Besondere Gäste aus der Ukraine
Waisenkindern eine Freude bereitet
Rheinbach - Am Tag vor Heiligabend waren besondere Besucher zu Gast in
Rheinbach. Bürgermeister Stefan Raetz und der Erste Beigeordnete Dr.
Raffael Knauber begrüßten gemeinsam mit Peter Mohr, Stadtarchivar
Dietmar Pertz und Pressesprecher Norbert Sauren rund 30 Kinder
zwischen neun und 15 Jahren, überwiegend Waisen, deren Väter
während des Krieges im Osten der Ukraine ihr Leben verloren haben,
mit ihren Begleitern.
Viele dieser Kinder und Jugendlichen haben Schlimmes erlebt, so Peter
Mohr, über den der Kontakt hergestellt worden war. Die Initiative des
„Vereins der Freunde und Förderer des Bergischen Freilichtmuseums
Lindlar e.V.“ und des Vereins „Ukrainisches Haus“ Düsseldorf
wollten den Kindern eine Freude bereiten und ihnen eine schöne Zeit
in Deutschland bescheren. In Rheinbach waren die Besucher auch Gäste
des Monte Mare Freizeitbades, wo sie auch zu einem gemeinsamen Essen
eingeladen waren.
Initiiert worden war der Besuch in Rheinbach von Dr. Irina Jastreb,
Vorsitzende des Vereins „Ukrainisches Haus“ in Düsseldorf. Der
Verein nimmt ukrainische Migranten in den Fokus und will über
kulturelle Veranstaltungen „Brücken bauen zwischen alter und neuer
Heimat“. Die Vorsitzende hatte Kontakt zu Mohr aufgenommen und den
Besuch angestoßen, wie Mohr berichtete. „Dr. Jastreb war bereits
hier in Rheinbach zur Gedenkfeier zum Todestag der drei ermordeten
ukrainischen Zwangsarbeiter“, sagte er. Vor drei Jahren hätten auch
ukrainische Journalisten über das Gedenken an Peter Spaak, Wladislaus
Talzschaview und Wladislaw Dedjarew berichten wollen, was damals aber
nicht habe realisiert werden können. Nun sei dieses Vorhaben wieder
aufgegriffen werden und in Zusammenarbeit mit Bürgermeister Raetz
umgesetzt werden können, so Mohr. Während die Jugendlichen aus der
Ukraine mit den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 12 des
St. Joseph-Gymnasiums, Anne Müller, Lioba Lehmann, Tom Georgi und
Jana Greßnich, mit Stadtarchivar Pertz den Hexenturm und die
Kernstadt erkundeten, besuchten die Erwachsenen, darunter der
stellvertretende ukrainische Generalkonsul Vladyslav Yehorov, die
Gedenkstätte im Stadtpark. Elena Weingardt, Raissa Riesen und Irma
Riesen, selbst in den 1990er Jahren nach Deutschland gekommen,
übernahmen die Übersetzung.
Die drei ukrainischen Zwangsarbeiter Peter Spaak, Wladislaus
Talzschaview und Wladislaw Dedjarew, alle noch keine 18 Jahre, waren
am 26. Januar 1945 im Stadtpark von Nazi-Schergen erhängt worden
wegen einer Nichtigkeit: Sie hatten beim Trümmerräumen in einem
zerstörten Haus eine Damenstrickjacke und einige Flaschen Messwein
gefunden, mitgenommen und versteckt. Mohr, Mitglied der Freunde des
Rheinbacher Stadtarchivs mit besonderem Interesse an jüngerer
deutscher Geschichte, hat die Ereignisse von damals recherchiert und
in einer Abhandlung „Sollen hängen zum Gespött ...“
veröffentlicht (GA berichtete). Im Friedhofsbuch des Katholischen
Friedhofes St. Martin, das sich im Stadtarchiv befindet, findet sich
auf der Seite 68 unter der laufenden Nummer 143 dieser Eintrag: „3
erhängte Ukrainer, Gefangene Arbeiter, Geburtsort Ukraine, Wohn- und
Sterbeort Rheinbach, Todesdatum 26.1.45“. Eine zusätzliche
Randbemerkung macht das Entsetzen des Friedhofsbeamten deutlich:
„Sie wurden wegen geringfügigen Diebstahls erhängt und im Walde
verscharrt, später hier beerdigt am 13.3.1945“. Danach wurden sie
noch einmal umgebettet und fanden auf dem Ehrenfriedhof ihre letzte
Ruhe. Die Haupttäter wurden nie zur Rechenschaft gezogen.
- Gerda Saxler-Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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