Verzweifelte Terminsuche
Besserer Service in städtischen Kundenzentren gefordert
Köln - (sb). Die Schwiegermutter zog neu nach Köln und brauchte eine
Anmeldung. Einfache Sache, dachte Melanie Öz und wollte das Mitte
Juni für die ältere Dame erledigen. „Es war unmöglich, einen
Termin zu bekommen. Es war eine wochenfüllende Aufgabe und ich bin
fast verzweifelt“, schilderte die Zollstockerin ihre Erfahrung.
Zunächst wolle sie online einen Termin bei einem Kundenzentrum
buchen. Seit Corona ist es nicht mehr möglich, in einer Meldehalle
vorbeizugehen und sich eine Wartemarke zu ziehen. „Wir hätten einen
Termin überall in der Stadt genommen, aber es war keiner zu
bekommen“, berichtete Öz. Um zu sehen, wo das Problem lag,
probierte sie Termine für andere Anliegen aus. „Keine Chance,
überall alles ausgebucht“, stellte sie fest. Also rief sie beim
Bürgertelefon an. „Ich habe es immer wieder probiert und hing
endlos in der Warteschleife.“ Als sie schließlich nach vielen
Anrufen durchkam, half das nicht. Denn die Mitarbeiter am
Bürgertelefon können auch nur in den Online-Terminkalender schauen.
„Man sagte mir, ich solle es immer wieder versuchen, es würden
regelmäßig frei gewordene Termine eingestellt. Das habe ich an
mehreren Tagen hintereinander gemacht - ohne Erfolg“, erzählte die
junge, berufstätige Frau.
Die Schwiegereltern nahmen schließlich - trotz 34 Grad Hitze - einen
Bus nach Rodenkirchen und versuchten es beim Rathaus direkt. Erst
wurden sie abgewiesen, aber nachdem sie, laut Öz, „richtig
gebettelt haben“, bekamen sie einen Termin. „Das kann doch nicht
sein! Online-Termine sind super, aber es muss auch genügend geben.
Auch telefonisch muss man besser durchkommen und man sollte auch
einfach vorbei gehen und sich eine Wartemarke ziehen können. Es hat
nicht jeder Internetzugang oder ein Smartphone“, ärgert sich Öz.
Und damit ist sie nicht allein.
Seit geraumer Zeit häufen sich die Beschwerden über den schlechten
Service in den städtischen Kundenzentren und die Unmöglichkeit einen
Termin für Melde- oder Passangelegenheiten zu bekommen. Die
Rodenkirchener Bezirksvertreter forderten in ihrer vergangenen Sitzung
die Verwaltung einstimmig auf - bei Enthaltung der CDU-Fraktion - die
für die Bürger „unwürdige und oftmals erfolglose Jagd nach einem
Bearbeitungstermin in einem der Kundenzentren nachhaltig zu
beenden“. Es müssten ausreichend Termine bereitgestellt werden,
nötigenfalls durch mehr qualifizierte Mitarbeiter und auch
„Laufkundschaft“ müsse wieder mit allen Anliegen bedient werden,
verlangten sie. Die Anmeldung der Schwiegermutter ist mittlerweile in
trockenen Tüchern, aber jetzt braucht die Tochter einen neuen
Kinderausweis. Melanie Öz wappnet sich für die nächste Jagd auf
einen Termin. „Am besten nehme ich mir dafür Urlaub“, meinte sie
sarkastisch.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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