Was geschieht mit der Fuhrwerkswaage?
Betreiber und Lokalpolitiker sind besorgt

Jochen Heufelder - von der Stadt Köln als „bester Kulturmanager des Jahres 2012“ ausgezeichnet – sorgt sich um die Zukunft des „Kunstraum Fuhrwerkswaage“. | Foto: Broch
  • Jochen Heufelder - von der Stadt Köln als „bester Kulturmanager des Jahres 2012“ ausgezeichnet – sorgt sich um die Zukunft des „Kunstraum Fuhrwerkswaage“.
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Sürth - (sb). „Es gibt viele Spekulationen, dass die Fuhrwerkswaage
abgerissen werden soll“, sagte Jochen Heufelder. Die Einrichtung in
einer alten Industriehalle an der Bergstraße in Sürth versteht sich
als nicht kommerzielle, private Kunsthalle und wird getragen von einem
Förderverein. Heufelder, der den Kunstraum 1978 gründete, ist
stellvertretender Vorsitzender.

Der Schwerpunkt liegt sowohl auf der Präsentation von Arbeiten
junger, unbekannter Künstler als auch auf der Präsentation von
bekannten und zum Teil international angesehenen Künstlern. „Wir
sind weit über die NRW-Grenzen hinaus bekannt“, schilderte
Heufelder. Nun fürchten der Förderverein und auch verschiedene
Lokalpolitiker, dass dem künstlerisch regen Treiben der
Fuhrwerkswaage bald ein Ende gesetzt wird. Vor etwa zwei Jahren kaufte
ein Investor eine Fläche am Sürther Bahnhof, die er mit zwei
Gebäuden bebauen will. Die alte Industriehalle und das dazugehörige
Gelände erwarb er mit.

„Ganz am Anfang sagte er: ‚Natürlich lassen wir die
Fuhrwerkswaage stehen.‘ Alles klang sehr positiv, aber das hat sich
komplett gewandelt“, berichtete Heufelder. Der neue Besitzer habe
gleich eine Mieterhöhung verlangt. „Das haben wir akzeptiert,
wollten aber im Gegenzug unseren Mietvertrag verlängern. Darauf hat
sich der Investor nicht eingelassen. Er hat überhaupt kein
Verständnis gezeigt“, berichtete er. Der Mietvertrag der
Fuhrwerkswaage läuft Ende 2020 aus. Seither laufe der Kontakt über
eine Hausverwalterin, die der Investor eingesetzt habe und die
gleichzeitig Rechtsanwältin sei, sagte Heufelder. Es seien Schreiben
von der Verwalterin von ihrem Rechtsanwaltsaccount gekommen mit
haltlosen Vorwürfen, schilderte er. „Es hieß, wir hätten einen
verbotswidrigen Zaun aufgestellt. Zudem sei der Garten hinter der
Halle nicht Bestandteil des Mietvertrages – und das nachdem wir seit
40 Jahren hier mieten“, empörte er sich. Auf weitere Anfragen habe
der Investor nicht reagiert. „Rechtlich haben wir keine
Möglichkeiten. Wenn die Halle abgerissen wird, wird eine wichtige
Kulturstruktur zerstört“, meinte Heufelder. In der Halle fänden im
Jahr vier bis fünf Ausstellungen, Installationen und hochrangige
Kunstveranstaltungen statt und sie werde ganzjährig genutzt, unter
anderem als Fotostudio oder für Proben, so Heufelder. Einfach
umziehen in einen anderen Raum, das sei nicht möglich, betonte er.
„Es ist eine alte Industriehalle mit sakralem Charakter, ganz hohen
Fenstern. Sie hat eine besondere Atmosphäre und ein einzigartiges
Licht“, erklärte er.

Auch die Lokalpolitiker sind mit dem Thema befasst. In der letzten
Sitzung der Bezirksvertretung wollte die SPD-Fraktion eine Prüfung
beantragen, ob das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden kann.
Das Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege der Stadt Köln nahm noch
vor der Sitzung dazu Stellung und erklärte, eine Prüfung habe
ergeben, dass die Voraussetzungen für Denkmalschutz nicht vorlägen.
Die SPD zog den Antrag darauf hin zurück. Die Lokalpolitiker wollen
überlegen, wie der Erhalt des Kunstraums zu sichern ist. „Wir
befinden uns mitten im Genehmigungsprozess für das Projekt und
möchten zurzeit keine weiteren Statements abgeben. Mit der BV
Rodenkirchen stehen wir in engem Kontakt“, erklärte Investor und
Bauherr Wolfgang Schmitz von der Entwicklungs-Gesellschaft Omnium auf
Nachfrage. Der Förderverein hat an das Stadtplanungsamt geschrieben,
die Antwort steht noch aus.

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