"Nur gemeinsam sind wir stark!"
Bürgerverein Zollstock feiert 111 Jahre
Zollstock - (sb). Die Interessen des Veedels wahren, Ansprechpartner und Anwalt
sein für die Zollstocker– das versteht der Allgemeine Bürgerverein
Zollstock (ABZ) seit seiner Gründung als seine Aufgabe. Seiner Arbeit
zugrunde liegt - damals wie heute - die Erkenntnis: „Nur gemeinsam
sind wir stark.“ Mit einem großen Festakt feierte der ABZ sein 111.
Jubiläum im Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg.
Die Aula war bis auf den letzten Platz gefüllt, zahlreiche
Ehrengäste aus Kirche, Politik und Vereinen waren der Einladung des
Vereins gefolgt. Die Veranstaltung startete mit einer ökumenischen
Eröffnung, nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden Ulrich
Bauer richtete Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein Grußwort an
die Gäste. „Ich habe Zollstock immer als innenstädtisch empfunden,
nie als Vorort“, schilderte sie. Auf kurzweilige Weise gab Musiker
und Stadtführer Günter Schwanenberg einen Überblick über die
Geschichte des Veedels. Im Anschluss waren die Gäste zu Buffet und
Umtrunk geladen.
Der Bürgerverein wurde am 1. April 1908 von Joseph Rosenzweig, dem
damaligen Rektor der Zollstocker Volksschule, gegründet. Zu dieser
Zeit lebten etwa 4.000 Menschen im Veedel, 30 Jahre zuvor waren es nur
fünf gewesen. Vorrangige Themen des ABZs damals: die Erschließung
des Ortes, der Ausbau von Straßen und deren Beleuchtung, die
Errichtung einer Schule und das Gemeinschaftsgefühl der Zollstocker.
Im 19. Jahrhundert war der Stadtteil geprägt von Ziegeleien und
Kiesgruben, Ende des Jahrhunderts siedelten sich weitere Firmen an,
unter anderem eine Tapetenfabrik und die Firma Julius Pohlig mit ihrer
Produktion von Drahtseilbahnen. In Gondeln aus Zollstock fuhren ab
1912 auch Menschen auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro! Die
Bevölkerungsstruktur im Stadtteil veränderte sich von einfachen
Ziegelbäckern und Bauern über ungelernte Arbeiter bis hin zu
ausgebildeten Facharbeitern. Wohnraum war gefragt, das Veedel wuchs.
Nach dem ersten Weltkrieg entstanden viele Siedlungen, die das
Ortsbild bis heute prägen. Baugenossenschaften errichteten ganze
Wohnblocks. Um 1930 lebten rund 14.000 Menschen in Zollstock. Das
Veedel wurde mehr von Bediensteten von Stadt, Post, der Bahn und vor
allem der Polizei bewohnt. Das brachte Zollstock den Spitznamen
„Schutzmannshausen“ein: Im Dritten Reich war hier eine Hochburg
der NSDAP. Der Bürgerverein wurde verboten und nach dem Krieg
neugegründet. Um der immensen Wohnungsnot entgegenzuwirken, wurden in
Zollstock in den 1950er Jahren viele Baugrundstücke erschlossen und
schnellstmöglich bebaut: Es entstand unter anderem die
Eisenbahner-Siedlung. Auch heute stehen die Zollstocker vor vielen
Problemen, wie die Festschrift beschreibt: die Mieten sind stark
gestiegen, eine hier viele Jahre ansässige Bundesbehörde zog auf die
andere Rheinseite, die Postfiliale schloss trotz Protesten der
Bürger, Geschäfte auf dem Höninger Weg machen dicht. Der ABZ, der
heute um die 700 Mitglieder zählt, bietet seit geraumer Zeit einen
Bürgerstammtisch, bei dem die Bürger mitteilen können, wo der Schuh
drückt. Der Verein versucht, so heißt es in der Festschrift,
Lösungen zu entwickeln und sich Gehör zu verschaffen. „Zollstock
ist noch nicht fertig!“, so die Vorstandsmitglieder.
Der nächste Bürgerstammtisch findet statt am 16. Mai um 19 Uhr in
der Gaststätte Zollstocker Hof (Vorgebirgstraße 189). Weitere Infos
unter
www.zollstocker-buergerverein.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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