Rheinspange
Viele Varianten - keine Lösung

Südlich von Niederkassel - etwa in Höhe der „Natorampe“ bis nach Widdig auf der gegenüberliegenden Rheinseite verläuft die Trassenvariante für einen Tunnel, die aus Gesichtspunkten des Umweltschutzes die geringsten Belastungen bringen würde. Befürworter der „Nullösung“ hatten das von ihnen beauftragte und finanzierte gutachten bereits Mitte Juni im Bornheimer Rathaus vorgestellt (kleines Foto). | Foto: Bracker
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  • Südlich von Niederkassel - etwa in Höhe der „Natorampe“ bis nach Widdig auf der gegenüberliegenden Rheinseite verläuft die Trassenvariante für einen Tunnel, die aus Gesichtspunkten des Umweltschutzes die geringsten Belastungen bringen würde. Befürworter der „Nullösung“ hatten das von ihnen beauftragte und finanzierte gutachten bereits Mitte Juni im Bornheimer Rathaus vorgestellt (kleines Foto).
  • Foto: Bracker

Die meisten Menschen in Urfled, Hersel oder Widdig sind in ihrer Meinung klar: Ihre Lösung für eine weitere Rheinquerung kann nur eine „Nulllösung“ sein. Das wird angesichts der vielen hundert Plakate und Transparente, die in diesen Orten an Hauswänden, Gartenzäunen oder Fenstern hängen, unzweifelhaft deutlich.

Region (red). Im Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2030), den der Deutsche Bundestag im Dezember 2016 beschlossen hatte, wurde eine neue Autobahnquerspange zwischen der rechtsrheinischen A59 und der linksrheinischen A555 mit einer Rheinquerung zwischen Köln und Bonn entsprechend in den „Vordringlichen Bedarf“ eingestuft. Das Projekt läuft unter dem Arbeitstitel „Rheinspange 553“ und wird vom ersten Tag an kontrovers diskutiert.

Tunnelvarianten würden sich am wenigsten stark auf die Umweltbelange auswirken, weit weniger als Brückenlösungen. Zu diesem Ergebnis kommt die Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) zur geplanten „Rheinspange 553“. Für die Studie wurden für alle zwölf Varianten verkehrliche Tagesbelastungen hergeleitet und die zu erwartenden Veränderungen der CO2-Emissionen berechnet. Präferenz-Varianten haben die Gutachter auch ausgemacht: Vorne steht die Variante 10T bei Widdig mit einem rund drei Kilometer langen Rheintunnel südlich von Niederkassel, dicht gefolgt von den Tunnelvarianten 7T und 6aT, die beide eine neue Anschlussstelle bei Wesseling erfordern.

Per Videokonferenz waren die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsstudie dem Dialogforum zum Projekt „Rheinspange 553“ von der Autobahn GmbH und dem Gutachterbüro Cochet Consult vorgestellt worden.

Um die Variante der Rheinquerung zu finden, die die Umwelt noch am wenigsten belastet, wurden alle zwölf darauf überprüft, wie sie sich auf Menschen, Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt, auf Böden, Wasser, Luft, Klima, das Landschaftsbild und das kulturelle Erbe auswirken.

Für die Experten des Gutachterbüros ist das Fazit klar und eindeutig: Alle Varianten sind mit erheblichen Eingriffen in die Umwelt verbunden, allen gemein ist eine „umfangreiche Bodenversiegelung und die hohe Inanspruchnahme von landwirtschaftlich wertvollen Böden“, sie zerschneiden in jedem Fall Lebensräume von artenschutzrechtlich relevanten Feldvögeln und der Wechselkröte.

Bereits am 13. Juni, also knapp zwei Wochen vor der Autobahn GmbH, hatten der BUND, der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge und die Bürgerinitiative „Nein zur Rheinspange, Ja zur Nulllösung“ das und von ihnen bauftragte und finanzierte Gutachten des Büros „Vieregg – Rössler GmbH“ öffentlich an Bornheims Bürgermeister Christoph Becker überreicht und vorgestellt.

Verkehrsgutachter Dr. Martin Vieregg kritisiert, die Zahlen der Planer in der Verkehrsuntersuchung zur Rheinspange seien mindestens „nicht plausibel“. Jedenfalls sei der bau einer Rheinquerung damit nicht zu begründen. „Die Autobahn GmbH ist zu einer objektiven und eingehenden Prüfung verpflichtet, sie ist nicht dazu aufgerufen, für Projekte zu werben, die bei eingehender Prüfung nicht haltbar sind“, so Norbert Kemmer, Sprecher der Bürgerinitiative „NEIN zur Rheinspange“.

Mit dieser Studie liegt nun zunächst eine umweltfachliche Bewertung aller vertieft zu prüfenden Varianten vor. Und es ergibt sich daraus eine Rangfolge der Varianten nach Umweltgesichtspunkten. Das bedeutet aber nicht, dass damit auch die Trassenführung entschieden ist. Denn: „Diese Rangfolge aus Umweltsicht ist bei der Ermittlung einer Vorzugsvariante nicht alleine maßgebend. Daher kann die umweltfachlich ,beste’ Variante von der gesamtplanerischen Vorzugsvariante abweichen“, heißt es von der Autobahn GmbH. Und das bedeutet nichts anderes, dass am Ende auch immer noch andere Kritierien für die Entscheidung bewertet werden müssen.

Variante 10TSüdvariante, die die Anschlusspunkte W4 auf der linksrheinischen Seite an der A555 und O5 auf der rechtsrheinischen Seite an der A59 verbindet. Der Anschlusspunkt W4 ist der südlichste der vier Anschlusspunkte auf der linksrheinischen Seite, etwa 2,5 Kilometer südlich der heutigen Anschlussstelle Wesseling. Im Gegensatz zu den anderen Anschlusspunkten auf der linksrheinischen Seite kann bei diesem Anschlusspunkt die Anschlussstelle Wesseling bestehen bleiben. Als Rheinquerung ist ein Tunnel vorgesehen, der den Rhein zwischen den Ortsteilen Niederkassel und Rheidt quert.Zahlen: Länge 7,7 Kilometer, Bauzeit: zirka 8 Jahre, Kosten: geschätzt rund 878 Millionen Euro, Trasse: Von einem neuen Autobahnknoten A555 bei Widdig (W4) zu einem neuen Autobahnknoten zur A59 bei der AS Spich.

Redakteur/in:

Ulf-Stefan Dahmen

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