Eine neue Heimat für Ali, Ragad und Mariam
Irakisches Paar floh vor Glaubenskonflikt

Ali Al-Rubaiawi aus dem irakischen Bagdad mit seiner Frau Ragad Al-Rawe, der kleinen Miriam und Dr. Simone Jendrysek. Sie nahm die kleine Familie unter ihre Fittiche. Und so klappt es nun auch mit der Integration.  | Foto: Gabriele Rupprecht
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  • Ali Al-Rubaiawi aus dem irakischen Bagdad mit seiner Frau Ragad Al-Rawe, der kleinen Miriam und Dr. Simone Jendrysek. Sie nahm die kleine Familie unter ihre Fittiche. Und so klappt es nun auch mit der Integration. 
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Dies ist die Geschichte einer Privatinitiative. Für Ali, Ragad
und die kleine Mariam ist es die Geschichte vom Ankommen in einem
neuen Leben in Sicherheit und von Integration. Sie beginnt im
irakischen Bagdad und endet in Bliesheim.

Erftstadt-Bliesheim. Doch der Reihe nach. Dr. Simone Jendrysek
lernte über den geflüchteten Ali Hasan, den sie zunächst als
Praktikanten beschäftigte und später als Tierarzt in ihrer Praxis
anstellte, Ali Al-Rubaiawi kennen. Der 30-Jährige und seine Frau
Ragad Al-Rawe stammen aus dem Irak. In Bagdad hatten sich die beiden
kennen und lieben gelernt. Einziger Haken daran: Sie ist Sunnitin und
er Schiite. Doch die beiden folgten ihren Gefühlen und heirateten.
Die Verbindung erwies sich angesichts der Konflikte zwischen den
beiden Glaubensgruppen als zunehmend gefährlich. Als Ragad schwanger
wurde, kratzte Ali alles Geld zusammen und schickte Ragad mit dem
Flugzeug ins rettende Europa. Er selbst machte sich zu Fuß auf den
Weg und erreichte seine Frau nach vier Monaten. Über Bonn und
Euskirchen, wo Ragad die kleine Mariam zur Welt brachte, kam die
Familie schließlich in die Flüchtlingsunterkunft in der
Radmacherstraße in Liblar. Das Nichtstun dort sei das Schlimmste
gewesen, erinnert sich Ali. Beim Fußballspielen im SV Köttingen
lernte Ali seinen Landsmann Ali Hasan und über ihn Jendrysek kennen.
Sie schloss die Familie spontan ins Herz: „Diese Menschen wollen
sich integrieren und machen es einem nicht schwer!“
Der junge Familienvater wurde aktiv, begab sich auf Wohnungssuche,
Jendrysek half dabei. In der Frankenstraße wurde man im September
2017 fündig. Bereits im Juni hatte Jendrysek beim Feuerwehrfest eine
Idee: „Die Feuerwehr sucht doch dringend Leute. Und Ali hatte an der
Uni Bagdad für einen Sicherheitsdienst gearbeitet. Da könnte doch
ein Praktikum bei der Freiwilligen Feuerwehr in Bliesheim die Weichen
für eine berufliche Zukunft stellen – sei es im Rettungs- oder
Sicherheitsdienst oder bei der Feuerwehr.“

Das kam gut an bei den Wehrleuten, sie nahmen Ali als ehrenamtlichen
Helfer mit offenen Armen auf. Zwar nimmt Ali fleißig an
VHS-Deutschkursen teil, aber die Verständigung ist noch etwas
holprig. Bei der Freiwilligen Feuerwehr wusste man sich zu helfen.
Steffen Huthmacher hatte gerade sein Abitur gemacht und bis zur
Aufnahme seines Studiums Zeit, Ali als Pate beizustehen und den
Dolmetscher auf Englisch zu geben. Lief die Verständigung zunächst
ausschließlich auf Englisch, so wird die Kommunikation auch auf
Deutsch zunehmend flüssiger. „Ali bringt sich total ein. Er hilft
beim Aufstellen des Maibaumes, beim Martinszug, nimmt an den
Übungsabenden und am Unterricht teil“, freut sich Jendrysek. Auch
die Feuerwehrleute lernten den irakischen Neuzugang schnell schätzen.
Wo etwas zu tun ist, steht Ali bereit. In seiner Feuerwehrmontur ist
er selbstverständlicher Bestandteil der Truppe. Und wenn gekocht
wird, gibt es statt Schweine- eben Rindergulasch und zum Grillen auch
Geflügel. Wenn die sprachliche Voraussetzung gegeben ist, wird Ali
den Grundlehrgang machen können und sich Schritt für Schritt eine
berufliche Perspektive erarbeiten.
Zusätzlich arbeitet Ali zehn Stunden im Monat als Platzwart im
örtlichen Reitverein, und Ragad hat eine Stelle als Reinigungskraft.
Auch Ersatzgroßeltern für die mittlerweile 15 Monate alte Mariam
sind gefunden. Ein Paar aus Bliesheim steht der Familie zur Seite,
hilft außerdem bei Behördengängen. Mittlerweile ist der Asylantrag
anerkannt. Für Ali und Ragad steht fest: Auch wenn sie ihre Familien
und Freunde im Irak zurücklassen mussten, ein Zurück gibt es für
sie nicht mehr. In Bliesheim haben sie eine neue Heimat gefunden.

Ali Al-Rubaiawi aus dem irakischen Bagdad mit seiner Frau Ragad Al-Rawe, der kleinen Miriam und Dr. Simone Jendrysek. Sie nahm die kleine Familie unter ihre Fittiche. Und so klappt es nun auch mit der Integration.  | Foto: Gabriele Rupprecht
Ali Al-Rubaiawi mit seinem Paten Steffen Huthmacher. | Foto: Heinz-Peter Brandenberg
Redakteur/in:

REDAKTEURIN Gabriele Rupprecht aus Erftstadt

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