Büchsenlichter - Ralf Links Herzenprojekt
Viel mehr, als ein Licht
Sie ermöglichen eine warme Mahlzeit, sie spenden Wärme und Licht. „Büchsenlichter“ sind für die Menschen in der Ukraine von unschätzbarem Wert. „Zur Herstellung eines Büchsenlichts wird ein Pappkartonstreifen in eine Dose eingelegt und dann mit geschmolzenem Wachs übergossen“, erklärt Ralf Link.
Rhein-Erft-Kreis. Der Hürther ist Co-Initiator der Aktion „Kerzenwachs für die Ukraine“, die von der deutsch-ukrainischen Hilfsorganisation „DoVira Help Foundation“ organisiert wird. Die Sammelaktion „Kerzenwachs für die Ukraine“ startete im November 2022 und wurde gleich von vielen Kirchengemeinden und Bundesländern unterstützt - bis heute, denn: „Wachs ist ein unverzichtbares Hilfsgut, um den Menschen in den Gebieten ohne Strom im Winter mit Licht und Wärme auszuhelfen“, erzählt Link. Der Betriebswirt im Vorruhestand ist stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Er engagiert sich bereits seit März 2022, also kurz nach Kriegsbeginn, ehrenamtlich in der Ukraine-Hilfe, zunächst mit Hilfsgütertransporten zur ungarisch-ukrainischen Grenze. Von dort nahm er auf dem Heimweg geflüchtete Menschen mit nach Deutschland und kümmerte sich in der Folge auch vor Ort um die Integration.
Über dieses Engagement kam er in Kontakt mit der jetzigen „DoVira“-Vorsitzenden Natalya Franz aus dem Sauerland. Die gebürtige Ukrainerin lebt seit 2003 in Deutschland und engagiert sich seit März 2022 ehrenamtlich, um Hilfsgüter für ihr Heimatland zu akquirieren. Durch den Kontakt kam Ralf Link eine Idee: die Aktion „Kerzenwachs für die Ukraine“. Mit Blick auf die Advents- und Weihnachtszeit setzte er im vergangenen Jahr ein Schreiben auf und schickte es an alle katholischen Kirchen im Rhein-Erft-Kreis und in Köln. Als dann auch die Evangelische Kirche im Rheinland mit ihren rund 2,2 Millionen Mitgliedern von Emmerich bis Saarbrücken sowie Aachen bis Altenkirchen auf die Aktion aufmerksam wurde, war die Logistik, tonnenweise Wachsreste teils weit entfernt über die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland einzusammeln, eine echte Herausforderung. Denn Ralf Link und sein Team holen die Kerzenreste bei den Kirchengemeinden selbst ab. Das wurde, je nach Standort, schier unmöglich. „Schweren Herzens musste ich Leuten, die zu weit entfernt waren, sagen, dass ich die Kerzenreste nicht abholen kann“, berichtet Link. Viele Leute sammelten aber dennoch und schickten Postpakete nach Hürth. „Und ein Laden auf der Insel Norderney hat sogar eine Spedition auf eigene Kosten für die Anlieferung bezahlt.“ Erfahrungen wie diese beeindrucken Ralf Link.
Alle gespendeten Kerzenreste werden durch den Verein an verschiedenen Sammelorten umverpackt und von dort - dank Speditionen aus Polen und der Ukraine, die der Verein mittels Spendengelder bezahlt - an über 250 Adressen über die Ukraine verteilt ausgeliefert. Vor Ort werden sie dann, überwiegend von Frauen, zu Büchsenlichtern verarbeitet.
„Wir werden diese Aktion so lange aufrecht erhalten, wie sie in der Ukraine gebraucht wird“, bekräftigt Link - und das wird wohl noch dauern. Denn die Menschen rechnen in diesem Winter und dem kommenden Frühjahr mit erneuten, schweren russischen Angriffen auf die Energieanlagen. Landesweite Stromausfälle mit Einschränkungen und Ausfällen von 50 Prozent und mehr werden erwartet. Dann helfen die Büchsenlichter praktisch weiter: Denn ein 500-ml-Büchsenlicht erreicht eine Brenndauer von bis zu 12 Stunden. Bei den oft lang anhaltenden Stromausfällen sind sie dann eine unverzichtbare Möglichkeit, warme Mahlzeiten zuzubereiten. Deshalb werden Büchsenlichter an bedürftige Zivilisten in den Dörfern und Städten mit massiven Stromausfällen sowie an Soldaten in den Schützengräben verteilt. „Wir wissen, dass die Stromengpässe besonders schlimm in den Gebieten entlang der Frontlinie sind – von Tschernihiw im Norden über Charkiw im Osten bis nach Odessa im Süden“, berichtet Ralf Link. „Und Not macht erfinderisch: Die Büchsenlichter werden auch unter Backöfen, die aus E-Herden ausgebaut wurden, gestellt. So machen sie sogar eine Backofennutzung möglich.“
Gesammelt werden intakte Kerzen, die nicht eingeschmolzen werden, sondern direkt als Lichtspender dienen, intakte, nicht angebrannte Grablichter und Teelichte als Lichtspender sowie Wachsreste aller Art, die dann eingeschmolzen werden.Wichtig: „Bitte kein Wachs in Gläsern oder in Glas- und Plastikumfassungen bringen“, betonen die Organisatoren.
Im Rhein-Erft-Kreis gibt es, bis auf Bergheim, Elsdorf und Wesseling, in jeder Stadt Sammelstellen für die Kerzenreste. Eine Liste aller Kerzen-Sammelstellen in der Region finden interessierte Spender unter www.dovira-help.de/SammelstellenNähere Infos unter 0173/ 3544530 oder per E-Mail an ralf.link@dovira-help.de[/p]
Redakteur/in:Martina Thiele-Effertz aus Hürth |
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