Ausbildungsmesse in Rheinbach

Unterschiedliche Branchen, viele Interessierte

Rheinbach (fes). Einem möglichen Brexit sieht Robert Siebel
eher gelassen entgegen: „Wir haben vorsorglich unsere Lagerbestände
hochgefahren und sind auf den 31. Oktober vorbereitet.“ Vor 30
Jahren gründeten Siebels Eltern in Meckenheim „The British Shop“,
der sich auf typisch britische Produkte spezialisiert hat vom
Tweed-Jacket über Earl Grey Tea bis hin zum Kissen mit dem “Union
Jack“-Aufdruck. 180 Mitarbeiter beschäftigt der „Britisch Shop“
und sucht, wie so viele andere der rund 130 Unternehmen, die am
Samstag bei der 20. Rheinbacher Ausbildungsmesse im Alliance
Messegebäude teilnahmen, dringend Nachwuchs. Vielleicht konnten sie
ja eine 15-jährige Schülerin aus Rheinbach für einen ihrer
Ausbildungsberufe begeistern: „Ich mag England, daher schaue ich
mich hier mal um“, sagte sie.

Die Ausbildungsmesse gilt heute als eine der größten in der Region,
meinte Projektassistentin Dana Euskirchen. 2001 waren es gerade mal 12
Ausbildungsbetriebe, die sich damals noch in der Rheinbacher
Hauptschule präsentierten. Mit dem Umzug 2009 in das Messegebäude
der Alliance Möbel Marketing GmbH im Rheinbacher Hochschulviertel
wuchs die Messe kontinuierlich an und erreichte nun mit rund 130
Teilnehmern aus dem Raum Köln/Bonn/Rhein-Sieg-Kreis einen neuen
Ausstellerrekord. Einen Schwerpunkt bildete wieder das Handwerk. So
freute sich Raffael Knauber, Geschäftsführer der
Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft der Stadt
Rheinbach mbH , dass erstmalig 19 Bauinnungsbetriebe vertreten waren.
Der Ausbildungsmarkt habe sich in den vergangenen Jahren gewandelt vom
Ausbildungs- zum Arbeitnehmermarkt. Da Fachkräfte dringend gesucht
werden, können sich die Schülerinnen und Schüler die Betriebe
aussuchen, in denen sie arbeiten möchten. Die Betriebe bewerben sich
mittlerweile um die besten Köpfe: „Wichtig ist mir, dass alle
Aussteller aus eigener Motivation hierherkommen, weil sie dringend
Arbeitskräfte suchen und die Schüler können hier einen umfassenden
Überblick über das Angebot an Ausbildungsplätzen bekommen.“

Auf der Suche sind Arbeitgeber der unterschiedlichsten Branchen So
wirbt beispielsweise Sybille Ditters, Personalleitern bei der Gemeinde
Swisttal, um motivierte Menschen, die sich zum
Verwaltungsfachangestellten ausbilden lassen möchten: „Daher ist
diese Börse vor den Toren Swisttals für uns sehr wichtig, weil wir
hier direkt mit den jungen Leuten ins Gespräch kommen können.“
Vielleicht sind ja Jessica (19) und ihre Freundin Jill (15) aus Bad
Neuenahr geeignete Kandidatinnen? „Ich bin gelernte IT-Assistentin,
mein Vater arbeitet in einer Verwaltung und daher interessiert mich,
ob es hier für mich auch Möglichkeiten gibt“, schilderte
Jessica.  Vor allem Erzieherinnen und Handwerker für den Bauhof
werden bei der Stadt Rheinbach gesucht, so Marina Schmitz vom
Personalamt. Bewerben sich pro Ausbildungsjahr für die
Kommunalverwaltung bis zu 90 Aspiranten, sind es für den Bauhof
maximal 20. Auch im Pflegebereich werden Fachkräfte händeringend
gesucht. Svenja Lanzrath, sie derzeit beim Pflegedienst Wentland eine
Ausbildung im Gesundheitswesen macht, wirbt für ihre Branche: „Ich
liebe meinen Beruf, weil er sehr kommunikativ ist.“ Und wer
beruflich hoch hinaus möchte, der hat sicherlich gute Chancen im
Dachdeckergewerbe. So sucht beispielsweise die Firma Schott dringend
„Superhelden vom Dach“, wie sie in ihrem Fachvortrag darlegte.
Dank galt noch den rund 40 Messeguides, wie Finn Kessel (15) und Lasse
Maurer (16) vom Städtischen Gymnasium Rheinbach, die natürlich auch
die Gelegenheit nutzten sich selber umzusehen. So würde Lasse gerne
zur Polizei gehen, Finn interessiert für das Bundeskriminalamt.