70 Jahre Patenschaft
Eine gewachsene Freundschaft

Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Stephan Rauhut (r.) stellte in seiner Rede dar, wie wichtig die Patenschaften heute sind.  | Foto: Woiciech
  • Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Stephan Rauhut (r.) stellte in seiner Rede dar, wie wichtig die Patenschaften heute sind.
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Rhein-Sieg-Kreis. „Hier wird bewiesen, dass es zeitgemäß ist, zusammenzuarbeiten und das Erbe der Vertriebenen ernst zu nehmen“, brachte Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, in seinem Festvortrag mit ein. Im Rahmen einer gemütlichen und äußerst informativen Feierstunde im Siegburger Stadtmuseum beging man das 70. Patenschaft-Jubiläum der Kreisstadt Siegburg und des Rhein-Sieg-Kreises mit der Bundesheimatgruppe Bunzlau. „Das Thema endet nicht nur, weil die Erlebnisgeneration nicht mehr da ist. Heute gibt es viele junge Leute, die Interesse an Traditionen haben und sich auf die Suche nach ihren Wurzeln begeben.“

Wie es zu dieser Patenschaft kam, ist schnell erläutert, denn den Ausschlag begründete die schlimme Situation der Menschen in Bunzlau am Ende des Zweiten Weltkrieges. Nach Flucht und Vertreibung aus ihrer schlesischen Heimat suchten die Menschen nach neuen Perspektiven. Da die Not sehr groß war, zeigten die westdeutschen Gemeinden, Kreise und Bundesländer ihre Solidarität, indem sie Patenschaften übernahmen. Die Gemeinsamkeit zwischen dem Rhein-Sieg-Kreis und Siegburg lag auf der Hand, denn das auf beiden Seiten existierende Töpferhandwerk erwies sich als perfekte Grundlage. Somit entschloss sich die Töpferstadt Siegburg, den Heimatvertriebenen zu helfen.

1953 fand mit Unterstützung des Kreises und der Kreisstadt das erste Bundesheimattreffen mit Bunzlau statt. Dank der Siegburger Paten konnten eine Geschäftsstelle eingerichtet werden, des Weiteren eine Personenkartei. Später ergänzte man alles um ein kleines Museum mit Bibliothek. Auf diese Weise entstand 1954 die Bunzlauer Heimatstube.

Über die Jahre hinweg bildeten sich viele öffentliche Zeichen des Gedenkens, unter anderem die „Bunzlauer Straße“, der „Bunzlauer Meilenstein“ und die „Bunzlauer Kanne“ für das Kreishaus. Die hiesigen Paten setzten sich immer wieder gerne für die Heimatgruppe ein, etwa durch Hilfestellung bei der Ausrichtung der Heimattreffen, der Raumbeschaffung, Planung und finanzieller Zuwendung, als auch Übernahme der Schirmherrschaft und persönlicher Teilnahme. Ferner konnten mit diesem Beistand im Laufe der Zeit Projekte wie Ausstellungen und Tagungen durchgeführt werden. Umgekehrt half die Bundesheimatgruppe bei der Pflege der Patenschaften durch Mitwirkung beim Schüleraustausch und die Organisation der Bürgerfahrten nach Bunzlau.

Durch die Städtepartnerschaft von 1992 mit der Stadt Siegburg, und der Kreispartnerschaft 2001 mit dem Rhein-Sieg-Kreis verfestigten sich die Bande kontinuierlich. Einziger Wermutstropfen in dieser Erfolgsgeschichte ist das Ende der Bunzlauer Heimatstube 2021. Die Bestände hier gingen an das Haus Schlesien in Königswinter, die schriftlichen Dokumente an das Kreisarchiv. Das Stadtmuseum Siegburg behält sich jedoch das Recht vor, bei Bedarf auf ausgewählte Gegenstände zuzugreifen.

„Wir haben Friedensarbeit geleistet“, so Vizelandrätin Notburga Kunert in ihrer Rede. Abgerundet wurde der Festakt mit einem umfassenden Vortrag „70 Jahre Bunzlau in Siegburg“ von Peter Börner, sowie Ehrungen durch den Vorsitzenden der Bundesheimatgruppe Bunzlau, Ferdinand Idasiak.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Dirk Woiciech aus Siegburg

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