Flut: Übersicht des Rhein-Sieg-Kreises
Die schlimmste Naturkatastrophe

Land unter: Wie stark viele Ortschaften im Rhein-Sieg-Kreis betroffen waren, zeigt sich an dieser Luftaufnahme von Swisttal-Heimerzheim.  | Foto: Bundespolizei-Flugdienst
  • Land unter: Wie stark viele Ortschaften im Rhein-Sieg-Kreis betroffen waren, zeigt sich an dieser Luftaufnahme von Swisttal-Heimerzheim.
  • Foto: Bundespolizei-Flugdienst

Region (red). „Es war die schlimmste Naturkatastrophe, die bislang über den Rhein-Sieg-Kreis hereingebrochen ist“, erinnert sich Landrat Sebastian Schuster (CDU). „Mit dieser Dimension der Zerstörung hat niemand gerechnet, die Erinnerung an die schrecklichen Bilder macht heute noch fassungslos.“

Starkregen, Flutwellen und Hochwasser haben mittwochs den Kreis heimgesucht und verheerende Schäden angerichtet. Das Wasser zerstörte Straßen, Häuser, Brücken und schnitt Ortsteile komplett von der Außenwelt ab. Ganze Wohnviertel wurden unbewohnbar, neunMenschen verloren ihr Leben.

Bis zu 2.000 Rettungskräfte waren in den ersten Stunden und Tagen im Einsatz: Feuerwehren, Landes- und Bundespolizei, Bundeswehr, Hilfsdienste, THW oder DLRG retteten Menschen und versorgten die Opfer.

Das Leid und die Verzweiflung hatte aber auch eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft ausgelöst. Tausende Privatpersonen, unzählige Unternehmen, Institutionen oder Einrichtungen unterstützten schnell und unkompliziert direkt vor Ort. Landwirte räumten Straßen frei, Freiwillige schippten Schlamm oder organisierten Essensausgaben.

„Allen Helfern, allen Rettungskräften, allen, die sich, wie auch immer, für die Flutopfer eingesetzt haben, möchte ich auch ein Jahr danach ganz herzlich danken und aus voller Überzeugung meinen höchsten Respekt und meine größte Anerkennung aussprechen“, sagt der Landrat.

Jetzt gelte es laut Schuster den Hochwasserschutz weiter voran zu treiben, um auf derartige Unwetter besser vorbereitet zu sein.

Der Kreis hatte bereits vor dem Juli 2021 damit begonnen: In Abstimmung mit den kreisangehörigen Kommunen wird ein Stark regen-Risikomanagement entwickelt. In Planung ist zum Beispiel eine kreisweite Gefahrenkarte, die auch Handlungsempfehlungen bereithält.

Am 14. Juli gingen mehr als 12.000 Anrufe in der Leitstelle im Kreishaus in Siegburg ein. Zum Vergleich: An einem normalen Wochent sind es im Durchschnitt rund 1.000 Anrufe, inklusive der Notrufe.

Um 19:45 Uhr rief Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg die Großeinsatzlage aus. Krisenstab und Einsatzleitung wurden aktiviert und Vollalarm für das Kreisgebiet ausgelöst.

Durch den andauernden Regen war die Steinbachtalsperre im Kreis Euskirchen übergelaufen, hier drohte die Staumauer zu brechen. Wäre das geschehen, hätten sich über eine Milliarde Liter Wasser in Richtung Swisttal und Rheinbach ergossen und alles mitgerissen.

Vorsorglich wurden die Ortschaften im Gefährdungsbereich der Talsperre evakuiert: Miel, Essig, Ludendorf und Odendorf in Swisttal sowie Niederdrees und Oberdrees in Rheinbach.

Rund 8.000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Als genügend Wasser aus der Talsperre abgelassen wurde, konnte Entwarnung gegeben werden.

Der Kreis richtete zwei Spendenkonten ein, um den betroffenen Menschen schnell zu helfen. Über 2,5 Millionen Euro kamen hier zusammen .

Gleichzeitig begannen die Vorbereitungen zur Gründung der neuen Stabsstelle „Wiederaufbau“. Dadurch konnten Netzwerke geschaffen und Hilfsangebote vor Ort koordiniert werden.

NRW stellte Soforthilfen für Bürger, Unternehmen und Angehörige freier Berufe, Landwirte und Kommunen in Höhe von 200 Millionen Euro zur Verfügung. Besonders betroffene Bürger konnten einen Antrag auf finanzielle Hilfeleistung stellen.

Aus diesen Mitteln flossen über 17,5 Millionen Euro in den Kreis, vor allem in die am schwersten betroffenen Kommunen Swisttal, Rheinbach und Meckenheim. Mehr als 14,2 Millionen Euro wurden an Privatleute ausbezahlt, rund 3,3 Millionen Euro an Unternehmen.

Anschließend kündigte das Land eine Wiederaufbauhilfe in Höhe von rund 12,3 Milliarden Euro aus dem Aufbaufonds 2021 an.

Die Stabsstelle „Wiederaufbau“ unterstützte Einwohner, die über keinen Internetanschluss verfügten oder allgemein Hilfe bei der Antragstellung benötigten.

An vier Standorten und auch mobil vor Ort wurden bis heute mehr als 3.700 Beratungen durchgeführt, die gut besucht waren. Aktuell sind es noch zwischen 80 und 100 Beratungen pro Woche.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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