Mein Hobby
Kölsche Originale aus Frechen
Rheinische Originale, bunte Clowns, tanzende Piraten und fröhliche Schneemänner aus Zinn sind die Leidenschaft von Franz Josef Gronewald aus Frechen. Der 75-Jährige gießt seit über 30 Jahren Zinnfiguren nach eigener Vorlage. Ein handwerklich und künstlerisch schwieriges Unterfangen, denn die Formen müssen, mit speziellem Gerät, zuvor in Schieferplatten oder in Silikon graviert werden.
Frechen. Angefangen hat alles mit einer Ritterburg. Diese bekam Gronewald als Kind geschenkt, dazu einige Zinnsoldaten. „Ritter waren meinen Eltern wahrscheinlich zu teuer gewesen“, vermutet der Frechener. Aber Ritterburg und Soldaten kamen gut an beim kleinen Franz Josef und so wuchs dessen Zinnsoldaten-Armee stetig an. Römische Legionäre, Germanen, Musketiere sowie Soldaten aus der napoleonischen Epoche wurden mithilfe von gekauften Formen gegossen, angemalt und in aufwendig gestalteten Dioramen zur Schau gestellt.
Vor 31 Jahren dann war für den gelernten Installateur die Zeit gekommen, seine erste eigene Form herzustellen. „Dazu habe ich mir Einiges angelesen, Offizinen (Zinngießereien) besucht und mit Profis gesprochen“, erinnert er sich. „Fast unmöglich“ sei es gewesen, an das notwendige Werkzeug heranzukommen. Nach „einigem Hin und Her“ lieferte schlussendlich doch ein Hersteller „ausnahmsweise“ an eine Privatperson.
Seine erste eigene Form war eine kleine Truhe und ein Fass. Es folgte ein erstes rheinisches Original. Die Wahl fiel auf den „Schutzmann Streukooche“, den Nachtwächter und preußischen Polizeibeamten Johann Jakob Hehn. Zu dessen Aufgaben gehörte, die Bäckergesellen und -Lehrlinge im Kölner Severinsviertel zu wecken. Eines nachts verwechselte er dabei einen - zum Auskühlen vor die Tür gestellten - Streuselkuchen (kölsch: Streukooche) mit einer Fußmatte. Die Geschichte sprach sich schnell rum und der passende Spitzname war geboren. Auf den Schutzmann folgten Tünnes und Schäl sowie ein „Roter Funke“ der Traditionsgesellschaft Kölsche Funke rut-wieß vun 1823, der auch Gronewald seit vielen Jahren angehört.
80 bis 100 Stunden, je nach Menge der Details, graviert er an den Gussformen. Dabei müssen die Passformen exakt aufeinander abgestimmt sein. „Ein Stich zu viel und die Form ist nichts mehr wert“, erklärt er. Doch bevor es ans Gravieren geht, müssen die Schiefersteine noch geschliffen werden und zwar so glatt, dass sie nass aufeinander haften. Etwas leichter geht es mit den moderneren Silikonformen, auf die Gronewald im Alter verstärkt zurückgreift. Über ein Gießloch wird anschließend das erhitzte Zinn in die Form gegossen. Das ausgekühlte Ergebnis wird nachgearbeitet und anschließend liebevoll mit Ölfarben bemalt.
Bis zur Schließung im Jahr 2006 hat Gronewald seine Figuren im Kölner Spielwarengeschäft Feldhaus auf der Schildergasse angeboten. „Die hatten eine Annonce in der Zeitung geschaltet, in der sie jemanden suchten, der Zinnfiguren gießen kann. Ich bin hin und habe ihnen meine kölschen Originale gezeigt. Sie waren begeistert und wollten mal gucken, ob die sich verkaufen ließen“, erinnert sich der Frechener. Etwas überrascht habe ihn dann das nächste Gespräch mit dem Spielwarenladen: „Die riefen an und sagten: Die Figuren sind alle verkauft. Wir brauchen 15 Exemplare davon, 10 davon, 10 davon…. Da musste ich erstmal klarmachen, dass ich solche Mengen nicht schaffen kann. Es war ja nur mein Hobby und sollte auch weiter Spaß machen.“ Man konnte sich einigen und so wurde nur das verkauft, was Gronewald liefern konnte.
Heute verschenkt er seine Kreationen nur noch an Freunde, Verwandte und Karnevalisten. Oder er stellt sie in seine persönliche Sammlung. Weit über 1000 Zinnfiguren, zum Teil in Glasvitrinen, zum Teil in bunten Dioramen, finden sich im Haus des 75-Jährigen. „Dabei ist mir wichtig, dass jede Figur eine Geschichte erzählt und nicht einfach nur so rumsteht“, erzählt er. Gezählt hat er sie noch nie. „Aber wenn eine fehlt, dann merke ich das sofort“, ist Franz Josef Gronewald überzeugt.
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Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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