BFD mit 60
Mit ganz neuen Einsichten den Horizont erweitern

Alexander Delitz (60) absolviert aktuell nach seinem Berufsleben einen BFD. | Foto: Delitz
  • Alexander Delitz (60) absolviert aktuell nach seinem Berufsleben einen BFD.
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Rhein-Sieg-Kreis -

„Wenn ich etwas mache, sollte ich es auch gerne machen. Dann mache
ich das auch richtig gut und mit hundertprozentigem Einsatz“.
Alexander Delitz ist 60 Jahre alt und hat ein Leben bei der Post
hinter sich. Über 30 Jahre hinweg leitete er als Beamter
Niederlassungen und hatte bis Anfang letzten Jahres seinen
Schreibtisch im Bonner Post Tower. Wenn er heute im Büro arbeitet,
sitzt er nicht in Bonn, sondern in der Evangelischen Kirchengemeinde
Sankt Augustin-Niederpleis und Mülldorf. Nach seiner Berufslaufbahn
absolviert Delitz nämlich einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) bei
der Kirche. Gegen ein kleines Taschengeld hilft er im
Gemeindesekretariat aus, bereitet den Mittagstisch für ältere
Menschen vor oder begleitet Jugend-Freizeiten.

„Für viele junge Menschen ist ein Bundesfreiwilligendienst eine
Orientierungsphase und ältere BFD-Leistende nehmen das als
Möglichkeit, sich selbst zu hinterfragen“, erklärt Delitz. „Für
mich ist das aber kein Motiv“. Er ist ein Sonderfall: Die Deutsche
Post AG beschäftigt noch immer viele verbeamtete Mitarbeitende ihrer
Vorgängerin, der Deutschen Bundespost. Diese Beamten haben die
Möglichkeit, einige Jahre vor dem regulären Ruhestand in Pension zu
gehen, ohne Abzüge zu erhalten. Bedingung: Sie müssen sich
nachweislich sozial engagieren, zum Beispiel in einem BFD.

Einsatz für die Menschen

Delitz entschloss sich, mit 59 Jahren Abschied von der Post zu nehmen
und dafür 20 Wochenstunden im engen Kontakt mit Menschen zu arbeiten.
Die richtige Stelle hatte die Freiwilligen-Agentur des Diakonischen
Werks An Sieg und Rhein schnell gefunden und den Sankt Augustiner an
seine eigene Kirchengemeinde vermittelt. „Da kann ich mich nützlich
machen. Bei der Büroarbeit zahlt es sich aus, dass ich ein
Berufsleben auf dem Buckel habe, diesen Bereich kenne und fit mit den
üblichen Office-Produkten bin“, sagt er. Das "Mädchen für
alles“ sei Delitz neben den konkreten Projekten: „Wenn es irgendwo
drängt, werde ich eingesetzt. Zum Beispiel gehe ich einzelnen
Familien in Sondersituationen zur Hand, unterstütze sie im Alltag“

Im Sommer begleitete Delitz mit anderen Mitarbeitenden ein
Konfirmanden-Camp der Gemeinde in Kroatien. Eine wertvolle Erfahrung,
die ihm die Arbeit mit Jugendlichen näher brachte. Auf eine ganz
andere Weise aber fasziniert ihn die Arbeit mit Menschen im
Rentenalter: „Das ist total interessant, was für eine Summe an
Lebenserfahrung in Seniorenzirkeln geballt ist. Das erweitert den
eigenen Horizont und manchmal findet man ganz neue Einsichten“.
Dieser Begeisterung kann Delitz im Rahmen seines BFD folgen. Der neue
Kaffee-Treff der Gemeinde trägt seine Handschrift: An zwei
Donnerstagen im Monat kommen überwiegend ältere Gemeindemitglieder
im Gemeindehaus zusammen, im „Café Paul“. Kleine Flügelkonzerte,
Volkslied-Gesangsrunden oder „Pub-Quizzes“ sorgen für Abwechslung
im Alltag der rund 40 Gäste „Markenkern“ der Veranstaltung ist
das reiche Angebot an Kuchen, für die der Hobby-Bäcker auch selbst
mit anpackt: „Neulich habe ich fünf Torten gebacken. Meine
Spezialität aber sind Nussecken“. Daneben gilt es für Delitz, das
Café-Projekt am Laufen zu halten und sich um die anderen Mitwirkenden
zu kümmern. „Die Zufriedenheit zu erkennen, die Dankbarkeit der
Menschen, die man sofort spürt, ist einfach schön“, erzählt der
Sankt Augustiner. „Man fühlt sich gut, etwas getan zu haben, das
anderen Menschen geholfen hat. Das ist einfach klasse".

Gemeinde leben

Dass er anders als die Mehrheit der BFD-Leistenden seinen
Freiwilligendienst nicht nach der Schulzeit, sondern im Alter
absolviert, ist für ihn ein Vorteil: „Ich lerne was dazu und
nachdem der Ruhestand angefangen hat, falle ich nicht auf Stufe Null
zurück, sondern habe eine gewisse Struktur“. Wie wichtig die
Kirchengemeinde für Menschen ist, auch das wurde Delitz nun bewusst:
„Ich sehe jetzt, was eine Gemeinde leistet, und wie eine Gemeinde
wirklich ein Angebot aufbaut, das es aus meiner Sicht jedem leicht
macht, sich zur Gemeinde zu bekennen, zu Gott zu bekennen".

Ein BFD kann sich immer lohnen. Und dass es nie zu spät ist, sich zu
engagieren und zu lernen, dafür steht Delitz. Einen Ratschlag hat er:
„Man muss immer schauen, wie die eigenen Talente und Vorstellungen
ausschauen“. Nur dann könnten bereitwillige Menschen ihr Engagement
so einbringen, dass sie die Dinge auf ihre Weise bewegen.

Die Freiwilligen-Agentur der Diakonie An Sieg und Rhein verfügt über
ein weites Angebot an Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Weitere Informationen stehen zur Verfügung unter
www.diakonie-sieg-rhein.de/freiwilligen-agentur

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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