Tag der Pflege
Auf Augenhöhe mit den Ärzten
Anlässlich des internationalen Tages der Pflege am Donnerstag, 12. Mai sprechen erfahrene Pflegekräfte aus dem St. Katharinen Hospital in Frechen über die Veränderungen des Pflegeberufes in den vergangenen 50 Jahren.
Frechen (lk). Die Pflegefachschule Frechen hat im vergangen Jahr ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Am 1. Oktober 1971 startete dort der erste dreijährige Ausbildungskurs mit acht Schülerinnen. Erster Standort war seinerzeit noch gegenüber dem heutigen Marktkauf, wo heute die Musikschule angesiedelt ist.
50 Jahre später hat sich die Zahl der besetzten Ausbildungsplätze verfünffacht. 25 Plätze pro Kurs und 100 Plätze insgesamt stehen aktuell zur Verfügung.
Fünf Frauen, die in den Anfangsjahren als Pflegeschülerinnen an den Start gingen sind noch heute im St.-Katharinen-Hospital Frechen tätig. Zur nachträglichen Feier des Schuljubiläums erinnerten sie sich gemeinsam an vergangene Zeiten: Christa Jonderko, Beate Bosshammer, Marianne Pauken, Renate Gallo sowie Karin Roggendorf schauten gemeinsam mit der heutigen Pflegeschulleiterin Stefanie Recht zurück. Auch noch im Krankenhaus aus der Gruppe der allerersten Ausbildungsjahrgänge sind Susanne Müller, Heike Janßen sowie Annemarie Feuser.
Zusammen leben und lernen war Pflicht „Es bestand in den Anfangsjahren eine Wohnheimpflicht für weibliche Auszubildende“, erzählt Karin Roggendorf, die im Herbst, nach 47 Jahren am Frechener Krankenhaus, in den Ruhestand gehen wird. „Das galt auch für Azubis, die ohnehin in Frechen ansässig waren.“
Die Appartements wurden von jeweils zwei Personen bewohnt. Die damalige Schulleiterin, Schwester Bartholomäa Müller, wohnte selbst in der Schule. Anekdoten von Abenden, an denen so manche unternehmungslustige Schülerin unter der Deckung ihrer Kolleginnen vor den Argusaugen der ebenso strengen wie lieben Sr. Bartholomäa ausgebüchst ist, sorgen noch heute für mächtig Spaß. „Das Haus war im typischen 70er Jahre Stil ausgestattet“, lacht Beate Bosshammer, die heute in der Kardiologie des Hauses ihren Dienst tut. So seien grelle Grüntöne und flauschige Teppiche in ebenso schrillen Farben damals der letzte Schrei gewesen.
Unter „strenger Hand“ habe man den Stoff in Theorie und in der Praxis pauken müssen. IN Ausbildung seien „Durchhaltevermögen und Engagement“ gefragt gewesen. „Leidenschaft für den Pflegeberuf musste man damals genauso wie heute haben“, ist sich die Gruppe einig. Die ersten männlichen Bewerber wurden ab 1981 ausgebildet.
„In den 50 Jahren seit Beginn der Pflegeausbildung hat sich dann nicht nur die Höhe der zu vermittelnden Unterrichtsstunden in Theorie und Praxis verändert“, erläutert Schulleiterin Stefanie Recht (Seit 1991 Leitung) weiter.
Die im Unterricht eingesetzten Medien und technischen Möglichkeiten seien heue grundlegend anders. Kamen Anfangs Epidiaskop, Diaapparat, Overheadprojektor und das 16mm Filmvorführgerät zum Einsatz, waren später Videorekorder sowie Fernseher und heute Notebook, Internet, Beamer und Whiteboard.
Auch die Patienten hätten sich im Laufe der Jahrzehnte verändert: Der demografische Wandel habe dazu geführt, dass diese heute häufig sehr viel älter seien.
Das stetig verändernde Gesundheitssystem mit den damit einhergehenden neuen Regelungen verlange heutzutage eine dynamische Anpassungsfähigkeit im pflegerischen Berufsleben.
„Das Dokumentationsaufkommen beispielsweise ist im Laufe der Zeit höher geworden, die Liegezeiten von PatientInnen insgesamt kürzer“, erklärt Recht. „Und die Anschlussversorgung gerade von älteren Menschen, wenn sie schließlich entlassen werden können, ist schwieriger geworden“, ergänzt Karin Roggendorf.
Andererseits: „Der Umgang auf Station war früher noch wesentlich hierarchischer als heute.“ In Erinnerung an so manche Anekdote über die Zusammenarbeit von Arzt und Krankenschwester auf Station falle auf, dass ein kollegiales Miteinander auf Augenhöhe inzwischen die Normalität darstelle. „Früher war das noch anders“, wissen auch Jonderko, Bosshammer, Pauken und Gallo. „Der Chefarzt war nicht nur für Patienten, sondern auch für uns Krankenschwestern eine Art Halbgott in Weiß.“
Wer sich mit dem Gedanken beschäftige, eventuell die gleiche berufliche Laufbahn einzuschlagen solle sich aber unbedingt vor Augen halten: „Der Beruf ist abwechslungsreich, vielseitig, erfüllend und gleichzeitig in jeder Hinsicht anspruchsvoll“, so das St.-Katharinen-Team.
„Die Karrierechancen sind jetzt besser, als noch zu unserer Zeit, denn es gibt viele Möglichkeiten, sich zu spezialisieren, international zu arbeiten oder sich fortzubilden“, sagen die gestandenen Pflegekräfte. Dennoch: „Man muss sich im Klaren darüber sein, dass man diesen Beruf nicht mit halbem Herzen ausführen kann“, lautet die Botschaft aus erster Hand.
„Gewisse Härten wie etwa Dienste an Wochenenden und Feiertagen sollte man schon einplanen.“ Auch theoretisch sei die Ausbildung nicht zu unterschätzen, betont Stefanie Recht.
„Es reicht nicht, irgendetwas mit Menschen machen zu wollen. Wenn man sich aber ausreichend informiert, die Voraussetzungen erfüllt, schließlich einsteigt und durchhält, darf man sich auf ein interessantes Berufsleben freuen, das viele dankbare Momente bereithält.“
Es laufen an der Pflegefachschule am St.-Katharinen-Hospital Frechen fortwährend Ausbildungslehrgänge mit dem Abschluss staatliches Examen für den Beruf Pflegefachfrau/- fachmann (3 Jahre) oder Pflegefachassistenz (1 Jahr).
Weitere Informationen: www.st-katharinen-hospital.de
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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