Anwohner gegen Schrottfirma
Bürger haben massive Bedenken gegen Umzug von Steil
Sürth/ Godorf - (sb). „Wir haben uns das intensiv überlegt: Wir sind definitiv
gegen die Ansiedlung der Firma Steil in den Godorfer Hafen und werden
uns dafür weiterhin einsetzen“, erklärte Gerd Conrads, Sprecher
der „Anliegergemeinschaft Sürther Aue“. Diese gründete sich vor
etwa anderthalb Jahren. 100 Einwendungen haben allein die derzeit 94
Mitglieder bei der Bezirksregierung Köln eingereicht gegen den Umzug
der Metallrecyclingfirma Theo Steil nach Godorf/ Sürth.
Die Bezirksregierung ist zuständig für die Genehmigung der geplanten
Ansiedlung. Ihren derzeitigen Standort in Deutz muss die Firma zum
Jahresende verlassen, weil dort ein Wohngebiet entstehen soll. 2018
hatte sie eine Genehmigung für den Betrieb einer Anlage zur Lagerung
und Verwertung von Metallschrott und gefährlichen Abfällen und einer
eigenen Kläranlage beantragt. Anfang 2019 schloss sie den Mietvertrag
für ein 14.000 Quadratmeter großes Gelände im Godorfer Hafen mit
der Häfen und Güterverkehr Köln AG.
Die Anliegergemeinschaft, die von weiteren Bürgern unterstützt wird,
hat aus verschiedenen Gründen massive Bedenken gegen die Ansiedlung
angrenzend an das Naturschutzgebiet Sürther Aue. „Wir machen uns
unter anderem Sorgen wegen des Hochwasserschutzes, des Feuerschutzes,
Umweltschäden, Lärm, Staub und Verkehr“, erläuterte Conrads.
Schon im Oktober reichten die Anwohner nach Offenlage der Pläne 50
Einwendungen bei der Bezirksregierung ein. Diese forderte daraufhin
und auf die Stellungnahmen anderer Behörden eine Prüfung der
Umweltverträglichkeit, die sie zuvor für erlässlich hielt. Sie
verlangte von der Schrottfirma weitere Unterlagen, die diese im Januar
einreichte und die nach Prüfung wiederum offengelegt wurden. „Steil
musste die Unterlagen nur teilweise nachbessern und sie reichen bei
Weitem nicht aus, um unsere Bedenken auszuräumen“, erklärte
Conrads. Er kritisiert, dass es nur ein Gutachten zu den
Umweltbelastungen gäbe, welches im Auftrag der Firma erstellt wurde.
„Die Bezirksregierung muss hier ein unabhängiges Gutachten
verlangen!“, forderte er. Die ermittelten Lärmwerte bei der
Bearbeitung des Metallschrotts entsprächen nicht den tatsächlichen
Spitzenwerten, sagte er. Auch die Staubbelastung werde nicht
angemessen beurteilt. „Dabei handelt es sich über
lungenbläschengängigen Staub, der über Kilometer weit getragen wird
und Krankheiten verursachen kann“, so Conrads.
Ebenso gäbe es keinen genügenden Schutz bei Hochwasser, obwohl
gefährliche Abfälle gelagert würden, erläuterte er. Des Weiteren
würde durch mehrere hohe Bauten das Landschaftsbild massiv
verändert, schilderte er. „Ein Gebäude soll 17 Meter hoch werden,
die Lärmschutzmauer 6 Meter. Das wird völlig anders sein, wenn man
dort entlangspaziert“, sagte er. Ein weiterer Kritikpunkt ist der
Verkehr, der immens zunehmen werde. Außerdem müsse im
Genehmigungsverfahren die Gesamtsituation im Kölner Süden betrachtet
werden, so Conrads. „Die ganz in der Nähe gelegene Firma Stroer
will 1.000 weitere Arbeitsplätze schaffen. Auch das nahe
Industrieunternehmen Evonik will sich vergrößern. Das alles kommt
für die Bürgerinnen und Bürger im Kölner Süden zu den Lärm- und
Abgasbelastungen, die wir hier schon haben aus der Schwerindustrie in
Wesseling und Godorf, dazu“, betonte er. Die Anwohner befürchten,
Steil werde mehr Fläche in Anspruch nehmen als derzeit angegeben.
„Irgendwann heißt dann, das Naturschutzgebiet Sürther Aue ist so
klein, es kann ganz verschwinden“, so Conrads.
Nächster Schritt im Genehmigungsverfahren sollte ein öffentlicher
Erörterungstermin mit der Bezirksregierung sein. Dieser war für den
3. Juni, 10 Uhr, im Rheinforum in Wesseling angesetzt. Die
Bezirksregierung hat diesen Termin mittlerweile abgesagt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.