Jahreshöchstwert
Westlich des Rheins wird's besonders heiß

Foto: pixabay

Auf bis zu 40 Grad könnten die Temperaturen heute mancherorts in Deutschland steigen - und damit auf einen Rekord zusteuern. Gesundheitsbehörden mahnen zur Vorsicht.

Die Hitze könnte heute für den bis dahin wärmsten Tag des Jahres in Deutschland sorgen - und sogar einen weiteren Rekord zum Wackeln bringen. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind Temperaturen von verbreitet 34 bis 38 Grad, im Südwesten und Westen bis zu 40 Grad möglich. Gesundheitsbehörden mahnen zur Vorsicht und raten: viel trinken und direkte Sonne vermeiden.

Der bisher heißeste Tag in diesem Jahr war am 19. Juni: Laut Wetterdienst waren da mit 39,2 Grad die wärmsten Orte Cottbus und Dresden. DWD-Sprecher Andreas Friedrich sagte am Montag: «Wir können davon ausgehen, dass dieser Rekord am Dienstag geknackt wird.» Laut DWD liegt der Hitzerekord in Deutschland bei 41,2 Grad - gemessen am 25. Juli 2019 in Duisburg. «Es ist möglich, dass wir am Dienstag entlang des Rheins in ähnliche Bereiche kommen», sagte Friedrich.

Klimwandel ist in Deutschland angekommen

Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte der Sprecher: «Aber eigentlich ist es unerheblich, ob es am Dienstag dann 38 oder 40 Grad werden - es wird eine Hitzewelle geben, das kann man mit Sicherheit sagen.» Die Hitze sei eine Folge des Klimawandels. «Seit dem berühmten "Jahrhundertsommer" 2003 erleben wir die 40 Grad zwar nicht jedes Jahr, aber immer öfter», erklärte er. Am Mittwoch verlagert sich die Hitze den Meteorologen zufolge in den Osten und Nordosten.

Grund für das hochsommerliche Wetter ist ein Hoch über Mitteleuropa, das langsam weiter ostwärts wandert und von Südwesten zunehmend heiße Luft subtropischen Ursprungs bringt. Der Deutsche Wetterdienst spricht von einer «starken Wärmebelastung».

Vor allem schwächere Menschen dürften diese zu spüren bekommen. Angesichts der hitzebedingten Gefahr für Pflegebedürftige hat der Sozialverband VdK einen Hitzeschutzplan mit umfassenden Vorgaben für Pflegeheime gefordert. «Wir brauchen dringend ein Krisenkonzept für Hitzeereignisse, die gerade Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern besonders belasten», sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Gefährdete Gruppen müssen sich schützen

Die Behörden und Feuerwehr in Hamburg warnten vor Hitzebelastungen. «Trinken Sie ausreichend, vermeiden Sie direkte Sonne und körperlich anstrengende Aktivitäten, halten Sie ihre Wohnung kühl», empfahl die Gesundheitsbehörde. «Besonders Kinder, ältere Personen und Menschen mit Unterstützungsbedarf können unter zu viel Sonneneinstrahlung und Hitze leiden, da sie das Risiko nicht genau einschätzen können.»

«Sonnenbrand, Kopfschmerzen und Sonnenstich bei zu viel direkter Sonneneinstrahlung sind die größten Gefahren», sagte Jan-Arne Lauffs, Leiter der Zentralen Notaufnahme im Universitären Notfallzentrum, in Rostock in Mecklenburg-Vorpommern.

Unter der Gluthitze leiden auch Menschen in anderen Teilen Europas. In Großbritannien teilte der Wetterdienst Met Office mit, dass die Temperaturen in Teilen Englands auf bis zu 41 Grad steigen könnten. Die extreme Hitze sorgte am Montag am Londoner Flughafen Luton für erhebliche Störungen. Durch die hohen Temperaturen sei die Oberfläche des Rollfeldes beschädigt worden, teilte der Flughafen mit. Berichten zufolge mussten mehrere Flüge gestrichen oder umgeleitet werden.

Verkehrseinschränkungen löst das Wetter auch in Frankreich aus. Wegen einer durch Sonne und Hitze verursachten Luftverschmutzung verhängte die Region Grand Est im Osten des Landes Einschränkungen für Autofahrer. Zu den Maßnahmen, die ab Dienstagmorgen 6.00 Uhr greifen sollten, zählt eine Temporeduzierung um 20 Stundenkilometer auf Autobahnen und Straßen mit zwei Richtungsfahrbahnen.

«Code Oranje» bei den Nachbarn

In den Niederlanden erwartet der Wetterdienst am Dienstag Höchsttemperaturen von mehr als 40 Grad. Es gilt «Code Oranje»: Das heißt, Menschen sollen körperliche Anstrengungen vermeiden, viel trinken und möglichst nicht in die Sonne gehen. Eigentlich sollte Europas größtes Wanderereignis - die «Vierdaagse» von Nimwegen - am Dienstag starten. Doch der erste Tag des vier Tage dauernden Wander-Marathons von täglich mehr als 50 Kilometern wurde mit Blick auf die hohen Temperaturen gestrichen.

In Italien sind von heißen Temperaturen und schwüler Luft unter anderem Bozen, Brescia, Florenz und Perugia betroffen. Zudem sind die Feuerwehren weiter in Alarmbereitschaft und kämpfen landesweit gegen Wald- und Buschbrände. Der Zivilschutz auf Sizilien sprach für Dienstag in einigen Gegenden die höchste Gefahrenstufe für Waldbrände aus.

Weiterhin brannte es auch in Teilen Spaniens, Portugals und Frankreichs. Die seit etwa zehn Tagen wütenden Brände zerstörten in Spanien bisher nach amtlichen Schätzungen insgesamt 25 000 Hektar Wald sowie Dutzende Häuser, Läden und Fabriken. Hier gab es aber eine gute Nachricht: Die Hitzewelle, die Spanien schon seit dem 9. Juli im Griff hat, werde am Dienstag zu Ende gehen, versicherte der dortige Wetterdienst Aemet. Auch im Westteil Frankreichs dürfte es gebietsweise abkühlen.

© dpa-infocom, dpa:220719-99-72057/3

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RAG - Redaktion

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