Straße des Handwerks
Handwerk wird sichtbarer
Region (red). Seit fünf Jahren ist Klaus Friedrich Kreislehrlingswart im Bereich der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft. Der Brühler Metallbaumeister würde dieses Ehrenamt gerne weiter ausüben. „Wenn ich denn noch einmal gewählt werden“, sagt er schmunzelnd. Im Vorfeld der 25. Hürther Ausbildungsbörse haben wir mit Friedrich über die aktuelle Situation im Handwerk und die Perspektiven für die kommenden Jahre gesprochen.Herr Friedrich, Ehrenamt ist immer mit viel Arbeit, wenig Ehr‘ und meist ohne Vergütung verbunden. Deshalb zu Beginn die Frage: Warum machen Sie das?Klaus Friedrich: Ich habe selbst als Auszubildender von meinem Meister Franz Mülfarth ganz viel Unterstützung bekommen und gemerkt, wie wichtig und wertvoll diese Unterstützung ist. Ich möchte davon etwas zurückgeben. Unsere jugendlichen Auszubildenden brauchen Hilfestellung auf vielen Ebenen.Hilfe, die über die berufliche Ausbildung hinaus geht? Klaus Friedrich: In den Schulen werden, das ist zumindest mein Eindruck, zu oft die falschen Akzente gesetzt. Die Allermeisten lernen nur noch für den Augenblick, für die nächste Klausur. Hinzu kommen die vielen digitalen Gadgets, die nicht förderlich sind, lernen zu lernen. Bildung dauert aber ein Leben lang. Und, aus unserer Sicht ganz wichtig: In den Schulen fehlt der handwerkliche Aspekt völlig. Über alle Branchen hinweg wird der Fachkräftemangel beklagt. Ganz besonders laut sind die Klagen aus dem Handwerk und das schon seit Jahren. Woran liegt es?Klaus Friedrich: Natürlich gibt es nicht den einen Grund. Viele Dinge spielen eine Rolle. Seit vielen Jahren schon stellen wir einen völlig unnötigen Drang zur Akademisierung fest. In der Folge steigt die Zahl der Studienab-brecher zum Beispiel. Die handwerkliche Ausbildung im Dualen System – übrigens ja weltweit anerkannt und hochgelobt - braucht auch im eigenen Land die nötige Anerkennung und politische Unterstützung. Zudem muss ich selbstkritisch feststellen, dass wir mehr Betriebe brauchen, die Ausbildungsplätze anbieten. Dafür werbe ich in unseren Gremien immer wieder. Und dann hat letztlich Corona bei uns in den Handwerksbetrieben große Löcher gerissen.Wie ist das zu verstehen? Können Sie das etwas genauer erläutern?Klaus Friedrich: Bei der Suche nach Auszubildenden sind wir als mittelständische und oft familiengeführte Betriebe auf Präsenzveranstaltungen angewiesen. Ausbildungsplatzbörsen zum Beispiel oder Veranstaltungen in den Schulen und, ganz wichtig, Praktika in unseren Betrieben. All das war ja in den vergangenen beiden Jahren nahezu völlig weggebrochen.Da kommt die 25. Hürther Ausbildungsplatzbörse zum richtigen Zeitpunkt….Klaus Friedrich: Ja, für uns ist das immes wichtig. Wir brauchen diese Plattform um die Vielfalt des Handwerks zeigen zu können und mit den Jugendlichen, aber auch deren Eltern ins Gespräch zu kommen.Was dürfen wir uns denn unter der ‚Straße des Handwerks‘ vorstellen, mit der sie in Hürth auftreten?Klaus Friedrich: Unsere Innungsbetriebe suchen ganz unterschiedliche Talente und sind deshalb auch keine Konkurrenten. Folglich macht es großen Sinn, das Handwerk in seiner ganzen Vielfältigkeit zu präsentieren. Mit vielen praktischen Elementen zum Ausprobieren: Die Bäcker, die Metallbauer, Maler, vielleicht auch die Friseure, die Baugewerke und viele mehr. Mit der ‚Straße des Handwerks, also einem Gemeinschaftsstand vieler Innungen, sind wir einfach besser sichtbar. Die Innungen im Bereich der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft repräsentieren ja immerhin rund 1.400 Handwerksbetriebe in der Region. Und von unserem Selbstverständis her, vertreten wir das gesamte Handwerk.
Zum Schluss noch die Frage nach der aktuellen Situation auf dem Lehrstellenmarkt. Wie sieht es aus?Klaus Friedrich: Wir haben im Handwerk tatsächlich die Zahlen der Vor-Corona-Jahre wieder erreicht. Das ist natürlich zunächst einmal ein gutes Zeichen. Aber es darf nicht darüber hinweg täuschen, dass wir insgesamt mehr Azubis im Handwerk brauchen.
Redakteur/in:Ulf-Stefan Dahmen |
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