"Stolpersteine" auch in Rheinbach
Besonderes Gedenken an ehemalige jüdische Mitbürger

"Diese Stolpersteine warnen uns davor, Hass über uns kommen zu lassen“, sagte einer der Schüler.  | Foto: Gerda Saxler-Schmidt
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Rheinbach - Rheinbach (art). Die ersten 14 Stolpersteine hat der Künstler Gunter
Demnig jetzt in Rheinbach unter großer Beteiligung der Bevölkerung,
insbesondere Schülerinnen und Schülern, sowie Vertretern von Politik
und Verwaltung verlegt. Insgesamt ist für 36 Juden, die in Rheinbach
ihren letzten frei gewählten Wohnsitz hatten und während der
NS-Herrschaft deportiert und ermordet wurden, die Verlegung von
Stolpersteinen vorgesehen. Vor dem Haus Hauptstraße 52 wurden zwei
Gedenksteine für Clementine und Hermann Klaber in den Bürgersteig
eingelassen. Vier Gedenksteine erinnern jetzt vor dem Haus
Hauptstraße 44 an Regina, Hermann Josef, Selma und Max Geisel. Acht
weitere Gedenksteine im Gehweg erinnern vor dem Haus Langgasse 11 an
Josef, Else und Julie Oster sowie an Otto, Ida, Ruth, Edith und
Günther Marx.

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In einer würdevollen Feier im Rathausfoyer hatten Schülerinnen und
Schüler des Städtischen Gymnasiums um ihren Lehrer Jan Gerdemann
zuvor die Namen der jüdischen Mitbürger genannt und in der Ich-Form
ihr Leben skizziert, das wie das von Millionen Juden, aber auch Sinti
und Roma, Andersdenkender, Kranker oder von den Nazis unerwünschten
Menschen nach Entrechtung und Verfolgung mit der Ermordung in den
Konzentrationslagern endete. Wie das Ehepaar Otto und Ida Marx mit
ihren Kindern Ruth, Edith und Günther, die in der Langgasse in einem
Gebäude wohnten, das der jüdischen Gemeinde Rheinbach gehörte und
mit der Synagoge und der ehemaligen jüdischen Schule in der
Schweigelstraße einen Komplex bildete. Wie Stadtarchivar Dietmar
Pertz zusammengestellt hat, wurde die Familie am 10. Februar 1942 in
der Langgasse abgeholt und nach Endenich deportiert, wo die Juden aus
Bonn und Umgebung in einem zwangsgeräumten Kloster untergebracht
wurden. Im Juli 1942 brachte man sie mit 22 weiteren Rheinbacher Juden
mit der Eisenbahn von Köln ins Ghetto Minsk, von dort in das
Vernichtungslager Mali Trostinec, wo sie am 24. Juli 1942 ermordet
wurden.

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Bürgermeister Stefan Raetz sagte, dass wir das Geschehene nicht
ungeschehen machen, aber dafür sorgen können, dass es nicht
vergessen wird. Dazu leisten die Stolpersteine nun auch endlich in
Rheinbach einen Beitrag. Er dankte insbesondere den Sponsoren für die
Finanzierung der Stolpersteine.

Rassismus hat viele Gesichter und alle sind hässlich. Diese
Stolpersteine warnen uns davor, Hass über uns kommen zu lassen

sagte einer der Schüler. Und sie würden uns auch zeigen, dass wir es
wertschätzen sollten, in Demokratie und Freiheit zu leben.
Alisa Weil, jüdische Mitbürgerin aus Meckenheim und Ehefrau des
verstorbenen Künstlers Manfred Weil, zeigte sich sehr ergriffen und
dankbar, dass nun auch in Rheinbach Stolpersteine verlegt wurden. In
Briefen, die Peter Mohr und Dietmar Pertz verlasen, würdigten dies
auch Nachfahren der Familien Klaber und  Geisel.

- Gerda Saxler-Schmidt

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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