Ärger um Vergabe der Buslinien
Busunternehmer aus dem Kreis Düren hat geklagt
Rhein-Erft-Kreis - Das ist starker Tobak: Der Busverkehr im Kreis sei durch
"dilettantisches Vorgehen" von Kreisverwaltung, CDU und Grünen
gefährdet, behaupten die Sozialdemokraten in einer aktuellen
Erklärung. Aber worum geht es konkret?
Die Vergabekammer Köln hat im Anhörungstermin deutlich
gemacht, dass das Vergabeverfahren, das Rhein-Erft-Kreis
und die Rhein-Erft Verkehrsgesellschaft (REVG) zur
künftigen Organisation des Busverkehrs im Kreis
gewählt haben, unwirksam ist. Die abschließende gerichtliche
Entscheidung wird bis Ende September erwartet.
Ralf Brüning, Prokurist der REVG, erklärt dazu auf nachfrage der
Redaktion: ": Die Vergabekammer hat ein für das Jahr 2018 geplantes
Vergabeverfahren für unzulässig erklärt, welches noch nicht
begonnen hatte. Der Kreis und die REVG prüfen nun, welche Änderungen
erforderlich sind, um das Verfahren im Einklang mit der
Rechtsauffassung der Vergabekammer durchführen zu können. Die
Entscheidung der Vergabekammer ist zudem noch nicht rechtskräftig.
Andere Verfahren über ähnliche Aufträge liegen derzeit dem
Europäischen Gerichtshof zur Entscheidung vor."
Geklagt hatte ein Busunternehmen aus dem Kreis Düren.
Zudem hat das Gericht den Streitwert für dieses Verfahren nach
Angaben der SPD mit 250 Millionen Euro festgesetzt. Dem
widerspricht Brüning. Richtig sei, dass die Bruttoauftragssumme bei
rund 250 Millionen Euro liege. Der Streitwert des Verfahrens aber sei
mit 12,5 Millionen Euro, also fünf Prozent der Summe festgelegt
worden.
„Das ist eine erneute Klatsche für die Verantwortlichen im
Rhein-Erft-Kreis", kommentiert der SPD-Fraktionsvorsitzende im
Kreistag den Vorgang. Die SPD ihrerseits habe von Anfang an
gesagt, dass der Weg, den der Kreis eingeschlagen
hat, nicht nur inhaltlich falsch sei, sondern auch
juristisch zweifelhaft. Jetzt drohten neben den hohen
Prozesskosten auch, dass es dem Kreis nicht mehr rechtzeitig gelinge,
"das Chaos, das
seitens Verwaltung, CDU und Grünen angerichtet wurde, zu
beseitigen". Die Folge: "Ab dem 1. Januar 2019 fährt dann kein
REVG-Bus mehr im Kreis“, befürchtet Timm. „Das hätte fatale
Folgen für die Menschen, die auf den Bus angewiesen
sind, aber auch auf die mittelständischen
Busunternehmen im Kreis und ihre Angestellten, die ohne Aufträge
dastünden.“ Ralf Brüning relativiert und erklärt: "Sollte das
bislang geplante Verfahren zur Vergabe eines 10jährigen Auftrags
nicht zeitgerecht abgeschlossen werden können, gibt es die
Möglichkeit, Interimsaufträge zu erteilen, um den Zeitraum
abzudecken, der überbrückt werden muss, um ein rechtssicheres
Verfahren für die Vergabe eines 10jährigen Auftrags durchzuführen.
Das Interesse an dem Verkehrsauftrag ist groß, denn, der Gewinner
eines Interimsauftrags hätte naturgemäß auch gute Chancen, den
Hauptauftrag zu gewinnen."
Selbst wenn es dem Kreis noch gelingen sollte, den
Busverkehr sicherzustellen, wird von den ursprünglichen
Zielen, die sich Verwaltung, CDU und Grünen gesetzt
haben, nicht viel übrig bleiben, sagt die SPD. „Man
wollte unbedingt weg von der Regionalverkehr
Köln (RVK) als dem Unternehmen, das den Busverkehr durchführt.
Gleichzeitig wollte man mehr Service für die Kunden, bessere Busse
und niedrigere Kosten. Jetzt hat man der RVK den Stuhl vor die Türe
gesetzt, wird aber vermutlich höhere Kosten haben und schlechteren
Service bekommen“, prophezeit Timm.
Schon 2016 waren die gleichen Verantwortlichen mit einem Verfahren
gegen die RVK gescheitert. Die Kosten für diese rechtliche
Auseinandersetzung mit der RVK betrugen im Jahr 2016
genau 122.305 Euro brutto.
Redakteur/in:Ulf-Stefan Dahmen |
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