Drei Jahre danach
Den Zusammenhalt bewahren

An der Erinnerungsstele in Rheinbach gedachten zahlreiche Teilnehmer der Opfer der Flutkatastrophe vor drei Jahren.  | Foto: Fes
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  • An der Erinnerungsstele in Rheinbach gedachten zahlreiche Teilnehmer der Opfer der Flutkatastrophe vor drei Jahren.
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Region (fes). „Auch drei Jahre nach der Flutkatastrophe haben wir Sie nicht vergessen“, versicherte der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Sebastian Schuster, in Erinnerung an die vielen Opfer und Betroffen der Hochwasserkatastrophe bei Gedenkveranstaltungen in der Stadt Rheinbach und in der Gemeinde Swisttal am vergangenen Sonntag, dem Tag an dem sich das Flutunglück vom 14. Juli 2021 dritten Mal gejährt hatte.

Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken hatte zu einer kleinen Gedenkfeier an der Erinnerungsstele an der Neugartenstraße eingeladen, die 2023 zum Jahrestag des Jahrhundertunwetters eingeweiht worden war. Banken freute sich, auch Gäste aus der tschechichschen Partnerstadt Steinschönau begrüßen zu dürfen, die für einige Tage in Rheinbach zu Besuch waren.

Drei Dinge vereine laut Banken die Erinnerungsstele: Gedenken an die Opfer, Dankbarkeit für die erfolgte Hilfe und der Zusammenhalt unter den Bürgern: „Dieser Zusammenhalt der Menschen in unserer Stadt war unglaublich groß. Wenn wir davon einen Teil bewahren, hat die Flut, so makaber es klingt, auch etwas Gutes gehabt“, sagte Ludger Banken. Der 14. Juli und die folgenden Tage seien die schwersten Stunden für Rheinbach seit Ende des Zweiten Weltkrieges gewesen: „Heute kommen die schlimmen Erinnerungen wieder hoch und machen mich zutiefst betroffen, wir trauern um die Menschen, die in den Fluten gestorben sind.“ Die Feier sei aber auch den Opfern des Amoklaufs an der Prager Karls-Universität vom Dezember 2023 mit 14 Opfern und 15 Verletzten gewidmet, erklärte Bürgermeister Banken.

Einen Dank an alle Helfer und Unterstützer überbrachte auch Landrat Sebastian Schuster und er drückte sein Mitgefühl für die Betroffenen aus: „Auch drei Jahre nach der Katastrophe haben wir Sie nicht vergessen.“ Schuster sprach von einem Lernprozess, der nach dem schweren Unwetter eingesetzt habe. Der CDU-Landtagsgeordnete Oliver Krauß verzichtete auf ein Grußwort und beendete die Zeremonie stattdessen mit einem Gebet und zitierte den Text des von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906 – 1945) geschriebenen Kirchenliedes „Von guten Mächten wunderbar geboren.“

Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner hatte zum dritten Jahrestag der Flutkatastrophe zu einer Fahrradtour durch die Gemeinde entlang der Bäche eingeladen. Auf der Tour, die an der Swistbachschule in Heimerzheim gestartet war, wollte Kalkbrenner zeigen, wie weit der Wiederaufbau in der Gemeinde vorangeschritten ist. Los ging es an dem am heftigsten betroffenen Gebäude, der Swistbachschule, die mit rund 6,5 Millionen Euro komplett saniert werden musste. Schulleiterin Barbara Kolz nutzte die Gelegenheit die neuen Klassenräume zu präsentierten: „Wir wollen heute zeigen, dass die Katastrophe auch etwas Positives gebracht hat“, schilderte Kolz. Seit zwei Jahren ist sie Leiterin der Grundschule in Heimerzheim: „Ich bin mitten in den Aufräum- und Sanierungsarbeiten nach der Flutkatastrophe erst hier hergekommen, die meiste Arbeit hatte die damalige Konrektorin Angela Peters geleistet, der ich dafür sehr danken möchte.“

Die Radrundfahrt führte von Heimerzheim aus entlang der Bäche Swistbach, Jungbach, Bächelchen bis zum Orbach. Nach dem Auftakt der Tour ging es mit dem Fahrrad weiter nach Miel, wo Pfarrerin Elisabeth Berg von der evangelischen und Pater Gregor von der katholischen Pfarrgemeinde zu einem ökumenischen Gottesdienst hinter dem Dorfhaus eingeladen hatten. Bürgermeisterin Kalkbrenner erläuterte dort die Renaturierungsmaßnahmen des „Bächelchens“. Danach ging es entlang der Golfanlage nach Ludendorf, wo wie Sanierungsarbeiten am Rathaus vorgestellt worden waren. Der Abschluss fand in Odendorf auf dem Zehnthofplatz an der katholischen Kirche statt, wo es noch eine musikalische Gedenkveranstaltung organisiert vom „Team Gedenken“ gegeben hatte.

Sebastian Schuster und Oliver Krauß waren auch in Swisttal dabei: „Viele Menschen sind bis heute traumatisiert. Steigende Bäche rufen ungute Erinnerungen hervor. Daher bin ich sehr dankbar, dass auch in diesem Jahr wieder von der Gemeinde an die Opfer gedacht wird“, sagte der Landrat und erinnerte daran, dass es weiterhin viele Hilfsangebote für die Betroffenen gebe. So unterstütze die Stabstelle Wiederaufbau des Kreises bei den Anträgen, zudem laufe in Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen vor Ort seit über einen Jahr das Angebot der aufsuchenden Hilfe. Helferinnen und Helfer suchen Betroffen zu Hause auf um ihnen Unterstützung anzubieten. Oliver Krauß appellierte: „Wir dürfen nicht nachlassen. Nehmen Sie die Hilfen weiter an, sowohl finanzielle wie psychische Hilfen.“ In Sachen Hochwasserschutz gebe es tatsächlich noch viel zu tun: „Wir sind da in NRW noch nicht weit genug.“

Sowohl die Landespolizei als aus auch das Deutsche Rote Kreuz hatten die Tour begleitet, die durch Volkmar Sievert vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Bonn unterstützt worden war.

An der Erinnerungsstele in Rheinbach gedachten zahlreiche Teilnehmer der Opfer der Flutkatastrophe vor drei Jahren.  | Foto: Fes
Eröffnung der Radtour zum Gedenken an die Flutkatastrophe an der Swistbachschule (von links): Oliver Krauß, Petra Kalkbrenner, Sebastian Schuster, Barbara Kolz. | Foto: Fes
Redakteur/in:

Frank Engel-Strebel aus Bornheim

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