Tag der Schwimmmeister:
Baywatch am Beckenrand
Rhein-Erft-Kreis - US-Schauspieler David Hasselhoff wird als Mitch Buchannon in der
Serie „Baywatch“ wohl der bekannteste „Schwimmmeister“ aller
Zeiten bleiben. Doch wie sieht der Berufsalltag jenseits der
amerikanischen Serie an den Stränden des Pazifiks am Beckenrand im
Rhein-Erft-Kreis aus? Zum „Tag des Schwimmmeisters“ am 22. Mai hat
Vincent Wiedenstridt, Praktikant der Rheinischen Anzeigenblätter,
stellvertretend für alle Schwimmmeister und Schwimmmeisterinnen im
Rhein-Erft-Kreis ein Interview mit Markus Ramacher aus Frechen
geführt. Die Idee und Initiative zu diesem Aktionstag geht auf den
Geprüften Meister für Bäderbetriebe Marco Hortz und den
Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) zurück. Der Tag des
Schwimmmeisters soll alle Interessierten alljährlich am 22. Mai nicht
nur über den Beruf aufklären, sondern auch junge Menschen ermuntern,
in diesen Berufsstand einzutreten. Informationen dazu unter
www.bds-ev.de
Herr Ramacher, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Schon in meiner Jugendzeit bin ich immer gerne schwimmen gegangen.
Durch die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft und verschiedene
Schwimmvereine konnte ich zudem auch noch an Turnieren teilnehmen.
Dadurch habe ich dann mein Hobby zu meinem Beruf gemacht.
Salopp wird der „Schwimmmeister“ oft noch als
„Bademeister“ bezeichnet. Erklären Sie uns den Unterschied
zwischen den beiden Berufen.
Der Bademeister, wie er von den Badegästen oft genannt wird, ist im
Schwimmbad so gar nicht anzutreffen, dieser kommt aus dem
medizinischen Bereich. Den klassischen Bademeister findet man
vielleicht in Kurbädern, aber im Schwimmbad, wie bei uns, sind es
dann die Schwimmmeister, die in der ganz neuen Form sogar „Meister
für Bäderbetriebe“ heißen, was tatsächlich auch eine Aufwertung
des Berufsbildes darstellt.
Welche Aufgaben müssen Sie als Schwimmmeister
erfüllen?
Neben dem Beckendienst haben wir noch andere Aufgaben zu erledigen:
Handwerkliches Geschick ist in diesem Job definitiv gefragt, aber auch
die Reinigung, die Sauberkeit, die Verkehrssicherungspflicht, die
Wasserbeschaffenheit und -aufbereitung, sind wichtig Aufgaben. Man
muss auf jeden Fall gut mit Menschen umgehen können und sportlich
begeistert sein.
Hatten sie als Schwimmmeister, in Ihren 26 Jahren
Berufserfahrung, auch schon mal Zwischenfälle, bei denen Sie einen
Menschen aus dem Becken retten mussten?
Mir persönlich ist es bisher zweimal passiert, dass ich jemanden aus
dem Becken holen musste, einmal davon sogar mit
Wiederbelebungsmaßnahmen, bei der zu rettenden Person lag
tatsächlich auch eine Bewusstlosigkeit vor. Glücklicherweise ist
alles gut ausgegangen.
Was meinen Sie, sind die Gründe, dass solche Zwischenfälle
passieren?
Meist ist das größte Problem, dass Eltern ihre kleineren
Kinder unbeaufsichtigt auf dem Schwimmgelände lassen. Meist waren
die Eltern zuvor mit den Kindern zusammen in einem Becken und machen
sich in der Folge keine großen Gedanken mehr, verlieren das
Zeitgefühl und vielleicht auch nach einiger Zeit ihr Kind aus den
Augen, gerade im Zeitalter des Handys. Ein Schwimmmeister ist immer
auf solche Situationen bestmöglich vorbereitet, es wird eine
Rettungskette eingeleitet, bis hin zum Notruf, falls etwas passieren
sollte, sind sie da. Nach so einem Zwischenfall muss natürlich auch
dringend mit den Eltern gesprochen werden.
Wo passieren denn Ihrer Meinung nach die meisten
Badeunfälle?
Die größte Gefahr ist meist im Nichtschwimmerbereich, dort ist ja
eine Bodengrenze von 1,35 Metern festgelegt. Ab dieser Grenze geht man
tatsächlich auch schon in den Schwimmerbereich über. Aber ein
fünfjähriges Kind kann in einem Nichtschwimmerbecken auch noch nicht
auf dem Boden stehen. Deshalb ist es immer schwer zu sagen, was genau
für die jeweilige Person ein Schwimmerbecken, und welches keines
ist.
Können Sie einer Person schon von vornherein ansehen, dass sie
sich im Becken wohl nicht so sicher fühlt?
Wenn die Person sich im Becken befindet, kann man dies gut erkennen.
Wenn wir natürlich ein kleines Kind in der Nähe des großen
Schwimmerbeckens alleine sehen, handeln wir selbstverständlich vorher
und sprechen mit dem Kind, wo sich denn die jeweiligen Eltern
befinden. Einem Jugendlichen oder jungen Erwachsenen kann sowas aber
eigentlich in der Regel nicht angemerkt werden.
Was macht Ihnen im Beruf als Schwimmmeister am meisten
Spaß?
Mir macht der Umgang mit den Menschen hier am meisten Spaß, hier gibt
es so viele verschiedene Charaktere, ich finde es einfach super, dass
jeder Mensch in einem Schwimmbad gleich ist: Jeder trägt entweder
eine Badehose, oder einen Badeanzug. Hier gibt es keine Unterschiede,
hier sind die Personen alle gleich.
Was machen Sie gern in Ihrer Freizeit?
In meiner Freizeit bin ich am liebsten mit meinem Fahrrad unterwegs
und fahre durch die Natur, das ist ich mein Haupthobby in meiner
Auszeit.
Was erhoffen Sie sich von der Badesaison in diesem Jahr?
Seit März des vergangenen Jahres sind unsere Schwimmbäder aktiv von
den Maßnahmen des Corona-Virus betroffen, immer mal wieder mussten
wir auch Schwimmbäder schließen. Im Sommer 2020 hatten wir jedoch
unter Pandemie-Bedingungen geöffnet. Ich hoffe sehr, dass wir das
dieses Jahr erneut so handhaben können und den Bürgern unserer Stadt
unser Freibad zur Verfügung stellen können, ich glaube daran, dass
eine Öffnung in diesem Sommer möglich ist.
Was macht ein Schwimmmeister denn in diesen Zeiten, kann man
jetzt auch anderweitig eingesetzt werden?
Ich persönlich habe mittlerweile einen Verwaltungsjob, wir haben aber
auch Personal gehabt, das zeitweise beim Ordnungsamt ausgeholfen hat.
Einige unserer Mitarbeiter sind aber auch in Kurzarbeit gegangen. Der
ganze Betrieb muss weiterhin aufrechterhalten bleiben, alles
abzuschalten wäre gar nicht möglich. Dann erst neu anzufangen, wenn
es wieder geht, würde einen viel zu großen Aufwand einfordern. Es
muss also alles wie gewohnt weiterlaufen. Primär stehen jetzt eben
die technischen Dinge im Vordergrund.
Zurzeit finden keine Schwimmkurse statt. Man liest oft, dass
eine kommende Generation der Nichtschwimmer die Folge ist. Was meinen
Sie dazu?
Leider haben wir in Deutschland schon das Problem, dass viele Kinder
nicht schwimmen können. Da wir im Moment auch keine Schwimmkurse
anbieten können, geht bei vielen ein wichtiges Jahr verloren, in dem
schon einiges an Schwimmerfahrung hätte gesammelt werden können. Die
Kinder, die kurz vor der Zeit ohne Pandemie schon ein wenig schwimmen
konnten, hatten in der Folge keine richtigen Chancen mehr, ihr
Schwimmen in verschiedenen Schwimmkursen zu verbessern, oder Neues
dazuzulernen. Es kann dann gut sein, dass auch diese Kinder wieder von
vorne beginnen müssen. Es ist die große Frage, wie diese Defizit
aufgeholt werden können. Können Vereine und das Schulschwimmen so
etwas auffangen? Eine einfache Aufgabe wird das wohl nicht. Wenn
weiterhin die Schwimmbäder in verschiedenen Kommunen geschlossen
bleiben müssen, könnten wir da auf ein großes Problem zusteuern.
Wie sehen denn das Berufsbild und die Lernzeiten für den Job
als Schwimmmeister aus?
Grundsätzlich dauert eine Ausbildung zum „Fachangestellten für
Bäderbetriebe“ drei Jahre. Wenn man eine Meisterschule besucht,
geht das Ganze über einen festen Schulblock, der sechs Monate dauert,
bis man den Meister in der Tasche hat.
Wie ist das Interesse an diesen Beruf? Steht der Nachwuchs in
den Startlöchern?
Tatsächlich fangen viele an, diesen Beruf zu erlernen, die
Berufsschulklassen waren in den vergangenen Jahren recht gut besucht.
Nach der Ausbildung hört der ein oder andere dann aber doch auf und
orientiert sich nochmal neu in der Jobsuche.
- Vincent Wiedenstridt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.