Runder Geburtstag
Dr. Josef Mohr zum 80. Geburtstag
Voreifel - Über Jahrzehnte hat er sich einen Namen gemacht als Kenner und
Muttersprachler der rheinischen Mundart: Dr. Josef „Jupp“ Muhr. Am
22. Februar ist der langjährige Direktor der heutigen Volkshochschule
Voreifel, Kunstkenner, Reiseleiter, Buchautor, Sänger und
Landstürmer 80 Jahre alt geworden.
In Köln geboren als sechstes von sieben Kindern, wurde ihm die
rheinische Mundart schon in die Wiege gelegt. Die regionalen
Unterschiede im Dialekt hat er schon als Kind bemerkt, als die Familie
wegen der Bombenangriffe auf Köln zunächst nach Juntersdorf bei
Zülpich und dann nach Froitzheim evakuiert wurde. „Zwischen Kölsch
und dem Zülpicher Land gibt es schon gravierende Unterschiede im
Dialekt“, stellt Muhr fest. „Zum Beispiel das gerollte R der Buure
in Froitzheim.“ Die Geschwister sprechen bis heute untereinander nur
Dialekt, sobald ein Dritter dazu komme, werde ins Hochdeutsche
gewechselt. Das sie im übrigen natürlich „astrein“ beherrschen.
„Aber am Akzent hört man doch immer, wo wir herkommen“, weiß er.
Zu seinem Bedauern haben seine beiden Söhne den Dialekt nicht
gelernt. Aber ihm selbst liegt der Erhalt der Mundart sehr am Herzen.
„Weil ich selbst erfahren habe, was Dialekte zu bieten haben,
möchte ich sie unbedingt erhalten“, sagt Muhr. Und hofft, dass die
Mundart auch im Rheinland wieder im Alltag stärker wird und „nicht
ins bloße Museale“ übergeht. Er selbst hat dazu auf jeden Fall
seinen Beitrag geleistet mit seinen Programmen, seien es „Hellije
Naach – ne Weihnaachsverzäll“ frei nach Ludwig Thoma, „Joods un
Schlemms – Märche vun Jrimms“, „Vun Minsch zo Minsch“ mit dem
Kölschen Jazz-Quartett oder dem Kölschen Jazz-Trio, seinem Programm
„Jetz weed opjerüümp“ mit Liedern aus dem Nachkriegsköln, dem
Willi-Ostermann-Programm und vielen anderen mehr. Einige hat er
herausgegeben im Band „Kölsche Rüümcher un Jedeechte
-Nachdichtungen, Übertragungen und Parodien ,klassischer‘
Autoren“. Kurz vor der Vollendung ist sein neuestes Buch „Kölsche
Klüngel met Joethe un Schiller“, grafisch gestaltet von der
Rheinbacher Künstlerin Janni Feuser.
Viele Bände zu Geschichte, Kunst und Kultur füllen die Bücherregale
in Muhrs Arbeitszimmer, im Wohnzimmer und im Keller. Viele Regalreihen
füllen auch seine eigenen Arbeiten, von der Biographie über seine
Mutter Margarethe Muhr „Et hät noch immer jot jejange“ bis zu
seinen vielen Vorträgen und Sammlungen. Auch eine ansehnliche
Sammlung von Kunstobjekten und Bildern verschiedener Epochen ist in
den Jahren zusammengekommen. Auch Skulpturen, die seine Ehefrau Juana
gefertigt hat, stehen im Wohnzimmer.
Wegen der Corona-Pandemie ist die geplante große Feier zum 80.
Geburtstag mit Bigband abgesagt. Auch die beiden Söhne mit ihren
Ehefrauen und den beiden kleinen Enkelkindern im Alter von eineinhalb
und zweieinhalb Jahren werden nicht aus Berlin kommen. Aber auf jeden
Fall kocht Ehefrau Juana ihm sein Lieblingsgericht: Rinderbäckchen.
- Gerda Saxler-Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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