Fördergelder genutzt
Chats, Mails und Inspirationen durch Digitalisierung
Siegburg. „Ohne digitale Möglichkeiten geht Teilhabe nicht“, bringt es Dr. Helene Müller-Speer, Bereichsleiterin „Lebensräume für Menschen mit Behinderung“, auf den Punkt. Die Digitalisierung hat so gut wie sämtliche Bereiche des Alltags erreicht. Ohne Smartphone, Tablet oder PC kommt der Durchschnittsbürger in der Regel nicht mehr aus.
Aus diesem Grund schaffte der Caritasverband Rhein-Sieg 35 Endgeräte an, die nun den Klienten aus dem ambulant Betreuten Wohnen zugutekommen. Mit der Summe von 26.000 Euro aus dem Sonderprogramm der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW „Zugänge erhalten - Digitalisierung stärken“ wurden jedoch nicht alleine nur Tablets bezahlt, sondern obendrein die notwendigen Apps, die den Alltag erleichtern sollen, sowie Schulungen, die im Caritassaal in Siegburg stattfanden.
„Manche haben hier zum ersten Mal eine E-Mail geschrieben und verschickt“, erläutert Jan Platzmann, Koordinator Betreutes Wohnen. Allerdings waren individuelle Unterschiede erkennbar. Während die einen bereits Erfahrungen mit Handys oder Laptops sammeln konnten, eröffnen sich anderen „ganz neue Welten“. Unzählige Einsatzpotentiale ergeben sich täglich. Gerade in der Coronapandemie erwies es sich als ein Segen, die Gespräche mit den Beratern per Videochat zu erledigen.
„Es ist aber auch für unsere Mitarbeiter ein Einstieg in ungewohnte Formen der Assistenzleistungserbringung“, warf Dr. Helene Müller-Speer ein. Das zeigt sich ebenfalls bei den Klienten der Suchtberatung. „Wir haben hier schon sehr fitte Leute, die keine Schulung benötigten. Doch bei vielen kommen die Geräte abhanden oder werden verkauft“, so Anna Clasen, Fachkraft des Teams Suchtkrankenhilfe. Deshalb verleiht die Caritas diese. Man unterschreibt einen Vertrag und gibt die Tablets zurück, wenn die Betreuung nicht mehr in Anspruch genommen wird. Gewiss steht nicht jedem in den Wohngemeinschaften ein eigenes Gerät zur Verfügung. Hier ist die Kommunikation untereinander, mit zeitlicher Absprache, notwendig. „Das funktioniert sehr gut“, äußert Jan Platzmann. Neben Recherchen im Internet und der Nutzung von Sport-Apps ist zudem die Organisation des Alltags ein wichtiger Aspekt. Einkaufslisten werden digital angelegt und versendet. So gelangen diese unkompliziert aufs Handy. Erinnerungsfunktionen für relevante Termine, Einladungen per E-Mail hinsichtlich gemeinsamer Treffen und das Netzwerken über soziale Medien, gehören heute zum Leben dazu. Schon alleine für das Zertifikat von einem Schnelltestzentrum benötigt man eine eigene E-Mail-Adresse, über die sich das Ergebnis herunterladen lässt.
Katharina Gebauer, Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW, zeigte sich begeistert, als die Bewohner ihr vorführten, wie sie sich mittels Kochapps aktuell Inspirationen für neue Gerichte holen. Handicaps gleicht man dabei durch Vorlesefunktionen, komfortable Tastaturen oder Stifte zur Bedienung aus. „Natürlich gibt es genauso Leute, die das ablehnen, weil ihnen die Digitalisierung Angst macht“, ergänzt Dr. Helene Müller-Speer. Hingegen lernte der größte Teil schnell mit den technischen Gegebenheiten umzugehen, was das Leben insgesamt sehr erleichtert.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Dirk Woiciech aus Siegburg |
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