Mit Lichtgeschwindigkeit durch Tübingen
Das Einsteinmobil war zum dritten Mal Gast ...
Rodenkirchen - (sb) Konzentriert sitzen Felix, Jakob und Christian am PC und schauen
auf den Monitor. Während Felix mit dem Cursor schwarze Punkte in
verschiedener Größe auswählt und auf dem Saturn auf dem Bildschirm
platziert, schauen alle drei, was passiert. Sie diskutieren lebhaft
und machen sich Notizen. „Wir schauen, was mit Licht in der Nähe
von schwarzen Löchern passiert. Es scheint, ein Teil des Lichts wird
abgelenkt“, schildern die Jugendlichen. Sie sind Schüler des
Leistungskurses Physik am Gymnasium Rodenkirchen, Jahrgangsstufe 12.
Mit ihrem Kurs und ihrer Lehrerin Eva Dietershagen machen sie an dem
Tag nicht Unterricht wie üblich, sondern arbeiten im
„Einsteinmobil“.
Das ist zum dritten Mal in der Schule zu Besuch und kann zwei Wochen
von den Schülern genutzt werden. Es sieht recht unspektakulär aus,
wenn man den Raum betritt, in dem es aufgebaut ist: vier PCs, ein
Ergometer, angeschlossen an einen PC, eine Leinwand. Aber es hat es in
sich. An den vier PC-Stationen können die Schüler interaktiv
verschiedene Fragen bearbeiten, die ihnen die Einsteins
Relativitätstheorie näher bringen sollen. Außer mit schwarzen
Löchern und Licht können sie mit relativistischem Sehen
„experimentieren“, sich ansehen, warum bewegte Uhren langsamer
gehen als nicht bewegte, und per Flugsimulator ausprobieren, wie es
aussieht, wenn man über einem Insel fliegt – mit „normaler“ und
mit nahezu Lichtgeschwindigkeit. Auf dem Ergometer können sie
ebenfalls erleben, wie es wäre, mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durch
Tübingen zu fahren. „Die Häuser krümmen sich!“ stellen die
Schüler fest.
Seit 2006 ist das „Einsteinmobil“ bundesweit an Schulen unterwegs
mit dem Ziel, durch Visualisierungen und interaktive Module die
Effekte von Einsteins Relativitätstheorie anschaulich zu vermitteln.
Nach über 10 Jahren hat die Stiftung beschlossen, das Projekt nicht
mehr weiter zu fördern. Daher ist das „Einsteinmobil“ nur noch im
laufenden Schuljahr unterwegs. „Es ist eine große Hilfe, dass die
Relativitätstheorie etwas mehr Einzug im Unterricht erhält. Die
Visualisierungen machen dieses komplexe Thema viel anschaulicher als
wenn ich es nur erkläre“, sagte Dietershagen. „Es ist auf jeden
Fall hilfreich. Es schon etwas anderes, wenn man zum Beispiel den
Effekt von schwarzen Löchern auf Licht richtig sieht, als wenn man
das nur auf Papier hat“, meinten Jakob und seine Kollegen. Die 15
Schüler hatten sich in Dreiergruppen geteilt und wechselten sich an
den einzelnen Stationen ab.
1916 veröffentlichte Albert Einstein seine Theorie, mit der er die
damalige Physik auf den Kopf stellte. Ganz einfach gesagt, geht es
darum, dass Raum und Zeit keine konstanten Größen sind. Die Zeit
schreitet nicht stetig voran, sondern kann auch langsamer vergehen und
sogar rückwärts laufen, theoretisch zumindest. Konstant ist nur die
Geschwindigkeit des Lichts. In wenigen Wochen machen Felix, Jakob,
Christian und ihre Mitschüler Abitur, bis dahin müssen sie noch ein
wenig pauken – auch die Relativitätstheorie.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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