Fahrradklimatest 2022
Fahrradleihsystem weit über Bundesdurchschnitt
Fahrradklimatest 2022 zeigt leichte Verbesserungen und einen großen Sprung für Bad Honnef
Rhein-Sieg-Kreis. „Der Trend zeigt weiter in die richtige Richtung“, fassen Dr. Peter Lorscheid und Dr. Georg Wilmers, verkehrspolitische Sprecher des ADFC für den Rhein-Sieg-Kreis, das Ergebnis für den Fahrradklimatest 2022 zusammen. „Nachdem es bis 2018 immer nur nach unten ging, ist dies erneut ein kleiner Schritt nach vorn, der sich hoffentlich in der Zukunft fortsetzen wird.“
Von September bis November letzten Jahres nahm man sich erneut für diese nicht repräsentative Online-Befragung Zeit. Von den circa 241.000 Teilnehmern entstammen 2.513 aus dem Rhein-Sieg-Kreis, wobei gegenüber 2020 noch 2.720 Personen zu verzeichnen waren.
Erstmalig umfasst die Studie alle 19 Kommunen in der Region, neu sind Much und Ruppichteroth. Die höchste Beteiligung gab es in Bad Honnef mit 232 Interviews, die geringste hingegen in Much mit 59.
In der Durchschnittsbewertung konnte der Rhein-Sieg-Kreis mit der Note 3,94 leicht vorrücken, 2020 hieß es hier noch 4,0. Meckenheim führt mit der Gesamtnote 2,58 als „Fahrradhauptstadt“ die Gemeinden an und thront in der Kategorie „Städte mit 20 bis 50.000 Einwohnern“ bundesweit auf Platz Zwei, was bei der Verleihung in Berlin für die Silbermedaille gereicht hat.
Im Kreis folgt Lohmar mit der Bewertung von 3,36 und kann die Position gegenüber der letzten Auswertung ebenfalls aufwerten.
Den größten Satz machte gewiss Bad Honnef, das 2020 mit der Note 4,51 Vorletzte war und nun mit 3,63 auf den dritten Rang kletterte. Das Fahrradklima hat sich dort aufgrund der zahlreichen Projekte und Initiativen offensichtlich fundamental gewandelt.
Schlusslicht sind die Gemeinden aus dem Bergischen und dem Siebengebirge, etwa Much und Eitorf mit 4,4 und Königswinter mit 4,5.
Bei den Einzelfragen punktet der Rhein-Sieg-Kreis eigens mit dem Fahrradleihsystem. Hier stieg die Benotung von 4,0 auf 3,1 und liegt mehr als eine Notenstufe über den Gesamtdurchschnitt.
Mit 2,9 lag die Erreichbarkeit von Stadtzentren weit vorn, aber auch die Wegweisung für Radfahrer gefällt den meisten.
Große Probleme sehen die Befragten allerdings in der Infrastruktur. Bemängelt wird in erster Linie die Ampelschaltungen für Radfahrer, die Führung an Baustellen und die Fahrradmitnahme im ÖPNV, ferner missfällt vielen die Falschparker-Kontrolle. Davon spiegelt sich einiges in den wichtigsten Bewertungskriterien wider.
Während das Fahrradleihsystem keine enorme Gewichtung bekam, gehören Hindernisse auf den Radwegen, die Akzeptanz von Verkehrsteilnehmern und die Konflikte mit Kraftfahrzeugen, sowie auch das Sicherheitsgefühl zu den brisantesten Themen.
„Was die Radverkehrsinfrastruktur angeht, sind die Bewertungen weiter schlecht und gegenüber den letzten Jahren auch praktisch unverändert“, erklärte Dr. Georg Wilmers. „Um das Fahrradklima weiter zu verbessern, muss der Rhein-Sieg-Kreis hier unbedingt weiter vorankommen.“
An dieser Stelle warnte Sven Habedank, Radverkehrsbeauftragter beim Kreis, trotz punktueller Maßnahmen vor zu hohen Erwartungen: „Das geht nicht von heute auf morgen. Beim Neubau von Radwegen sind jahrelange Genehmigungsverfahren insbesondere hinsichtlich des Natur- und Umweltschutzes notwendig und auch der Grunderwerb ist zumeist schwierig. Zudem gibt es momentan so gut wie keine Verkehrsplaner auf dem Arbeitsmarkt.“
Sicherlich kennen die Verantwortlichen die Problematik und wissen, dass es schnell gehen muss, wenn man die Verkehrswende haben will. Dennoch zieht sich so manches in punkto Umsetzung in die Länge, vor allem wenn Städte, Gemeinden oder auch das Land NRW für einzelne Abschnitte zuständig sind. Wer sich genauer über die Ergebnisse informieren möchte, schaut im Internet unter www.fahrradklimatest.de nach.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Dirk Woiciech aus Siegburg |
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