Ambulant Betreutes Wohnen
Unterstützung für ein selbstständiges Leben

Um die Auflagen zur Einschränkung der Corona-Pandemie einzuhalten, trifft sich Lea Hoßbach, Mitarbeiterin im Team des Ambulant Betreuten Wohnens, jetzt mir ihren Kunden häufig an der frischen Luft. „Die Bewegung an der frischen Luft hilft, den Kopf frei zu bekommen und das Sonnetanken macht gute Laune“, erklärt sie. | Foto: GKS
  • Um die Auflagen zur Einschränkung der Corona-Pandemie einzuhalten, trifft sich Lea Hoßbach, Mitarbeiterin im Team des Ambulant Betreuten Wohnens, jetzt mir ihren Kunden häufig an der frischen Luft. „Die Bewegung an der frischen Luft hilft, den Kopf frei zu bekommen und das Sonnetanken macht gute Laune“, erklärt sie.
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Rhein-Erft-Kreis - (lk) Mit dem Leitsatz „So selbstständig wie möglich – so viel
Unterstützung wie nötig“ bietet das Ambulant Betreute Wohnen (ABW)
der Gold-Kraemer-Stiftung erwachsenen Menschen mit einer geistigen
Behinderung oder einer psychischen Erkrankung die Möglichkeit,
weitestgehend selbstständig und selbstbestimmt zu wohnen und zu
leben.

Manchmal wird man durch andere vor eine Wahl gestellt und damit ein
Stück weit zu seinem Glück „gezwungen“. Marianne Stolze (Name
von der Redaktion geändert) aus Hürth hat diese Lebenserfahrung
gemacht. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie zusammen mit ihrer
Mutter und ihrem Bruder. Mit zunehmendem Alter kam es aber zu
Spannungen zwischen ihr und ihrer Familie. Nach dem Schulabschluss mit
19 traten plötzlich erste Depressionen auf. Sie brauchte psychische
Unterstützung. Die Hilfe ihrer Familie wollte sie zu diesem Zeitpunkt
nicht annehmen. Sie zog sich zurück und verbrachte ganze vier Jahre
zu Hause, bis ihre Mutter sie vor eine Wahl stellte. „Entweder
machst Du eine Ausbildung oder Du ziehst aus“, an diese Worte ihrer
Mutter erinnert sich Marianne Stolze noch genau. „Ich habe zunächst
nur meiner Familie zuliebe eine Ausbildung als Fleischfachverkäuferin
begonnen“, erzählt sie, „meine Tante hatte die Idee und schlug
mir eine Metzgerei in Frechen vor, wo sie selber auch arbeitete.“
„Aber später“, so erzählt sie weiter, „habe ich für mich
erkannt, dass ich die Ausbildung vor allem für mich selbst gemacht
habe. Und ich bin sehr stolz auf mich, dass ich die dreijährige
Ausbildung durchgezogen habe!“

Damit übernahm sie für sich erstmals ein Stück Eigenverantwortung.
Ein weiterer wichtiger Schritt für sie war die Bereitschaft, eine
Psychotherapie zu machen, gegen die sie sich zunächst vehement
gewehrt hatte. Hier war es ihr Bruder, der sie immer wieder ermutigt
hatte, therapeutische Hilfe anzunehmen. „Auch die Psychotherapie
habe ich zunächst nur meiner Bruder zuliebe gemacht und dann viel
später erkannt, dass es wichtig ist, sich den eigenen Problemen zu
stellen“, sagt die heute 34-Jährige und fügt hinzu, „mich zu
öffnen und mit einem anderen Menschen über meine Gefühle zu
sprechen, ist mir anfangs sehr schwer gefallen.“

Mit der Bereitschaft, sich Hilfe von außen zu holen, schaffte sie vor
fünf Jahren auch ihren Weg in eine eigene Wohnung. Seit Ende 2019
nimmt sie das Dienstleistungsangebot der Ambulanten
Eingliederungshilfe der Gold-Kraemer-Stiftung in Anspruch. Denn
aufgrund ihrer psychischen Erkrankung kann sie nur eingeschränkt am
gesellschaftlichen Leben teilhaben. Zur Bewältigung ihres Alltages
braucht sie Unterstützung. Sie versucht offen mit ihrer Erkrankung
umzugehen: „Ich muss manchmal einen Gegenstand immer wieder
anfassen, stelle ihn beiseite und nehme ihn dann wieder und wieder in
die Hand. X-Mal passiert das, zum Beispiel beim Einkaufen.“ So
können alltägliche Dinge und Tätigkeiten zu einer Belastung für
sie werden. „Ich habe eine tolle kleine Wohnung gefunden. Hier
fühle ich mich sehr wohl.“

Dankbar ist sie für die Hilfen im Alltag. Diese bekommt sie von Lea
Hoßbach, Mitarbeiterin im Team des Ambulant Betreuten Wohnens. Sie
trifft sich zwei Mal pro Woche mit der 34-Jährigen in ihrer Wohnung
und hilft ihr dabei, aktiv ihre Lebenssituation zu verbessern. Bei
diesen Treffen hat sich die Corona-Krise zunächst als Hürde und dann
doch als Chance erwiesen. Um genügend Abstand halten zu können haben
die beiden Frauen die üblichen Treffen kurzerhand ins Freie verlegt.
Sie verabreden sich regelmäßig zum Joggen und
Spazierengehen.„Durch die Corona-Pandemie waren wir im ABW seit
März gezwungen, möglichst alle Termine mit unseren Kunden nach
draußen zu verlegen. Weil Frau Stolze sowieso den Wunsch hatte,
wieder mehr Sport zu treiben, kam die Idee mit dem Joggen. Die
Bewegung an der frischen Luft hilft, den Kopf frei zu bekommen und das
Sonnetanken macht gute Laune“, erklärt Lea Hoßbach. Morgendliche
Weckanrufe helfen Marianne Stolze, den Tag nicht zu verschlafen. Der
gemeinsam entwickelte Wochenplan enthält kleine Aufgaben für jeden
Tag. Dadurch hat die Hürtherin eine für sie angepasste
Tagesstruktur, die sie nicht überfordert. Sie wünscht sich sehr, mit
ihrer Erkrankung besser leben zu können, um irgendwann auch wieder
berufstätig zu sein: „Ich kann mir gut vorstellen, zum Beispiel in
einem Supermarkt zu arbeiten.“

Noch etwas Anderes ist ihr in ihrem Leben wichtig und bewusst
geworden: ihre Beziehung zu ihrer Mutter und ihrem Bruder, denen sie
„viel zu verdanken“ hat, so sagt Marianne Stolze mit großer
Wertschätzung. Das „sehr gute Verhältnis“ zu ihrer Familie
möchte sie in Zukunft unbedingt aufrechterhalten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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