Abschied der Pallottiner

Was soll aus der profanierten Kirche werden?

Rheinbach - (art) Die Zeit der Pallottiner in Rheinbach geht zu Ende: wenn am 6.
Februar nächsten Jahres die Pallottikirche in einer letzten Heiligen
Messe profaniert wird, ist dies zugleich auch die Abschiedsmesse der
Kommunität aus Rheinbach. Das haben die Mitglieder der
Provinzleitung, Provinzökonom Pater Rainer Schneiders,
Missionssekretär Pater Markus Hau und Provinzrat Pater Alexander
Holzbach, in der ehemaligen Aula des Vinzenz-Pallotti-Kollegs
mitgeteilt.

In dem letzten Gottesdienst zur Profanierung wird ein entsprechendes
Dekret des Erzbischofs verlesen. Dann werden in einer Prozession die
Reliquien des Altares, das Allerheiligste und die Heiligenbilder aus
der Kirche hinausgetragen.

Damit geht die Zeit der 1971 geweihten Pallottikirche als Kirche
definitiv zu Ende. Denn: „Eine frei schwebende Kirche gibt es
nicht“, so Pater Hau, der aus Merzbach stammt. Eine Kirche brauche
eine Gemeinde und Priester, die dort Eucharistie feiern. Wenn die
Kommunität in Rheinbach schließe, sei das nicht mehr gewährleistet.
Die örtliche Kirchengemeinde Sankt Martin habe ihre Pfarrkirche
wenige hundert Meter entfernt. Eine Anfrage beim Erzbistum auf
Übernahme der Pallottikirche sei abschlägig beschieden worden. Auch
habe sich kein Bestattungsunternehmen gefunden, das die Kirche als
Kolumbarium, Begräbnisstätte für Urnen, hätte weiter nutzen
wollen.

Eine Chance für den Erhalt des profanierten Kirchengebäudes besteht
noch bis Jahresende 2020. Wenn bis dahin von Interessenten ein
„realistisches tragfähiges Nutzungskonzept“ für eine
gemeinnützige, kulturelle oder religiöse Nutzung mit einem
Businessplan auf die nächsten fünf Jahre vorgelegt werde, würden
die Pallottiner das Gebäude mit Grundstück auch verschenken.
Interessenten müssten bereit und in der Lage sein, Investitionen in
Millionenhöhe in das Gebäude zu leisten, zum Beispiel in die
Sanierung von Dach und Heizung.

Für die Geräte und liturgischen Gegenstände gibt es eine
Weiterverwendung im Bistum Pristina im Kosovo. So wird die Orgel in
die Kathedrale des Bistums übersiedeln, die bis dato noch keine Orgel
hatte. Als Geschenke ins Kosovo gehen auch die Bänke, der schwere
Altar aus Stein und der Ambo. Die große Madonna werden die
Pallottiner nach Kamerun verschenken, wo Pallottiner-Bischof Bruno
Ateba in der armen Diözese Mokolo-Maroua arbeitet. Das Altarkreuz und
der Tabernakel werden in das neue Jugendzentrum der Pallottiner nach
Mbaukwu im Süden Nigerias verschifft. Durch ihre Arbeit in dem
Jugendzentrum, wollen die Pallottiner der dortigen Jugend Perspektiven
schaffen.

Die denkmalgeschützte Marien-Kapelle auf dem Trümmerhügel bleibt
erhalten und wird als Gestaltungselement in das neue Konzept für das
Gelände mit Schwerpunkt Wohnbebauung einbezogen. Der Verkauf des
gesamten Gebäudes der Kommunität steht laut den Patres der
Provinzleitung kurz vor der Unterschriftsreife. In dem
denkmalgeschützten Teil Hermannianum werde wahrscheinlich Betreutes
Wohnen mit Pflege eingerichtet, das durch einen eigenen Betreiber
geführt werde.

Auf einem kleinen verbleibenden Gelände werden die Pallottiner ein
Mietshaus errichten, dessen Mieterträge in Zukunft zur
Altersversorgung der jetzt noch jüngeren Mitbrüder beitragen sollen.
Finanziert werden muss auch das Haus in Limburg, in dem die
Pallottiner ihren Lebensabend verbringen und gepflegt werden. Ihre
Universität in Vallendar werden die Pallottiner weiter betreiben. Die
Kosten für Sanierung und Restrukturierung werden zum Teil ebenfalls
aus dem Verkauf in Rheinbach erwirtschaftet. Ein anderer Teil wird
für die Errichtung des neuen Jugendzentrums der Pallottiner in
Nigeria verwendet.