Winterrasen kontra Kunstrasen
Kreissportbund bietet eine ökologische Alternative an
Rhein-Erft-Kreis - „Kunstrasenplätze sind völlig überbewertet.“ Dieser Satz fasst
die Meinung des Vorsitzenden der Kreissportbundes Harald Dudzus und
des Vorsitzenden des Stadtsportverbands Erftstadt Peter
Kaulen-Windgassen kurz und knapp zusammen. Mehr noch – beide haben
eine Alternative zum Objekt der Begierde vieler Fußballvereine, die
sie zumindest als Diskussionsgrundlage in die Entscheidungsfindung
einbringen möchten.
Aber der Reihe nach. Ihre Kritik am Kunstrasenplatz macht sich fest an
den hohen Kosten, einerseits für die Umrüstung in Höhe von rund
500.000 Euro und für die nach zwölf Jahren fällige Sanierung und
Entsorgung des Kunstrasenteppichs, die mit wiederum 350.000 Euro und
steigender Kostentendenz zu Buche schlägt. Zudem sind es 7000
Quadratmeter Sondermüll, die eine hohe Umweltbelastung durch
Mikroplastik verursachen. „Ich wäre vor diesem Hintergrund sogar
für ein Kunstrasenverbot, einerseits wegen der ökologischen
Komponente, aber auch wegen der größeren Verletzungsgefahr durch ein
schlechteres Gleitverhalten“, erklärt Kaulen-Windgassen.
Das Argument vieler Vereine, dass sie einen Kunstrasenplatz brauchen,
damit Eltern ihre Kinder anmelden, lässt Dudzus nicht gelten: „Hier
findet lediglich ein Verdrängungswettbewerb statt, der dazu führt,
dass sich bei steigender Zahl von Kunstrasenplätzen die Nachfrage
wieder nivelliert.“ Sowohl für die Vereine als auch für die
Städte bringe der Kunstrasenplatz auf lange Sicht finanzielle
Probleme mit sich, da die klammen Kommunen die Kosten für die teure
Sanierung in den Haushalt einstellen müssten. „Hier gibt es eine
starke Kunstrasen-Lobby, die die Vereine unter Druck setzt. Ist der
Kunstrasenplatz erst mal da, können die Firmen bei der Sanierung dann
die Preise diktieren“, führt Dudzus aus. Zudem leide der
Schulsport, denn Aschenbahn und Sprunggrube fielen dem Bau meist zum
Opfer, um Schmutzeintrag auf den Kunstrasen zu vermeiden.
Die Recherche des KSB und des SSV Erftstadt förderte eine
interessante Alternative aus Süddeutschland zutage: Das vom Münchner
Rasensachverständigen Dr. Clemens Mehnert entwickelte Prinzip des
Winterrasenplatzes. Auf seiner Referenzliste steht die Hälfte aller
aktuellen Fußballbundesligisten, darunter der FC Bayern mit seiner
Allianz-Arena.
Bei der Umrüstung des Aschenplatzes auf einen Winterrasenplatz
entsteht ein äußerst wasserdurchlässiger Rasenplatz, dessen
Nutzungsmöglichkeiten sehr viel besser sind als bei einem normalen
Rasenplatz. Wegen seines speziellen Aufbaus ist er viel robuster und
auch länger bespielbar, etwa im Frühjahr und Herbst. Die Umbaukosten
werden je nach Beschaffenheit des bestehenden Platzes auf 120.000 bis
170.000 Euro beziffert. Der jährliche Pflegeaufwand beträgt,
ähnlich wie beim Kunstrasenplatz rund 10.000 Euro.
Diese Alternative wollen Dudzus und Kaulen-Windgassen nun in die
Diskussion bringen, damit kleinere Vereine, die sich einen teuren
Kunstrasenplatz nicht leisten können, eine Möglichkeit haben, ihre
Situation im Wettbewerb mit den größeren „Kunstrasenvereinen“
entscheidend zu verbessern.
Auch die technische Beigeordnete Monika Hallstein ist „froh, dass
das Thema in die Diskussion kommt“ und stellt fest, dass ein gut
gepflegter Naturrasenplatz aus sportlicher und ökologischer Sicht
einem Kunstrasenplatz vorzuziehen ist, wenn 1000 Spielstunden im Jahr
nicht überschritten werden.
Das Prinzip des Winterrasenplatzes nach „Rasenpapst“ Mehnert
wollen Dudzus und Kaulen-Windgassen nun auch in den Städten des
Rhein-Erft-Kreises vorstellen, wobei sie erfolgreiche Beipiele aus
NRW, etwa beim TUS Baerl in Duisburg und TUS Eudenbach bei
Königswinter, anführen.
Redakteur/in:REDAKTEURIN Gabriele Rupprecht aus Erftstadt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.