Gedenksteine für jüdisches Ehepaar
„Côte da Sürth“ übernimmt Patenschaft
SÜRTH - (sb). Es war an der Zeit, dass auch in Sürth Stolpersteine an die
Opfer des Nationalsozialismus erinnern, fand die Künstlerin Claudia
Franzen. Gleichgesinnte fand sie im Verein „Côte da Sürth e.V.,
dessen Vorstand sie angehört und der die Patenschaft für die
Gedenksteine übernahm.
Nach bald einem Jahr Bearbeitungszeit und Recherche beim NS
Dokumentationszentrum Köln war es nun so weit. Künstler Gunter
Demnig, Initiator des Stolperstein-Projektes, verlegte zwei kleine
Betonklötze mit Messingtafeln an der Sürther Hauptstraße 74. Sie
erinnern an das jüdische Ehepaar Adolf und Irma Salomon. Adolf
Salomon wurde am 30. Mai 1901 in Sürth geboren. Für seinen Vater
gibt es bereits in der Maternusstraße 36 in Rodenkirchen einen
Stolperstein. Adolf wohnte mit seinem Vater im Haus an der
Hauptstraße 74. Ende 1941 heiratete er Irma Sternberg, geboren am 20.
Juni 1918 im westfälischen Plettenberg. Ende Juli 1942 mussten die
beiden für zwei Monate in einem Ghettohaus in der Utrechter Straße 6
in der Kölner Innenstadt wohnen. Danach wurden sie nach
Theresienstadt deportiert und 1944 von dort nach Auschwitz. Adolf
Salomon wurde wahrscheinlich unmittelbar nach der Ankunft ermordet.
Irma Salomon überlebte das Konzentrationslager. Später heiratete sie
den bekannten Arzt Dr. Herbert Lewin, der von 1963 bis 1969
Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland war. Auch er
hatte mehrere Jahre in Konzentrationslagern verbracht, in denen er als
Häftlingsarzt eingesetzt wurde. Seine erste Frau starb in einem
Lager. In einem wissenschaftlichen Aufsatz des Instituts für
Geschichte und Ethik der Medizin am Universitätsklinikum Hamburg wird
Irma Lewin als gebrochene Frau beschrieben, die zwar das KZ
überlebte, aber keine Möglichkeit fand, mit ihren grausamen
Erlebnissen fertig zu werden, wie so viele der Überlebenden. Irma
Lewin starb am 4. Februar 1978.
1990 startete Demnig das Projekt „Hier wohnte – Stolpersteine“.
Inzwischen sind 2.164 in Köln und insgesamt rund 61.000 Stolpersteine
in ganz Deutschland verlegt worden (Stand: Dezember 2016). In weiteren
20 europäischen Ländern finden sich ebenfalls die Gedenksteine.
„Ich freue mich über jeden einzelnen Stein. Das Verlegen könnte
ich mittlerweile im Dunkeln machen, aber die Menschen und ihre
Geschichte dahinter – das wird nie Routine“, schilderte Demnig.
„Ich finde das Projekt grandios!“, sagte Franzen. Zur Verlegung
waren rund 25 Sürther und Weißer Bürger gekommen.
Die Stolpersteine beruhen auf dem Prinzip des Engagements: Ein
Stolperstein wird dann verlegt, wenn Einzelne oder Gruppen, wie etwa
Schulklassen, eine kostenpflichtige Patenschaft übernehmen. Eine
Patenschaft kostet mit Verlegung rund 120 Euro. Wer Pate für einen
Stolperstein werden möchte, kann sich an das NS-Dokumentationszentrum
unter www.nsdok.de wenden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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