Reinhard Dumbeck aus Türnich
Ausgewiesener Experte für Feld und Flur
Das Marienfeld bei Frechen und Kerpen ist das wohl bekannteste Rekultivierungsgebiet: Im Jahr 2005 trafen sich dort eine Million Menschen zum Weltjugendtag, feierten eine Messe mit Papst Benedikt XVI.
Rhein-Erft-Kreis (red). Die wenigsten von ihnen ahnten, dass dort einmal Tagebau war, dass die 33 Kilometer Wege erst Wochen zuvor angelegt waren - und dass die 240 Hektar wenig später wieder als Äcker und Felder genutzt würden. Auf dieses bunte Kapitel der „Landwirtschaftlichen Rekultivierung im Rheinischen Braunkohlenrevier“ geht der Türnicher Gerhard Dumbeck in seinem gleichnamigen Buch ein, das jetzt vorgelegt wurde.
Der Titel des Buchs klingt nicht gerade spannend. Verfasst hat es einer, der sich sein Leben lang, davon 30 Jahre bei RWE, in Praxis und Theorie mit Böden befasst hat: Gerhard Dumbeck, Agrarwissenschaftler, promovierter Bodenkundler und Sachverständiger, ist ein ausgewiesener Experte, wenn nicht sogar der Fachmann schlechthin. Doch was nach einem langweiligen Fachbuch klingt, ist in Wirklichkeit ein gut gemachtes Kompendium über einen ganz wichtigen Teil des Rheinlandes: Geschichtsbuch, Porträtsammlung und technische Anleitung. Kein Wunder: Dumbeck kennt Feld und Flur des Reviers wie seine Westentasche.
So zeichnet Dumbeck den langen Weg der Erkenntnis nach, der zu der heute üblichen hohen Güte der Neulandböden führte. Die Top-Qualität sichert den Landwirten hohe Erträge. Doch am Anfang stand der Wandel: Mitte der Fünfziger Jahre ging der Bergbau aus bis dahin eher bewaldeten Gebieten großflächig in die Agrikulturlandschaft über. Und er musste der Region diese hochwertigen Böden auch wieder zurückgeben.
„Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war der reichlich vorhandene Löss“, berichtet Dumbeck. Entscheidend war aber auch die Aufgeschlossenheit der Fachleute in Bergbau, Behörden und Wissenschaft. Aus Fehlern wurde ebenso gelernt wie aus den Erkenntnissen der externen Fachleute.“ So wurden und werden die Verfahren zur Herstellung und Pflege der Böden stets verbessert und verfeinert. Ein Beispiel aus vielen: Wurde der Lösslehm früher auf die Rohkippe gespült, wird er heute nur noch im Trockenverfahren per Absetzer aufgetragen.
Einige Bereiche älterer Rekultivierungen mussten nachgebessert werden. „Melioration“ nennen das die Experten. Die Böden waren zuvor mit schwerem Gerät, also nicht schonend genug, hergestellt und bearbeitet worden. Verdichtungen, Staunässe und damit Ertragsausfälle waren die Folge. Die betroffenen Äcker und Felder mussten mit Spezialgeräten gelockert oder auch drainiert werden. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, erinnert sich Dumbeck.
Darüber freuen sich nicht nur die Landwirte, die auf den neuen Böden ihr Geld verdienen müssen. Seit Jahrzehnten genießt die Rekultivierung im Rheinischen Revier größte Anerkennung. Das gesammelte – und in Dumbecks Buch komprimierte – Know-how ist sogar ein Exportartikel. Der Kerpener hat sein Wissen auch in Bergbaurevieren von Griechenland, Galizien, Bulgarien und Frankreich weitergegeben. Bis heute arbeitet er als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger unter anderem für Melioration und Bodenschutz.
Die im Rheinischen Revier gewonnenen Erkenntnisse bei der Umlagerung von Böden strahlen weit über die Region hinaus. Sie spielen beispielsweise auch dort eine wichtige Rolle, wo Pipelines oder Erdkabel verlegt wurden und die Funktionsfähigkeit der Böden wiederhergestellt werden muss.
Das Buch „Landwirtschaftliche Rekultivierung im Rheinischen Braunkohlenrevier“ umfasst 400 Seiten, zahlreiche Karten, Tabellen und knapp 200 Fotos, viele davon aus dem Historischen Konzernarchiv von RWE. Herausgegeben hat es die GDMB Gesellschaft der Metallurgen und Bergleute.
Redakteur/in:Georg Zingsheim aus Kerpen |
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