Mit dem Trecker nach Santiago
Franz Sahm startet zur 5000-Kilometer-Tour

Am Freitag, 31. Juli, startet Franz Sahm zu seiner außergewöhnlichen Reise. | Foto: Gabriele Rupprecht
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Rhein-Erft-Kreis - Das Pilgerziel Santiago de Compostela in Nordspanien ist auf
vielfältige Weise erreichbar – den Jakobsweg kann man zum Beispiel
wandernd, radelnd, mit dem Bus oder Auto zurücklegen, auf einen
Schlag oder in Etappen.

Franz Sahm aus Erftstadt-Niederberg hat sich für eine extravagante
Variante entschieden. Wenn er am 31. Juli die rund 5000 Kilometer
lange Reise gemeinsam mit seinem Nachbarn Johannes Holler antritt,
werden die beiden auf ihren Traktoren sitzen. Vier Wochen nehmen sie
sich Zeit, danach muss der Nachbar, der im vorigen Jahr seinen 60.
Geburtstag feierte, wieder arbeiten. Am 30. August wollen die Männer
zurück sein. 180 Kilometer am Tag haben sie sich vorgenommen, bei
einer Geschwindigkeit von 24 Stundenkilometer ist das in 28 Tagen rein
rechnerisch zu schaffen. „Wir haben das ausprobiert mit einer
Testfahrt nach Luxemburg. Da haben wir 270 Kilometer geschafft und
hatten noch Luft nach oben“, verrät Sahm. Der Drei-Zylinder-Eicher
Tiger 74 ist Baujahr 1977, hat 35 PS, drei Zylinder und verbraucht am
Tag rund 40 Liter Diesel.

„Ein Jahr lang werkelt mein Mann schon an der Ausstattung herum“,
berichtet Ehefrau Christa. „Da gab es viele Ideen, und manch netten
Abend mit den Nachbarn.“
Wenn das Duo auf Campingplätzen Halt macht, wird vor allem Sahms
„Tiger“ mit seinen kreativen Ausbauideen die Blicke auf sich
ziehen. Schließlich ist fast so etwas wie ein „Teckermobil“
entstanden. Am Heck befindet sich eine Kiste, aus der man eine kleine
Küche ausziehen kann und ein Campingstuhl, obendrauf kommt die
Luftmatratze zum Schlafen, wenn es regnet, wird ein großer Schirm
aufgespannt. Außerdem hat Sahm den Streckenverlauf aufgezeichnet: Hin
geht es über Trier, Nevers, Limoges, St. Jean-Pied-de-Port und León
nach Santiago de Compostela, zurück am Meer entlang über Gijón und
Bilbao. Ein Inverter bietet rechts neben dem Fahrersitz die
Möglichkeit, das Handy zu laden und die Kühltasche anzuschließen.
Halter für Kaffeebecher und Thermoskanne sind zur Linken montiert.
Der Beutel mit Duschwasser wird an einer ausklappbaren Stange
aufgehängt. Und ein gelbes Blinklicht macht zusätzlich auf das
Fahrzeug aufmerksam.

Mit dem Pilgerort verbindet Sahm allerdings nicht nur das extravagante
Reisemobil. Als er in den Jahren 2004 und 2005 lebensbedrohlich
erkrankt war, versprach er, den Jakobsweg zu machen, wenn er wieder
gesund wird. Und so nahm er sich zwischen 2005 und 2010 die Strecke
etappenweise mit dem Rad vor, begleitet von seiner Frau Christa im
Wohnmobil. Als das Paar auf einem Campingplatz in Santiago de
Compostela einen Traktor mit Anhänger sah, da beschloss Sahm: „Das
mache ich auch, wenn ich 70 bin.“ Die Antwort seiner Frau kam
ebenfalls spontan: „Ohne mich!“ Allerdings begleitet sie die
Aktivitäten ihres Mannes mit Wohlwollen. Ob sie sich Sorgen macht
wegen der langen Reise? „Nein, ich glaube die Kinder machen sich
mehr Sorgen.“ Positiv zu Buche schlagen dürfte zudem die Tatsache,
dass Sahm an extreme Hitze gewöhnt ist. In seinem Berufsleben sei er
durch die ganze Welt gereist, lediglich in Indien sei ihm das Klima zu
heiß gewesen. Das Rad, mit dem er die erste Pilgerreise unternehm,
ist natürlich auch diesmal wieder mit dabei, schließlich möchte
Sahm am Abend mobil sein. Auf jeden Fall will sich Sahm von unterwegs
melden. Darüber werden wir gerne berichten.
Gute Reise!

Redakteur/in:

REDAKTEURIN Gabriele Rupprecht aus Erftstadt

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