Naturverjüngung hilft den Waldbauern
Borkenkäfer vernichtet heimische Wälder

Jörg Fillmann, stellv. Forstamtsleiter, zeigt bei einer Waldexkursion an der Wahnbachtalsperre Lösungen einer Neuaufforstung - hier dreijährige Eichen. | Foto: Steimel
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  • Jörg Fillmann, stellv. Forstamtsleiter, zeigt bei einer Waldexkursion an der Wahnbachtalsperre Lösungen einer Neuaufforstung - hier dreijährige Eichen.
  • Foto: Steimel

Ruppichteroth. Klimawandel, Waldsterben, Borkenkäfer - Begriffe, die man liest und hört, die aber auch täglich sichtbar werden bei einem Spaziergang zum Beispiel durch die Nutscheid. Ja, es gibt sie noch, die Nutscheid, aber nur die Laubwaldbestände, die großen Flächen, auf denen einst Fichten standen, sind allesamt kahl. Man kann es kaum glauben, vom Goldberg aus, der höchsten Erhebung der Gemeinde Ruppichteroth (361,9 m ü. NN) mitten in der Nutscheid, kann man bei guter Sicht inzwischen den Kölner Dom sehen.

Die letzten warmen Jahre haben zu einer Überpopulation der Borkenkäfer geführt, die auch bekannt sind als „Buchdrucker“. Ihre Spuren im Holz, unmittelbar unter der Rinde, zeigen Wege und Kurven, die diesen Namen mit geprägt haben, die Sinnbild sind für diese kleinen aber sehr schädlichen Lebewesen. Die begatteten Weibchen, ein bis sechs Millimeter lang, beginnen nach dem Einbohren in den Stamm innerhalb der Rinde einen Gang auszufressen. An dessen Seite deponieren sie ihre Eier und so vermehren sich diese Schädlinge millionenfach, finden ihre Nahrung vornehmlich in Fichten und vernichten diese binnen kürzester Zeit. Ein vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW durchgeführtes Fichtenborkenkäfermonitoring (Beobachtung) hat im märkischen Sauerland hochgerechnet einen Bestand von 230.000 „Buchdruckern“ pro Hektar ermittelt.

Das Extra-Blatt hat sich hierzu vor Ort umgeschaut bei Holzfäll- und Rückeunternehmen sowie im Forstamt, dabei versucht, Fragen beantwortet zu bekommen und eventuell Lösungen aufzuzeigen, wie es weiter gehen kann. Schritt eins war retten, was zu retten ist. Bevor der Baum stehend vertrocknet, wurden Fällungen vorgenommen, in nie da gewesenem Umfang.

So hält sich zum Beispiel die Firma DEVOBO Forest Service aus Holland bereits im dritten Jahr hier in der Region auf, hat ein Quartier im kleinen Weiler Velken bezogen und setzt Harvester (Baumvollernter) ein. Der Beginn war 2019 im Siegburger Stadtwald weiter ging es über die Gemeinden Hennef, Eitorf, Ruppichteroth, Waldbröl, Much, Nümbrecht und Windeck. Aktuell, so der Inhaber der Firma, Herr Ron ten Voorde, habe man schon weit über 200.000 Festmeter Holz gefällt bzw. der Weiterverarbeitung zugeführt. Ron ten Voorde legt großen Wert darauf, dass er sein Holz hier in Deutschland und in Holland vermarktet und weiter verarbeitet zu Industrieholz, Papierholz, OSB Spanplatten, Palettenholz und auch zur Herstellung von Pellets sowie Hackschnitzel für Heizwerke.

Täglich sind Holztransporter für seine Firma unterwegs, direkt aus der Nutscheid zu den Holzkunden oder aber auch zum Bonner Hafen, dort belädt ten Voorde einen Lastkahn, der die Ware nach Holland bringt, jeweils mit 800 Tonnen Holz an Bord. Parallel beziehungsweise primär zu diesen Geschäften mit Firma DEVOBO sind das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft sowie die Forstbetriebsgemeinschaften aktiv. Große Containerladungen mit Langholz wurden zusammengestellt, sie traten dann jeweils die Reise nach Rotterdam an um von dort per Schiff seinen Weg nach China zu nehmen. Wie der stellvertretende Forstamtsleiter vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft Jörg Fillmann dem Extra-Blatt berichtete, gab es hier aufgrund des großen Nachschubs gar keine andere Wahl, diese Mengen schnell und sinnvoll zu bewegen und zu vermarkten. Leidtragende sind die Waldbauern - der Erlös war gleich Null.

Schnell stellt sich die Frage, ist Fichtenholz überhaupt die richtige Baumart für diese Region. Ideal ist sie bestimmt nicht, aber unmittelbar nach den Kriegsjahren hat man den Focus auf schnell wachsende Holzarten gelegt und da war die Fichte mit vorne dabei, sie ist zudem auch gut zu verarbeiten für Bretter, Bohlen und Balken. Jetzt stehen die Waldbauern vor ihren kahlen Flächen, Gott sei Dank nicht alleine. Das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft betreut 14.000 Hektar Privat- und Kommunalwald. 13 Förster unterstützen die Waldbesitzer, gemeinsam mit 16 Forstbetriebsgemeinschaften. In Fortbildungsveranstaltungen zeigt das Forstamt Wege auf, wie man unter gleichzeitiger Nutzung der Naturverjüngung, und Mischung verschiedener Baumarten Pflanznester schafft, die eine Widerbewaldung herbeiführt und zudem auch mit Fördergeldern unterstützt werden kann.Eindeutig drückt sich auch das Forstamt aus, in der Naturverjüngung dürfen auch wieder Fichten sein, sie müssen aber mit einer anderen Strategie - kein Reinbestand - behandelt werden. Laubholz oder Nadelholz - bleibt eine Entscheidung des Waldbesitzers, aber mit dem Ziel einen klimaresilienten Wald zu schaffen.

Die Fördergelder wurden geändert. Die Möglichkeiten (Flächen und Fördersummen) können über die Internetseite des Forstamtes eingesehen werden (www.wald-und-holz.nrw.de). Stellvertretender Fortsamtsleiter Jörg Fillmann: „Wir steuern definitiv auf eine neue Wald-Ära zu und sollten versuchen, durch Fördern der Naturverjüngung und den Anbau vieler Baumarten auf der Fläche mit Experimentierfreudigkeit das Klimarisiko auf viele Schultern zu verteilen“.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Wolfgang Steimel aus Ruppichteroth

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