Verdienste um Aufklärung und Gedenken
Rheinlandtaler geht an Peter Mohr
Rheinbach - (art) Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat Peter Mohr für
sein ehrenamtliches Engagement um seine Heimatstadt Rheinbach den
Rheinlandtaler verliehen. Insbesondere seit seiner Pensionierung hat
der inzwischen 82-jährige frühere Kapitän zur See bei der
Bundesmarine viel Zeit in die Lokalhistorie investiert und etliche
Dinge angestoßen.
In einer Feierstunde im Ratssaal des Himmeroder Hofes würdigte
Bürgermeister Stefan Raetz Mohr als „aktiven Zeit- und
Streitgenosse“, der sich in Rheinbach einsetze. Anne Henk-Hollstein,
stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland,
bezeichnete Mohr als „Erforscher und Kämpfer zugleich“ sowie als
„überzeugter Ermöglicher“, der in langjährigem Engagement für
seine Heimatstadt Rheinbach für Aufklärung und Gedenken gesorgt
habe, „gerade auch im Hinblick auf die dunklen Seiten“ der
Stadtgeschichte Rheinbachs.
Insbesondere seit seiner Pensionierung im Jahr 1993 hatte Mohr, der
schon immer ein großes Interesse für Geschichte hatte, viel Zeit in
die Erforschung der Lokalhistorie investiert und eine Reihe von Dingen
angestoßen. Anne Henk-Hollstein nannte unter anderem Mohrs Engagement
im 1998 gegründeten Verein der „Freunde des Rheinbacher
Stadtarchivs“. „In vorbildlicher Weise“ habe er akribisch die
Schicksale jüdischer Rheinbacher Familien erforscht und dokumentiert
und dies unter anderem in der Schrift „Sie waren Nachbarn – Zur
Geschichte der Juden in Rheinbach im Dritten Reich“ des ebenfalls
mit dem Rheinlandtaler ausgezeichneten und inzwischen verstorbenen
Historiker Horst Mies dokumentiert. Das reine Erforschen und
Publizieren aber habe Mohr nicht ausgereicht, vielmehr habe er seine
Erkenntnisse möglichst breit bekannt machen wollen. So habe er die
2002 im Lichthof des Rheinbacher Rathauses eingerichtete Gedenkstätte
für die von den Nazis ermordeten Rheinbacher Juden initiiert und
mitgestaltet. Ein Herzensanliegen von Mohr auch die im Juni 2017 im
Stadtpark eingeweihte Gedenkstätte für die in „öffentlichem
Justizmord“ am 26. Januar 1945 hingerichteten drei jungen
ukrainischen Zwangsarbeiter Peter Spaak, Wladislaus Talzschaview und
Wladislaw Dedjarew. Rund 40 Zeitzeugen habe der „profunde Kenner der
Rheinbacher Historie“ befragt, um den Hergang der Ermordung zu
rekonstruieren und dies in seinem Essay „Sollen hängen zum
Gespött…“ detailliert beschrieben. Auch nannte Anne
Henk-Hollstein das jahrelange Engagement Mohrs in der
Bürgerinitiative „Rheinbacher für Stolpersteine“, die inzwischen
ihr Ziel erreicht hat, sowie seine Mitgliedschaft im Vorstand des
Vereins „Gegen Vergessen – für Demokratie. Abteilung
Mittelrhein“ führte sie auf.
Mohr dankte den rund 40 Zeitzeugen, stellvertretend namentlich Gertrud
Limbach, sowie der „großen Schar der Mitstreiter in den
Gedenkprojekten“. Die Auszeichnung sei für ihn „nicht das
krönende Ende, sondern auch Verpflichtung, noch nicht Vollendetes
weiterzuführen.“ Zuversichtlich stimme ihn die große Bereitschaft
der Jugendlichen aus der Geschichte zu lernen. „Denn gegen drohendes
Unheil müssen wir uns selbst aktiv wehren“, sagte er.
Der LVR verleiht den Rheinlandtaler seit 1976 an Persönlichkeiten,
die sich um die Kulturpflege im Rheinland besonders verdient gemacht
haben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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