Ommelstal
Naturschutzgebiet in Gefahr

Seit einigen Wochen werden in den Waldflächen des Naturschutzgebietes „Kernzone Ommelstal“ immer mehr „Waldtipis“ festgestellt. Hierbei handelt es sich um kleine Hütten, die aus herumliegendem Totholz und gefällten Bäumen - vermutlich als Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen - errichtet wurden. Zwischen den Tipis wurden Wege angelegt, die teilweise rechts und links von gefällten Bäumen und daran befestigten Geländern begrenzt werden. | Foto: Rhein-Erft-Kreis
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  • Seit einigen Wochen werden in den Waldflächen des Naturschutzgebietes „Kernzone Ommelstal“ immer mehr „Waldtipis“ festgestellt. Hierbei handelt es sich um kleine Hütten, die aus herumliegendem Totholz und gefällten Bäumen - vermutlich als Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen - errichtet wurden. Zwischen den Tipis wurden Wege angelegt, die teilweise rechts und links von gefällten Bäumen und daran befestigten Geländern begrenzt werden.
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Stommeln - (hs) Das Ommelstal ist ein Naturschutzgebiet zwischen Stommeln,
Fliesteden und Manstedten. Seit Jahrzehnten kümmert sich Dieter Bunge
um diese Perle der Natur inmitten landwirtschaftlich genutzter
Flächen.

Seinen Ursprung fand das Biotop 1968: Aus einer Brache wurde ein
Landschaftsschutzgebiet. Später kamen weitere Flächen hinzu als
Ausgleich für die Bundesstraße 59n. Inzwischen bietet das Ommelstal
Lebensraum für Lerchen und Hasen, Wasservögel und Amphibien und
andere mehr. Vor zwei Jahren wurde es Naturschutzgebiet.

Im Laufe der Jahrzehnte haben die Mitglieder des Freundeskreises
Ommelstal-Fuchshecke auf eigene Kosten sich um das Biotop gekümmert.
„Wir haben mindestens 10.000 Bäume gepflanzt, die wir uns erbettelt
haben“, so Dieter Bunge. Der 91-Jährige hat in den vergangenen
Jahre viel Unterstützung erfahren, aber auch herbe Rückschläge
hinnehmen müssen. etwa als die Forstverwaltung auf dem großen
Abhang, der naturmäßig beplanzt war, Büsche und Baume ausgerissen
hatte, um 2.000 Eichen zu pflanzen. „Die haben den Hang kaputt
gemacht“, so Bunge. Er mahnt und warnt seit Jahren, trifft auf viel
Desinteresse bei verantwortlichen Stellen. Mit einer Handvoll Helfer
zieht er am Wochenende regelmäßig ins Gelände, um aufzuräumen.
Aber es finden sich keine neuen Mithelfer. Jetzt merkt Bunge, dass die
Arbeit mit den Jahren nicht leichter wird. Und es fehlt an
Unterstützung. Der Naturschützer resigniert: „Ich mag bald nicht
mehr.“

Aber Vandalismus und Zerstörungswut nehmen in Zeiten von Corona sogar
noch zu: Der Wald befindet sich im Naturschutzgebiet und soll als
Rückzugsort für wildlebende Tiere so ungestört wie möglich
belassen werden. Hierzu gehört einerseits ein Verbot des Verlassens
der Wege, aber andererseits auch ein Verbot des Zerstörens der Natur.
Vor allem Jugendliche scheinen das Naturschutzgebiet als
Abenteuerspielplatz zu begreifen. Nach Hinweisen der
Ortsbürgermeisterin und aus der Bevölkerung hat der Rhein-Erft-Kreis
als Eigentümer zusammen mit dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft die
Flächen besichtigt.Die aus Totholz und gefällten Bäumen errichteten
Tipis stellen einen deutlichen Eingriff in diese geschützte
Waldfläche dar. Die angelegten Pfade zwischen den Tipis sind
inzwischen so stark verdichtet, dass der Waldboden hier vollständig
kahl ist. Das Wegegebot im Naturschutzgebiet soll derartige
Beeinträchtigungen verhindern. Außerhalb der Wege ist deutlich zu
erkennen, dass hier der Waldboden natürlicherweise von krautigen
Pflanzen bewachsen ist. Das Fällen von Bäumen stellt als
Sachbeschädigung eine Straftat im Sinne des Naturschutz- und des
Waldgesetzes dar.

Dem Rhein-Erft-Kreis ist bewusst, dass in dieser außergewöhnlichen
Zeit der Wald als Rückzugs- und Erholungsraum für die Menschen an
Bedeutung gewinnt. Um auch in Zeiten nach Corona gesunde Waldbestände
und Schutzgebiete für jedermann sicherstellen zu können, ist es dem
Kreis ein Anliegen, nicht nur an die zwischen-menschliche
Rücksichtnahme zu appellieren, sondern gleichermaßen an die
Rücksichtnahme gegenüber der Natur und den Wildtieren. Für diese
ist – besonders im waldarmen Kreis – ein ungestörter und
langfristig bestehender Waldbestand von immens hohem Wert. Um im
Naturschuatzgebiet Ommelstal diesen Zustand wiederherzustellen, wird
der Kreis auf eigene Kosten die erbauten Tipis entfernen, den
verdichteten Boden wieder auflockern und die gefällten Bäume
ersetzen.

Außerdem wird die Beschilderung des Naturschutzgebietes ergänzt, um
noch besser auf die besondere Schutzwürdigkeit des Ommelstals
aufmerksam zu machen. Gleichzeitig werden die Kontrollen intensiviert,
um solche Eingriffe in die Natur zukünftig möglichst zu verhindern.

Seit einigen Wochen werden in den Waldflächen des Naturschutzgebietes „Kernzone Ommelstal“ immer mehr „Waldtipis“ festgestellt. Hierbei handelt es sich um kleine Hütten, die aus herumliegendem Totholz und gefällten Bäumen - vermutlich als Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen - errichtet wurden. Zwischen den Tipis wurden Wege angelegt, die teilweise rechts und links von gefällten Bäumen und daran befestigten Geländern begrenzt werden. | Foto: Rhein-Erft-Kreis
Naturschutzbeauftragter Dieter Bunge kümmert sich seit Jahrzehnten im das Biotop Ommelstal. | Foto: Slomian
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