Autofähre „Konrad Adenauer“
CO 2 -neutral mit Öko-Strom über den Strom

Die Fähre „Konrad Adenauer“ liegt derzeit zwecks Umbau in der Lux-Werft in Niederkassel.  | Foto: Lux-Werft
  • Die Fähre „Konrad Adenauer“ liegt derzeit zwecks Umbau in der Lux-Werft in Niederkassel.
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Bad Godesberg und Niederdollendorf bekommen nach fast 80 Jahren wieder eine Elektrofähre

Niederkassel/Königswinter/Bad Godesberg. Noch steht sie auf der Helling der Lux-Werft in Niederkassel: Nach einem Probebetrieb an der nördlichen Stadtgrenze wird die Autofähre „Konrad Adenauer“ voraussichtlich im Herbst nach Bad Godesberg zurückkehren. Im neuen Look, mit neuer Technik und vor allem ohne Dieselantrieb an Bord quert sie dann den Strom an Kilometer 647 ausschließlich mit Öko-Strom. Leise, sauber und CO2-neutral.

Auf einen genauen Start möchte sich Ingo Schneider-Lux, Betriebsleiter der Fährbetriebe der Lux-Werft und Schifffahrt GmbH, noch nicht festlegen. „Wir haben schließlich keinen Zeitdruck“, sagt er mit Blick auf die Ersatzfähre „Mondorf“, die während des Umbaus im Bonner Süden im Einsatz ist. Der Betrieb mit der nun voll-elektrisch fahrenden Fähre „Konrad Adenauer“ solle zunächst auf der Fährverbindung zwischen Graurheindorf und Mondorf, die er ebenfalls verantwortet, getestet werden. „Wenn sie im Probebetrieb sogenannten Kinderkrankheiten haben sollte, sind wir hier einfach näher an der Werft“, so der Betriebsleiter. Derzeit sei eine Rückkehr nach Bad Godesberg frühestens im Herbst geplant. 

1400 Kilowattstunden-Speicher für 15-Stunden-Betrieb

Die neue Technik ist für die Lux-Werft, die sich auf den Bau und Umbau von Fahrgastschiffen und Fähren spezialisiert hat, schließlich auch ein Innovations- und Vorzeigeprojekt. Die „Konrad Adenauer“ mit einer Länge von 40 Metern und einer Breite von knapp zwölf Metern wird auf dem gesamten deutschen Rhein die einzige Autofähre sein, die den Fluss mit drei jeweils 190-PS-starken Elektromotoren und drei Schottel-Ruderpropellern bis zu 15 Stunden am Tag queren wird und dabei keinen Diesel mehr benötigt. Über Nacht werden die 64 Batterieracks, aus Sicherheitsgründen verteilt auf zwei Batterieräume unter Deck, mit einer Gesamtleistung von rund 1.400 Kilowattstunden über zwei Landanschlüssen mit Öko-Strom gespeist. Die neue Landstromanlage wird auf einem neuen schwimmenden Ponton am linksrheinischen Ufer in Bad Godesberg errichtet. Somit ist er auch in Hochwassersituationen gut gesichert.

Das Unternehmen ist überzeugt, dass der Betrieb mit Batterien und Elektroantrieben genauso zuverlässig funktioniert wie zuvor mit den Dieselmotoren. „Da wir mit den Fähren den Rhein nur queren und nicht permanent gegen die Strömung fahren, wird die Speicherkapazität ausreichend sein“, so Ingo Schneider-Lux. Auch die Fähre „Mondorf“ soll nach der Indienststellung der Fähre Konrad Adenauer elektrifiziert und anschließend auf der Nord-Strecke eingesetzt werden.

Nachhaltiger Umbau statt Neubau

Der nachhaltige Umbau der Fähre, die 1967 gebaut wurde, auf einen voll-elektrischen Betrieb und die Errichtung der Landstromanlage kosten das Unternehmen trotz Fördermitteln des Bundes und des Landes immer noch einen hohen sechsstelligen Eigenanteil. Im Rahmen der Antriebs-Umrüstung wurden auch andere technische Einrichtungen grundlegend erneuert. „Und rein optisch haben wir ein neues Outfit“, sagt der Betriebsleiter und zeigt auf den weißen Außenanstrich.

Nach fast 80 Jahren bekommen Bad Godesberg und Niederdollendorf wieder eine Elektrofähre. Bereits
1908 bis zum Kriegsende 1945 verkehrte zwischen den beiden Ufern eine elektrisch-betriebene Autofähre.
„Allerdings konnte die nur zwei bis drei Gefährte aufnehmen und diente eher als Personenfähre“, berichtet
Ingo Schneider-Lux von seinen Internet-Recherchen zu der Vorgänger-Fähre. Nach dem Krieg stieg der
motorisierte Individualverkehr und die Fähren wurden größer und antriebsstärker. Zu dem Dieselantrieb
gab es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts keine überzeugende Alternative. Mittlerweile aber eben
doch: Mit der Umrüstung der „Konrad Adenauer“ wird es künftig für Passagiere der rund fünfminütigen
Überfahrt wieder leiser und ruhiger an Bord.

- Die Lux-Werft und Schifffahrt GmbH aus Mondorf betreibt den Fährbetrieb zwischen Königswinter-
Niederdollendorf und Bonn-Bad Godesberg an Rhein-Kilometer 647 seit 2014.

- Neben dieser Fährverbindung verkehrt täglich auch eine Fähre zwischen Graurheindorf im Bonner
Norden und Niederkassel-Mondorf (Rhein-KM 659).

- In beiden Betrieben sorgen insgesamt rund 20 Mitarbeitende jeweils im Zwei-Schicht-Betrieb für
einen reibungslosen Ablauf. An Werktagen queren die Fähren von ca. 6 Uhr morgens bis 21 Uhr
ganzjährig den Rhein.

- Laut  Internet-Recherchen der Lux-Werft wird die Fährverbindung zwischen Niederdollendorf und Bad
Godesberg urkundlich erstmals 1641 erwähnt.

- Bekanntester Passagier auf der südlichen Fährverbindung ist Alt-Bundeskanzler Konrad Adenauer,
der von seinem rechtsrheinischen Wohnort Rhöndorf oft mit Dienstlimousine und Eskorte die Fähre
exklusiv nutzte, um zum Palais Schaumburg in der linksrheinischen ehemaligen Bundeshauptstadt
zu kommen. Auch für seine letzte Überfahrt im Sarg wurde die Fährverbindung genutzt. Im gleichen
Jahr wurde die jetzt umgebaute Elektrofähre von seiner Tochter Charlotte Multhaupt auf den
Namen „Konrad Adenauer“ getauft.

- Die Fähre „Konrad Adenauer“ kann bis zu 18 Autos und bis zu 250 Personen befördern.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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