Große Versorgungslücke?
Zwei Schließungen: Pflege dringend gesucht
Zwei Schließungen sind möglicherweise Grund für eine große Versorgungslücke
Much. Die Zahl pflegebedürftiger Menschen nimmt nicht nur in unserer Region seit Jahren stetig zu. Weil diese sich meist nur noch eingeschränkt selbst versorgen können, sind sie auf Betreuung und Pflege angewiesen. Doch aus vielerlei Gründen herrscht überall ein gravierender Mangel an ausgebildeten Pflegekräften. In der Berggemeinde spitzt sich die Lage zu. Droht nun ein Super-GAU?
Der Ambulante Pflegedienst Günter Noa im Ortskern und dem Vernehmen nach auch das Alten- und Pflegeheim St. Apolonia machen bald „die Schotten dicht“. Günter Noa, der seit sechs Jahren in Much tätig ist, hat seinen Kunden zum 30. Juni die Pflegeverträge gekündigt. Mit acht Mitarbeitern sei der Pflegedienst unterbesetzt und zum anderen bleibe vor lauter Verwaltungsarbeit zu wenig Zeit fürs „Kerngeschäft“.
Zum gleichen Datum soll auch das Alten- und Pflegeheim, das seit mehr als 15 Jahren in Neßhoven Kurzzeit-, Verhinderungs- und stationäre Pflege anbietet, seinen Bewohnern gekündigt haben. Vom Träger des Altenheims war dazu keine Information zu bekommen.
Und nun? Stehen jetzt 34 Heimbewohner auf der Straße? Bei dem allgemeinen Mangel an Heim- und Pflegeplätzen kann das verbleibende AZURIT-Seniorenzentrum „Altes Kloster“ nicht allein als Retter in der Not einspringen. Da in vielen Einrichtungen schon Wartelisten geführt werden, wird sich die Suche nach Ersatz-Pflegeplätzen sicher nicht nur auf die nähere Umgebung beschränken können. Zudem bleiben noch 50 unversorgte Senioren, die bisher vom Noa-Pflegeteam regelmäßig zuhause besucht wurden. Die übrigen beiden ambulanten Pflegedienste am Ort, die Caritas-Pflegestation und der Pflegedienst Frank Zeiske, hätten noch einige Kapazitäten frei, doch für alle pflegebedürftigen Menschen reichen die nicht. „Die Gesamtpflegesituation war auch vorher schon haarsträubend“, erklärt die Pflegeleitung der Caritas-Pflegestation Christa Bodarwé. „Alle Pflegedienste haben das gleiche Problem: es ist sehr schwer qualifiziertes Personal zu bekommen.“ Die anstrengende Arbeit werde nicht entsprechend honoriert und die Arbeitszeiten seien nicht sehr familienfreundlich. Zudem können manche Leistungen nicht von allen Pflegekräften erbracht werden, für einige Aufgaben müsse die Pflegekraft medizinisch ausgebildet sein. Besonders mache sich der Personalmangel bemerkbar, wenn die Pflege von weiter entfernten Orten angefragt werde. „In der Zeit, in der die Mitarbeiterin dorthin unterwegs ist, könnte sie hier im Ort zwei Personen versorgen. Da muss ich manchmal genau abwägen“, so Bodarwé. Ein kleines „Licht am Horizont“ in dem Dilemma könnte die Gründung eines neuen Pflegedienstes bedeuten. Da es bislang in Much noch keine Tagespflege gibt, habe man im Team der Seniorenassistenz Engels darüber nachgedacht, möglicherweise eine Tagespflegestelle zu gründen, erläuterte Stefan Heuer, der Gründer des PflegeTeam Engels. Dann habe man sich aber entschlossen, zunächst einen ambulanten Pflegedienst anzubieten und das Projekt Tagespflege später anzugehen. Allerdings kann das PflegeTeam Engels erst Anfang September starten, so dass bis dahin die große Versorgungslücke nur schwer zu schließen sein wird. Für die Pflegebedürftigen oder ihre Angehörigen, die sich jetzt um neue Pflegeplätze kümmern müssen, wird es eng.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Christa Gast aus Königswinter |
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