Technologie für die Zukunft
Neues Retentionsbodenfilterbecken in Rheinbach

Zukunftsträchtige Technologie im innovativen Verfahren:  den Retentionsbodenfilter gleich neben der Rheinbacher Kläranlage haben Verbandsratsvorsitzender Uwe Friedl (re), Erftverbandsvorstand Bernd Bucher (li) und Bürgermeister Stefan Raetz (Mi) offiziell in Betrieb genommen. | Foto: art
  • Zukunftsträchtige Technologie im innovativen Verfahren: den Retentionsbodenfilter gleich neben der Rheinbacher Kläranlage haben Verbandsratsvorsitzender Uwe Friedl (re), Erftverbandsvorstand Bernd Bucher (li) und Bürgermeister Stefan Raetz (Mi) offiziell in Betrieb genommen.
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Rheinbach - Mit dem neuen Retentionsbodenfilterbecken Rheinbach gleich neben der
Kläranlage beschreitet der Erftverband im Rahmen eines Forschungs-
und Entwicklungsprojekts neue Wege bei der Spurenstoffelimination. Was
damit gemeint ist, erläuterte Verbandsratsvorsitzender Uwe Friedl bei
der offiziellen Inbetriebnahme mit Erftverbandsvorstand Bernd Bucher
und Bürgermeister Stefan Raetz am Beispiel von Medikamenten. Denn
schmerzstillende Salben auf der Haut, eingenommene Medikamente oder
auch Kosmetika hinterlassen Rückstände im Abwasser, die
herausgefiltert werden müssen. „Die neue Technik ermöglicht es,
dass der Großteil dieser Dinge ausgefiltert wird“, so Friedl. Über
Medikamente hinaus zählen dazu auch Rückstände von Pestiziden oder
Industriechemikalien. „Die Natur macht die Arbeit. Man muss nur
drauf schauen, dass die Bakterien optimale Bedingungen finden, damit
sie ihre Arbeit tun können“, sagte Bucher. Raetz hob hervor, dass
der Erftverband mit dieser zukunftsträchtigen Technologie sehr viel
für den Umweltschutz tue und sich der Herausforderung stelle, noch
mehr für die Wasserqualität zu tun. Er hoffte, dass das
Forschungsprojekt viele interessierte Beobachter und Nachahmer findet.

18 Monate hatten die Arbeiten für dieses 3,6 Millionen Euro-Projekt
gedauert. Das Land Nordrhein-Westfalen hat den Bau und die begleitende
Forschung mit mehr als 60 Prozent der Kosten gefördert. Auf der mit
Schilf bepflanzten Filterfläche von rund 5.000 Quadratmetern können
rund 12,3 Millionen Liter Wasser gespeichert und später stark
gedrosselt in den Wallbach abgegeben werden. Der Bodenfilter hält
nicht nur bei starken Regenfällen das Mischwasser aus der
Kanalisation zurück. Bei Trockenwetter dient er zudem der
benachbarten Kläranlage Rheinbach als vierte Reinigungsstufe, die aus
dem bereits gereinigten Abwasser zusätzlich Spurenschadstoffe
entfernt. Die Besonderheit liegt im Aufbau der Filterschicht. Anders
als beim herkömmlichen Verfahren, besteht der Bodenfilter in der
neuen Anlage aus einem Gemisch aus Filtersand und granulierter
Aktivkohle. Dadurch erhöht sich die Filterleistung des Beckens
deutlich. Die Ergebnisse von Versuchen an einem auf der Kläranlage
Rheinbach aufgebauten Modellbodenfilter haben demnach schon gezeigt,
dass mit dem neuen Verfahren Spurenschadstoffe zu mehr als 80 Prozent
aus dem gereinigten Abwasser entfernt werden können. Die Reinigung
beruht auf mikrobiologischen Vorgängen, die sich in der Bodenzone
abspielen. Der Erftverband geht davon aus, dass die Spurenstoffe
zunächst an der Aktivkohle festgehalten und so aus dem gereinigten
Abwasser entfernt werden. Langfristig werden sie im Bodenfilter
biologisch abgebaut, so dass sich die Aktivkohle langsamer als in
technischen Filtern erschöpft beziehungsweise teilweise biologisch
regeneriert. Ein Austausch der Bodenschicht sei daher zunächst nicht
erforderlich. Der Betrieb als vierte Reinigungsstufe der Kläranlage
Rheinbach soll zeigen, ob das Verfahren dauerhaft zur Beseitigung von
Spurenstoffen geeignet ist und damit auch eine wirtschaftliche
Alternative zur Nachrüstung von Kläranlage darstellt.

- Gerda Saxler-Schmidt

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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