Neustart mit hohen Auflagen
Schwierige Lage für Gastwirte
Rhein-Erft-Kreis - Nach sieben Wochen Stillstand und Schließung dürfen seit Montag
dieser Woche auch Restaurants und Hotels wieder öffnen. Doch nicht
alle Gastronomen machen davon Gebrauch.
„Ich möchte mir nicht vorwerfen, dass ich nicht alles versucht
habe“, sagt Rolf Dieffendahl vom Ristorante Bella Vista in der
Bedburger Mühle. Dieffendahl hat am Montag sofort wieder geöffnet,
obwohl er weiß, dass ihm geschätzte 85 Prozent seines Umsatzes in
den nächsten Monaten fehlen werden, weil er Hochzeiten und andere
Veranstaltungen nicht ausrichten kann. Aber das traditionsreiche Haus
setzt auf seine 16 Mitarbeiter, die hochmotiviert seien und den
„Kahn wieder in Schwung bringen wollten“. Die wenigen Hotelgäste
hätten in den letzten Wochen mit Pizzaschachteln auf den Zimmern
gesessen. Dieffendahl sieht sich hier auch als Dienstleister in der
Pflicht, der für die Gäste da sein müsse.
Die Auflagen für Restaurants und Lokale sind streng und vor allem
für kleinere Betriebe teilweise kaum zu erfüllen. Gäste müssen mit
eineinhalb Metern Abstand platziert werden, so dass vielfach nur jeder
zweite Tisch besetzt werden kann. Sitzplätze und Speisekarten müssen
desinfiziert werden, sobald ein Gast seinen Platz verlässt. Sascha
Bernartz vom Gasthaus Schweitzer in Kerpen-Sindorf möchte diesen
Aufwand nicht betreiben. „Ich kann nur rund 30 Prozent des Umsatzes
erzielen, müsste dafür aber viel mehr Personal einsetzen.“
Hauptgrund, dass das Gasthaus mit Cateringservice noch nicht öffnet,
ist jedoch die Sorge um die Gesundheit der Mitarbeiter und der Gäste,
wie Bernartz betont: „Wir sind durch die letzten Wochen gut
durchgekommen, ohne dass Mitarbeiter erkrankt sind. Die
Wiedereröffnung zum jetzigen Zeitpunkt halte ich für keine gute
Idee.“ Auch viele Lieferanten könnten nicht wie gewohnt liefern,
erklärt Bernartz. Das Gasthaus Schweitzer musste 65 Mitarbeiter in
Kurzarbeit überstellen, ist aber zuversichtlich, gut durch die Krise
zu kommen.
Das Steakhaus „La Chacra“ in Erftstadt-Lechenich hat am Montag
wieder losgelegt und die ersten Gäste bewirtet. Da das Lokal viel
Platz bietet und etwas verwinkelt ist, können circa 25 Gäste
untergebracht werden und den nötigen Abstand halten, weitere fünf
bis zehn finden bei schönem Wetter auf der Terrasse Platz, meint
Inhaberin Milica Vukicevic. Ja, die Auflagen seien zeit- und
kostenintensiv, ist sich die Gastronomin sicher. Das Steakhaus will
deshalb versuchen, die Gäste mit Reservierungen in zwei Sitzungen zu
versorgen, denn dann könnte fast die normale Zahl an Gerichten
ausgegeben werden, so Milica Vukicevic.
Ab nächster Woche können Gäste mit Smartphone im „La Chacra“
einen QR-Code scannen und sich die Speisekarte aufs Handy laden. Dann
entfällt vielfach die Desinfektion der Speisekarten. „Ältere
Gäste ohne Smartphone bekommen natürlich trotzdem eine
Speisekarte“, versichert die Inhaberin. Mit Hilfe der Technik ließe
sich so aber zumindest eine der behördlichen Auflagen etwas
gefälliger handhaben.
- Georg Zingsheim
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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