statt. Immer am dritten Mittwoch im Mai
fahren mehrere hundert weiß gekleidete Radfahrer die Geisterräder im
Kölner Stadtgebiet ab, halten dort Schweigeminuten ab.
Dieses Jahr konnte der Ride of Silence wegen der Corona-Pandemie nicht
stattfinden. Als Alternative hat der ADFC Köln eine Tour
ausgearbeitet, die Radfahrer in privaten kleinen Gruppen abfahren
können, um dort in Erinnerung an die Verunglückten Kerzen
anzuzünden oder Blumen abzulegen. Die knapp 40 Kilometer lange
Strecke, die der ADFC auf seiner Website veröffentlicht, führt unter
anderem durch die Innenstadt, Rodenkirchen und Mülheim.
Wer den Ride of Silence abfahren will, braucht starke Nerven. Nicht
nur, weil die Geisterräder die tragischen Unfälle in Erinnerung
rufen. Sondern auch, weil die Verkehrssituation für Fahrradfahrer in
Köln vielerorts einem Spießrutenlauf gleicht. Gleich in der
Innenstadt findet sich ein Stück „Kölner Premiumradweg“, wie ihn
der Vorsitzende des ADFC Köln Christoph Schmidt sarkastisch nennt.
Er führt über den Hohenzollernring bis zum Barbarossaplatz und
gleicht eher einem Hindernis-Parcours, als einem durchdachten
Radwege-Konzept: Vorbei an ungesicherten Baustellen über kaum
erkennbare provisorische Radfahrspuren, die gerne mal über hohe
Bordsteinkanten oder belebte Bürgersteige führen oder plötzlich
mitten auf der Straße im Nichts enden. Mehrmals ist der Radfahrer
gezwungen, vor einem haltenden Ladefahrzeug zu bremsen, das die
Radspur blockiert, weil in der eigentlichen Ladezone ein PKW parkt.
Dass die Verkehrsinfrastruktur mit schuld ist an vielen Unfällen, ist
sich Schmidt sicher. Eine dieser kritischen Stellen liegt
beispielsweise an der Kreuzung Subbelrather Straße/ Ecke Innere
Kanalstraße. Dort erinnert ein Geisterrad an den Unfalltod eines
51-jährigen Radlers vor drei Jahren. Das Problem: der „freilaufende
Rechtsabbieger“. Viele PKW-Fahrer missachten das Stoppschild und
überfahren den dahinter kreuzenden Radweg ohne Rechtsblick. Schmidt
plädiert für den Abbau der insgesamt 320 freilaufenden
Rechtsabbiegerspuren. „Man braucht die Spur nicht“, sagt er. Das
scheint die Stadt mittlerweile ähnlich zu sehen und prüft den
Rückbau der Spuren. Mittlerweile wurden bereits einige von ihnen mit
Pollern abgesperrt, wie am Kümpchenshof am Mediapark. Immerhin: Es
tut sich etwas für Radfahrer in dieser Stadt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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