Allein von Ruanda nach Deutschland
Autorin Hanne Jansen las Sechstklässlern vor

Hanna Jansen vermittelte den Sechstklässlern mit ihrer Geschichte von Noel einen Eindruck, warum Menschen ihr Land verlassen und wieso sie von Europa träumen. | Foto: Broch
  • Hanna Jansen vermittelte den Sechstklässlern mit ihrer Geschichte von Noel einen Eindruck, warum Menschen ihr Land verlassen und wieso sie von Europa träumen.
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Rodenkirchen - (sb) Noel ist erst zehn Jahre alt, als ihn seine Oma in Ruanda ins
Flugzeug setzt. Das soll ihn nach Europa bringen – ganz allein!
Seine Eltern sind tot, seither lebt der Junge als Straßenkind. Zum
Glück hat er zumindest eine Großmutter, die sich etwas um ihn
kümmert. In Europa, da würde es ihm besser gehen, glauben Noel und
seine Oma. Aber dort angekommen, landet der Junge nicht im Paradies,
wie er dachte, sondern ist erst einmal sehr allein.

Die rund 60 Sechstklässler der Gesamtschule Rodenkirchen hörten
konzentriert und aufmerksam zu, als die Autorin Hanna Jansen ihnen die
Geschichte „Noel oder der Traum von Iburayi“ in der
Schulbibliothek vorlas. Sie handelt von dem Jungen Noel, der in Ruanda
lebt und sich auf den Weg nach Europa macht, nach Iburayi, von dem
alle träumen. Aus der Sicht eines Kindes verschafft Jansen einen
Einblick in die Träume und Beweggründe von Menschen, die ihre Heimat
aufgeben, um ein besseres Leben in Europa zu beginnen. Anschaulich
schildert die Autorin, wie Noel zunächst einige Wochen in Brüssel
lebt bei einem Onkel, den er bis dahin nicht kannte und der auch keine
Zeit für ihn hat, weil er die ganze Zeit arbeiten muss. Willkommen
ist Noel hier nicht. Ziel ist es, eine Familie für den Jungen zu
finden. Schließlich landet der Zehnjährige in Deutschland bei einer
Familie, die schon andere Kinder aus Afrika aufgenommen hat. Es ist
Familie der Autorin. Sie beschreibt einfühlsam, mit welchen
Schwierigkeiten Noel – der in Wirklichkeit anders heißt – zu
kämpfen hat, wie alleine er sich fühlt. Er kennt sich nicht aus,
versteht nichts und fühlt sich fremd und ausgeschlossen. Er schämt
sich, dass sich die weiße Frau der Familie um seine kranke Kopfhaut
kümmert. Nach einer Zeit aber kommt er in der neuen Familie an und
sie wird zu seiner Familie. Er nennt die weiße Frau „Mama“ und
ihren Mann „Papa“.

„Was ist in Ruanda passiert?“, wollten die Rodenkirchener Schüler
von der Autorin wissen. „Dort gab es einen schlimmen Völkermord,
auch Kinder, Frauen und Alte wurden umgebracht. Viele Menschen sind
deswegen geflohen“, schilderte Jansen. „Wie sind Sie auf die Idee
gekommen, die Geschichte aufzuschreiben?“, fragte ein Schüler.
„Die Kinder, die wir aufgenommen haben, haben erzählt, was sie
erlebt haben. Ich schrieb zu der Zeit schon Bücher und habe mir
gedacht: Wir müssen diese Geschichten erzählen“, antwortete
Jansen. „Wie war das für Sie, als Noel kam?“, erkundigte sich
eine Schülerin. „Das war für uns alle nicht einfach. Wenn man so
unterschiedliche Lebensgeschichten hat, muss man sich erst verstehen
lernen“, erzählte die Autorin. Hanna Jansen wurde 1946 in
Niedersachsen geboren. Sie war lange im Schuldienst tätig. Ihren
Durchbruch als international beachtete Kinder- und Jugendbuch-Autorin
hatte sie 2002. Gemeinsam mit ihrem Mann, einem Kinderarzt, hat sie 13
Kinder aus aller Welt aufgenommen, überwiegend aus Afrika. Heute lebt
sie mit dem jüngsten Sohn und ihrem Mann auf einem Bauernhof in der
Eifel. Die Geschichte „Noel oder der Traum von Iburayi“ erschien
2011 in dem Anthologieband „Zu Hause ist, wo ich glücklich bin“.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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