Gestrandet in Australien
18.400 Kilometer weg von zu Hause

Rechts geht es eigentlich zum internationalen Flughafen. Aber, wenn man da ist, geht kein Flieger | Foto: Steinberg
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  • Rechts geht es eigentlich zum internationalen Flughafen. Aber, wenn man da ist, geht kein Flieger
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Rhein-Sieg-Kreis - Steffi und Gerry Steinberg, weltweit erfolgreiche Ironman-Teilnehmer
sind auf der Rückreise ihrer Wettkampfreise in die Vereinigten
Arabischen Emirate und Neuseeland in Australien gestrandet und
berichten nun für uns über ihre Situation.

"Unsere Wettkampfreise in die Vereinigten Arabischen Emirate und
Neuseeland sollte eigentlich mit dem Ironman in Taupo Mitte März
beendet werden und der Rückflug war von Auckland über Brisbane,
Australien und Dubai nach Düsseldorf gebucht.

Zu diesem Zeitpunkt verfolgte man die Entwicklung der Corona-Krise
nur aus der Ferne und fühlte sich nicht wirklich betroffen, zumal
sich in Neuseeland die Anzahl der Infizierten an einer Hand ablesen
ließ.

Doch das änderte sich schlagartig mit dem Einchecken des Fluges
nach Hause. Man hörte von ersten Grenzschließungen in Europa und
Shut down von Transitflughäfen, wie z. B. Dubai, unseren geplanten
Transitairport. Nach Rücksprache und auf Empfehlung unserer Airline
haben wir uns dann entschlossen bis Brisbane zu fliegen und von dort
aus die Situation zu beobachten. Wir hatten uns dort bei Freunden für
2 Wochen eingerichtet und wollten danach unsere Heimreise fortsetzten.
Nach Ankunft in Australien wurden wir mit einer „Self-Isolation“
belegt, die auch sporadisch kontrolliert wurde.

Doch anstatt der erhofften Entspannung hat sich die Lage täglich
verschärft bis hin zur Schließung des Flughafens Brisbane für den
zivilen Personenverkehr. Ebenso wurden die Landesgrenzen dicht
gemacht, d.h. eine Weiterreise zum Flughafen Sydney (New South Wales)
war nicht mehr möglich.

Unsere Frage an die offiziellen Stellen, wie lange diese Situation
andauern wird, wurde mit einem Schulterzucken beantwortet. Das ist
jetzt eine Woche her und wir sitzen derzeit in Maroochydoore, einem
kleinen Städtchen ca 120km nördlich von Brisbane fest und warten auf
einen Heimflug.
Wir sind über das Auswärtige Amt bei der deutschen Botschaft als
„gestrandet“ registriert , wie viele andere Deutsche auch, und
warten nun auf weitere Weisungen und Informationen des Konsulats.

Auch hier in Australien nimmt unterdes die Schärfe der
Restriktionen und man folgt den europäischen Maßnahmen zur
Abflachung der Infektionskurve, Restaurants und Schulen sind
geschlossen social distancing von 1,5m, Fitness Studios und
Schwimmbäder sind geschlossen.

Uns als Sportler bleiben allerdings noch alle Möglichkeiten wie
Schwimmen im Meer sowie von Gruppen isoliertes Radfahren und Laufen.
Man spricht allerdings schon von Einschränkungen auf einen
„Freigang“ außer Haus als nächste Maßnahme, abhängig wie sich
die Fallzahlen entwickeln. Wie gesagt, täglich oder besser stündlich
neue Meldungen über die Presse, Social Media und Funk.
Australien, ein Land mit weißen Stränden und einer unvergleichlichen
Natur und Tierwelt, ein Paradies für Rucksacktouristen und
Abenteurer, so die Werbung für den kleinen Kontinent. Wir genießen
deshalb die Möglichkeiten die uns hier noch geboten werden,
beobachten aber täglich die Informationen zum Ausreisen in unsere
geliebte Heimat.

Noch ist hier Sommer, das heißt es lässt sich hier gut aushalten,
aber bis zum hiesigen Winter hoffen wir doch wieder bei uns zu Hause
im Siebengebirge unsere Runden zu drehen. Und das genau ist die andere
Seite der Medaille, die Ungewissheit wie, ob und wann es weitergeht,
18.400km weg von zu Hause.

Viele Grüße nach Hause und bleibt gesund, Steffi und Gerry
Steinberg"

Steinberg auf dem Podium

Die Asien/Ozeanien-Reise der Steinbergs aus Aegidienberg ging von
Dubai weiter über Australien nach Neuseeland, wo Gerry
Steinberg beim legendären Ironman New Zealand gestartet ist.

Seine Frau Steffi schlüpfte diesmal in die Rolle des Coaches,
Betreuers, Ernährungsberaters und Streckeninformanten, was sie nicht
minder forderte. Weit weg von Corona in Europa kann man in Neuseeland
noch ein relativ „normales“ Leben führen und sich davon
ungestört auf einen Wettkampf vorbereiten.

Der Ironman Neuseeland wird seit 1985 ausgetragen und ist einer der
letzten Ironman mit einem Massenstart bei der ersten Disziplin, dem
Schwimmen. Entsprechend holprig war auch der Start von Gerry
Steinberg, der sich aus dem Getümmel um die besten Plätzen
heraushielt und etwas abseits der „Waschküche“
seine Bahnen zog. In dem welligen Lake Taupo  kam er gut voran, bis
sich nach der Wendeboje ein Mitstreiter an seinem Neo-Zipfel festhielt
und den Reißverschluss öffnete. Dieses Missgeschick  spiegelte sich
dann auch in der Schwimmzeit von 1:20 Stunde für die 3,8
Kilometer wieder, mit der er unter diesen Umständen noch sehr
zufrieden war.

Die Marschtabelle für das Rennen wurde klar geprägt von den  Daten
seiner Leistungsdiagnostik, die ihn letztendlich davon abhielt,
bereits auf dem Rad zur Aufholjagd zu blasen.
So konnte ihn seine Frau an mehreren Punkten der welligen Radstrecke
über den Stand des Rennens informieren und gleichzeitig auf den
Rennplan „einbremsen“. Nach 5:42 Stunden für 180
Kilometer stieg Steinberg dann vom Rad, mit bereits 20
Minuten Rückstand auf das angestrebte Podium.

Über diesen Abstand wurde er aber natürlich nicht informiert,
sondern ihn nur an die Marschtabelle erinnert: Tempo 5:30 bis 5:40/km.
Der Aegidienberger Sportler war zu diesem Zeitpunkt Sechster. Eine
kurze Recherche im Netz über die Laufperformance seiner Konkurrenten
haben Steffi Steinberg dann veranlasst, ihren Mann mit einer vagen
Prognose zu motivieren: „Wenn Du das Tempo weiterläufst und nicht
einbrichst, hast Du das Podium“.

Bis Kilometer 30 tat sich nicht viel, doch dann brachen nacheinander
drei der vor ihm liegenden Läufer ein.  Bei Kilometer 35 überholte
er dann den bis dahin Dritten mit einem kurzen Zwischensprint und gab
den Vorsprung bis ins Ziel nicht mehr ab. Mit 11:12 Stunden wurde
Gerry Steinberg Dritter in seiner Altersklasse und 219. von 1.140
Startern. Dass es am Ende nicht für einen Hawaii-Slot gereicht hat,
tat seiner Freude keinen Abbruch.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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