Kein Stillstand
Politik und Verbände wollen Sportstätten zügig wieder aufbauen
Erftstadt-Bliesheim - Gut dreieinhalb Monate nach dem verheerenden Hochwasser stehen auch
zahlreiche Vereine weiterhin vor den Trümmern ihrer Sportanlagen. Die
Politik und die Verbände wollen den Sportvereinen helfen, zügig ihre
Anlagen wieder aufzubauen. In Erftstadt versammelte sich deshalb eine
große Runde, die für die Bliesheimer Vereine bereits gute
Nachrichten im Gepäck hatte.
Es war eine große Delegation aus Vertreterinnen und Vertretern von
Stadtsportverband, Kreissportbund, Landessportbund NRW,
sportpolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen, der Staatskanzlei
sowie der Stadt Erftstadt, die sich am späten Donnerstagnachmittag im
Sportpark Bliesheim versammelte. Einer internen Besprechung, bei der
auch Dr. Fritz Jäckel, Beauftragter der NRW-Landesregierung für den
Wiederaufbau in den Flutgebieten, der Stand der Dinge erläutert
wurde, folgte eine Ortsbegehung der Sportanlagen des TC Bliesheim und
des Bliesheimer BC.
Stefan Klett: "Sportvereine haben unschätzbaren Anteil"
Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes (LSB) NRW, begrüßte
dabei auch Vertreter der beiden Vereine, die exemplarisch für viele
Betroffene stehen, und betonte: „Die Sportvereine haben einen
unschätzbaren Anteil am gesellschaftlichen Leben. Es bedarf eines
gemeinsamen Kraftakts, sie bestmöglich beim Wiederaufbau zu
unterstützen.“ Der LSB-Präsident wies darauf hin, dass man nach
der Katastrophe schnell Kontakt zu den Vereinen aufgenommen habe, um
die Schäden zu bestimmen. Gemeinsam mit dem Land wurden dann
Förderprogramme auf den Weg gebracht, die für den Wiederaufbau
genutzt werden können, „jetzt darf es auf Grund von Bürokratie und
sonstigen Hürden aber keinen Stillstand geben“, forderte Stefan
Klett.
Wiederaufbau-Beauftragter des Landes zu Gast in Erftstadt
Das konnte Dr. Fritz Jaeckel nur befürworten. Der
Wiederaufbau-Beauftragte des Landes stützte erste Einschätzungen auf
seine Erfahrungen aus den Hochwasserkatastrophen von 2002 und 2013 in
Sachsen. Meist empfehle es sich, die Sportstätten am jeweiligen Ort
wieder aufzubauen, weil ein Neubau an anderer Stelle durch
Genehmigungsverfahren oft deutlich länger dauere. Aber: „Die
Überlegungen von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach richten sich
sinnvoller Weise auch in die Zukunft, um im Zuge des Wiederaufbaus
unterstützende Maßnahmen zu realisieren, um künftige Schäden zu
verhindern und die Anlagen besser vor Hochwasser zu schützen.“
Wichtig für die Vereine sei vor allem, dass „man ihnen am besten
einen Verantwortlichen an die Hand gibt, der den Betroffenen in allen
Angelegenheiten hilft. Das ist mein Rat an die Kommunen.“
Wiederaufbaumanager für Erftstadt: Gerd Schiffer
Für die Stadt Erftstadt wurde dieser Verantwortliche jüngst berufen:
Gerd Schiffer. In der gestrigen Stadtratssitzung wurde er zum
Wiederaufbaumanager für Erftstadt gewählt. Er wird nun ein Team
anführen, das sich um die städtische Infrastruktur und deren
Wiederaufbau kümmert. Eine „Baustelle“ sind die betroffenen
Sportstätten und Vereine.
Deren Vertreter wiesen angesichts der immer noch allgegenwärtigen
Schäden auf den Anlagen des TCB und des BBC auf ihre weiterhin
aktuellen Probleme hin, die vor allem mit der Tatsache verbunden sind,
dass die Vereine Nutzer, nicht aber Eigentümer der Anlagen sind. Das
ist die Stadt Erftstadt. „Wir haben unsere komplette Sportanlage
gesäubert und auch die städtische Turnhalle ausgeräumt. Für uns
ist jetzt erstmal einmal wichtig, eine definitive Aussage zu erhalten,
ob es für uns hier weitergeht oder nicht. Vorher brauchen wir
beispielsweise unser vereinseigenes Sportheim nicht zu renovieren“,
betonte Michael Möller, 2. Vorsitzender des Bliesheimer BC.
Gerd Schiffer gibt Zusage für Bliesheimer Sportpark
Für den Bliesheimer Sportpark konnte Gerd Schiffer vor Ort die Zusage
geben, „dass die Anlagen des BBC und des TCB an Ort und Stelle
wieder aufgebaut werden.“ Für die Sportstätten in Blessem und
Ahrem muss erst noch entschieden werden, was die jeweils beste Lösung
ist.
Die Zusage für den Bliesheimer Sportpark freute neben Michael Möller
vor allem auch Yves Gruchot, 2. Vorsitzender des Tennisclubs
Bliesheim. Neben dem TCB-Vereinsheim samt Gastronomie wurden durch das
Hochwasser zwei Plätze des Vereins völlig zerstört. Sie müssen von
Grund auf neu gebaut werden. „Die höher gelegenen Plätze konnten
wir wieder nutzbar machen. Die Platzbauer sind aber aktuell so
ausgelastet, dass es sehr schwierig ist, Firmen zu finden. Gleiches
gilt auch für Handwerker, die unser Vereinsheim samt der Küche
wieder aufbauen. Das alles ehrenamtlich neben Beruf und Familie zu
organisieren, ist eine riesige Belastung“, erklärte Yves Gruchot.
Dr. Fritz Jaeckel zeigte Verständnis und bat: „Lassen Sie sich
nicht entmutigen. Schauen Sie sich auch überregional nach Firmen
um.“ Er versprach, selbst sein Netzwerk, vor allem in
Ostdeutschland, zu aktivieren. „Da ist die Hilfsbereitschaft
besonders groß, weil viele sich für die damalige Hilfe revanchieren
möchten. Vielleicht finden wir ja einen Platzbauer.“
Angesichts der immensen Schäden an den Sportanlagen, die in Bliesheim
auch massiv die städtische Turnhalle betreffen, die sowohl von
Vereinen als auch von der Schule genutzt wird, gab Dr. Jaeckel einen
weiteren Ratschlag: „Lassen Sie nicht zu knapp kalkulieren. Wir
haben in NRW insgesamt 318 betroffene Sportstätten und eine
kalkulierte Wiederaufbausumme von 93 Millionen Euro. Das sind rund
290.000 Euro pro Sportstätte. Wenn man sich dann die Schäden in NRW
vor Ort anschaut, bin ich mir nicht sicher, ob diese ersten
Schätzungen ausreichen.“
#article
Netzwerke bilden, Kräfte bündeln und an einem Strang ziehen
Neben Dr. Fritz Jaeckel versprach auch Stefan Klett Unterstützung und
verwies auf das Landessportbund-Büro samt Ansprechpartner. Und nicht
zuletzt der frisch installierte Wiederaufbaumanager für Erftstadt,
Gerd Schiffer, möchte schnellstmöglich mit dem Wiederaufbau
beginnen. Harald Dudzus, Vorsitzender des Kreissportbund Rhein-Erft,
verwies darauf, dass „natürlich nicht nur die Betroffenen in
Erftstadt, sondern alle im Rhein-Erft-Kreis die benötigte Hilfe
erfahren sollen.“
Und so stand am Ende das Versprechen, dass ein Netzwerk in Politik und
bei den Verbänden dafür sorgen soll, dass Kräfte gebündelt werden.
Alle wollen an einem Strang ziehen, um die Sportstätten zügig und
für die Zukunft gerüstet wieder aufzubauen. „Endlich“, betonte
Bliesheims Ortsbürgermeister Frank Jüssen: „Zwölf Wochen sind
vergangen, in denen die betroffenen Vereine von Bund und Land
regelrecht im Stich gelassen wurden. Jetzt müssen den Worten auch
endlich Taten folgen.“
Redakteur/in:Düster Volker aus Erftstadt |
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