Hobby: Funkamateur
Die Lizenz zum Löten
Region - Der Amateurfunk fasziniert auch in Zeiten von Smartphones,
Internet-Telefonie und Voice-Chats technikinteressierte Menschen.
Schließlich bietet der Amateurfunk sogar die Möglichkeit, mit den
Astronauten der Raumstation ISS oder den Wissenschaftlern der
Antarktis-Station Neumayer III Kontakt aufzunehmen. Das nötige
Grundzeug dazu vermittelt die Interessengemeinschaft Amateurfunk
Pulheim-Rhein/Erft. Wer hier gut aufpasst erhält am Ende die
„Lizenz zum Löten“.
Ein dichtes Netz von Amateurfunkstationen überspannt die Erde. Rund
2,8 Millionen Funkamateure weltweit halten Kontakt zueinander,
ungeachtet aller Staatsgrenzen und Unterschiede in Sprache, Herkunft
und Religion.
„Amateurfunk ist gelebte Völkerverständigung“, ist Olaf Preisen
überzeugt. Der Technikbegeisterte wurde von seinem Freund Sven
Pajonczek auf die „IGA Interessengemeinschaft Amateurfunk
Pulheim-Rhein/Erft“ aufmerksam gemacht und hat erst vor wenigen
Monaten seine Prüfung zum Funkamateur bei der Bundesnetzagentur in
Dortmund abgelegt. Diese wird umgangssprachlich auch als die „Lizenz
zum Löten“ bezeichnet.Jetzt ist er offiziell ein OM – ein „Old
Man“, wie sich die männlichen Funkamateure selbstironisch nennen.
„Das Hobby hat nun mal den Ruf, hauptsächlich von alten Männern
betrieben zu werden“, erklärt der 39-Jährige. Funkamateurinnen
werden als YL (Young Lady) bezeichnet, es sei denn sie sind
verheiratet, dann werden zur XYL (Ex Young Lady).
Abkürzungen spielen bei den Funkern ohnehin eine große Rolle. So
steht BCNU für „Hoffe Dich wieder zu treffen“ (be seeing you), CS
für „Rufzeichen“ (call sign), 88 für „Liebe und Küsse“ oder
99 für „Verschwinde“. Nach Angaben des Deutschen Amateur Radio
Clubs gehören in Deutschland knapp 65.000 Menschen zur Gemeinschaft
der nicht kommerziellen Amateurfunker. Die Tendenz sei allerdings
rückläufig.
Dabei sind auf den internationalen Funkwellen echte Berühmtheiten wie
der Astronaut und Geophysiker Alexander Gerst (Amateurfunkrufzeichen:
KF5ONO), Apple-Mitbegründer Steve Wonziak (WA6BND), Schauspielerin
Priscilla Presley (N6YOS) oder Prinz Albert von Monaco (3AØAG)
unterwegs.
Die „Lizenz zum Löten“ berechtigt zum Senden, zum Selbstbau eines
Senders und dessen Inbetriebnahme. „Der Amateurfunk dient nicht nur
zum Funkbetrieb. Sinn und Zweck ist auch die Forschung und
Entwicklung. Viele heute kommerziell genutzte Techniken sind auf die
Experimente und Forschungen von Funkamateuren zurückzuführen“,
erklärt Preisen.
Der gelernte Kommunikationselektroniker konnte der IGA
Pulheim-Rhein/Erft jetzt auch etwas zurückgeben, indem er einen
Praxis-Lötkurs für die frischgebackenen Funkamateure anbot. In den
Räumlichkeiten der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Pulheim
standen Werkzeugkunde und der richtige Umgang mit dem Lötkolben auf
dem Programm. Neben dem Bau eines eigenen kleinen Senders und dem
Verlöten von winzigen SMD Bauteilen zu einem Verstärker wurden sogar
moderne Prozessoren in Kleinsttechnik von den Teilnehmern von Hand
verlötet. „Die meisten hatten vor dem Workshop größtenteils noch
nie einen Lötkolben in der Hand“, lobt Preisen seine Schüler.
Die IGA wird auch in diesem Jahr im September einen Ausbildungskurs
zum Funkamateur anbieten. Es gibt keine Altersgrenzen für den Erwerb
eine Amateurfunklizenz. Am letzten Kurs haben erfolgreich Teilnehmer
im Alter von 13 bis 63 Jahren teilgenommen.
Weitere Infos auf:
www.ig-amateurfunk.de
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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