Hanno Rheineck feiert 80. Geburtstag
„Mit 100 noch die 100 Meter schaffen“
Troisdorf. „Laufend reisen ist wohl meine größte Leidenschaft. Das ist eine unglaubliche Kombination, da ich viel von der Welt sehe und jede Menge Menschen kennenlerne.“ Die Erlebnisse und Erfahrungen von Hanno Rheineck zusammenzufassen, würde sehr lange dauern. Der gebürtige Trierer feierte am 17. November seinen 80. Geburtstag und lebt nach dem Motto „Wer sich um andere kümmert, hat keine Zeit alt zu werden.“ Der erfolgreiche Leichtathlet und pensionierte Lehrer kann auf ein imposantes Dasein zurückschauen. Von 100 Meter bis Halbmarathon ist er rund um den Globus aktiv gewesen. Mit 1.918 Wettkämpfen, in 130 Ländern der Welt, belegt er heute weiterhin den Spitzenplatz der Internet-Rangliste der Länderläufer. „Mir fehlt schon noch manches, etwa Brunei, Bhutan und einige Länder in Südamerika. Leider ist Olympia das Einzige, was mir verwehrt geblieben ist.“ Seine Erfolge sind kaum zu beziffern, wenn man auf die unzähligen Trophäen und Auszeichnungen in seinem Heim trifft. „Ich befand mich 2014 sogar in Nordkorea. Einer von 17 Athleten, die zu einem Lauf eingeladen wurden. Wir mussten bei der Einreise alles abgeben und ich erhielt einen Begleiter, der mir bis unter die Dusche folgte. Da lernt man erst den Begriff von Freiheit zu schätzen. Es herrschte große Erleichterung, als wir wieder im Flugzeug nach Hause saßen.“
Seit 1959 ist er aktiver Läufer, wobei seine Entdeckung zufällig bei einem Sportfest des Siegburger Turnvereins herrührte. „Ich kristallisierte mich schon vorher als schnellster Läufer bei den Bundesjugendspielen heraus, aber nichts passierte. Erst als beim Sportfest eine Bahn frei war, habe ich gefragt, ob ich als Nichtvereinsmitglied mitmachen darf. Ich gewann.“
In seinem ganzen Leben spielte für Hanno Rheineck nie eine Förderung oder ein Sponsor eine Rolle, obwohl sein Name auf der ganzen Welt ein Begriff war. „Wenn Deutschland – dann Hanno, hat man gesagt“, erzählt er verschmitzt.
Nicht allein die Teilnahme an etlichen deutschen Meisterschaften, vielmehr vor allem die Erfolge als Senior beweisen seine Fitness: 19-mal deutscher Meister, dreimal Europameister und fünfmal Weltmeister ergaben 27 Goldmedaillen. „Die größte Herausforderung ist nicht einen Weltmeistertitel zu erringen, sondern ihn danach zu verteidigen.“ Außerdem stellte er 17 deutsche Seniorenrekorde auf, sowie zwei Seniorenweltrekorde über 200 und 400 Meter, die erst kürzlich geringfügig verbessert wurden.
Erst recht erinnert er sich sehr gut an seinen Wettkampf auf der Chinesischen Mauer. „Ich wusste von einer Bekannten, wie hart das ist, über die steilen Treppen zu laufen, deshalb trainierte ich vorher in Hochhäusern. Manche dachten, ich sei verrückt.“
Doch die Begegnungen mit Sportprofis von Weltrang reizten Hanno Rheineck weniger, eher die Option, über den Sport schnell Kontakt zu anderen Menschen zu bekommen. So war es stets unproblematisch, sich auch sozial zu engagieren. Von 1963 bis heute gehörten mehrere Ehrenämter zu seinem Alltag, vom Leichtathletikverein Nordrhein, über den Deutschen Leichtathletikverband und Landesportbund, bis zur deutsch-isländischen Gesellschaft, aber ebenso im Pfarrgemeinderat Sankt Josef in Siegburg, oder 22 Jahre lang beim SKM, dem Katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis.
Seit 1996 hält er in Seniorenheimen öffentliche Vorlesestunden, zuerst 26 Jahre in Siegburg, ab 1997 in der Seniorenresidenz Troisdorf.
Durch sein zahlreiches Engagement, rund um die Welt, ergaben sich viele rührende Momente, etwa als er für Athleten in „Kapverden“ neues Schuhwerk organisierte. „Ich erhielt damals den Kontakt über einen Arzt. Bei einem Lauf hörte ich, dass die Sportler mit schlechten Schuhen ausgerüstet sind und setzte mich dann zuhause für diesen guten Zweck ein. Außerdem fragte man mit nach Reifen für einen Bus. Wir trugen später Tonnen von Ausrüstung zusammen und ich bekam sogar einen Satz neuer Reifen gesponsert. Als ich das nächste Mal mit der Fähre dort eintraf, war ich sprachlos. Man empfing mich mit dem Bus, der die neuen Reifen aufgezogen hatte und im Fenster stand: Hanno vielen Dank für meine neuen Schuhe. Da schossen mir die Tränen in die Augen.“ Ferner sammelten sich unzählige Auszeichnungen an, von goldenen Ehrennadeln über Plaketten bis hin zu Ehrenmitgliedschaften. Doch richtig beeindruckend war der Titel, der ihm in Nigeria verliehen wurde. „Omemboji heißt: Einer, der immer hilft, wenn er kann. So werde ich heute noch von Nigerianern angesprochen.“
Auf einer Kaffeetasse prangt das Zitat einer Seniorin, der er mal geholfen hat: „Weil Engel nicht überall sein können, gibt es Menschen wie Hanno.“ Jetzt mit 80 Jahren ist der leidenschaftliche Leichtathlet nach wie vor umtriebig. Dreimal die Woche, für mindestens eine Stunde, hält ihn dann das Training fit: „Ich laufe schon kräftig und sehr ambitioniert.“ Kein Wunder, denn er hat sich ein Ziel gesteckt, damit er weiter „laufend helfen“ kann: „Ich möchte mit 100 Jahren noch die 100 Meter schaffen.“
Wenn man sieht, wie agil Hanno Rheineck ist, glaubt man schnell, dass er dies bestimmt erreichen wird. Wir gratulieren zum Geburtstag und wünschen ihm für die Zukunft das Beste, in erster Linie aber Gesundheit.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Dirk Woiciech aus Siegburg |
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