Im Sommer läuten die Glocken wieder
Der Kirchturm von St. Pius wird saniert
Zollstock - (sb). „Uns fehlt die Uhr und uns fehlt das Glockenläuten. Wann
ist der Kirchturm fertig?“ Diese Frage hört man häufig von
Zollstocker Bürgern, die in der Umgebung der St. Pius Kirche am
Gottesweg wohnen. Der Turm des Gotteshauses ist seit Mitte des
vergangenen Jahres eingerüstet.
„2016 haben wir festgestellt, dass am Kirchturm etwas nicht stimmt.
Die Beschichtung löste sich. Deshalb haben wir recherchiert“,
berichtete Karl-Josef Dohmen vom Kirchenvorstand der Gemeinde. Es
stellte sich heraus, dass sich im Turmgemäuer viele „Betonnester“
gebildet hatten. „Der Turm wurde 1955/56 gebaut, zu dieser Zeit war
der Beton noch nicht so dicht wie heute, was die Schäden
verursacht“, erklärte der 71-Jährige. Zudem wurde festgestellt,
dass die Stahlkonstruktion des Bauwerks zu nah an der Außenwand liegt
und dadurch angerostet ist. „Eine Sanierung war dringend
notwendig“, so Dohmen.
Mit der Maßnahme wurde das Kölner Architekturbüro Schwarz und
Partner beauftragt. Seit September wird fleißig am Kirchturm
gewerkelt, die Arbeiten sind aufwändiger als zunächst gedacht. Die
ursprünglich veranschlagten Kosten von 950.00 Euro sind dadurch auf
1,1 Millionen Euro gestiegen. 75.000 Euro trägt die Gemeinde, den
Rest übernimmt das Erzbistum Köln. Jede Menge Betonnester wurden
ausgestemmt, die Mauern neu verputzt, Teile der Stahlkonstruktion
erneuert, andere in mehreren Gängen bearbeitet. „Es wurde bis auf
wenige Tage der ganze Winter durchgearbeitet. Wir hoffen, dass die
Betonarbeiten bis Pfingsten abgeschlossen sind“, erzählte Dohmen.
Dann ist aber immer noch einiges zu tun: Das verrostete Turmkreuz muss
bearbeitet und wieder aufgesetzt werden, das Dach wird neu gemacht,
ebenso die Innenverkleidung des acht Meter hohen Glockenturms, an der
Außenfassade des Bauwerks müssen Ziegelsteine ausgetauscht und die
Gitter der 32 Turmfenster bearbeitet werden. Die sieben Glocken des
Glockenspiels hängen an ihrem angestammten Platz, gut eingepackt.
„Es ist eines der größten Glockenspiele der Stadt und der Turm ist
mit seinen 60 Metern einer der höchsten Kirchtürme hier“,
schilderte Dohmen stolz. Die vergoldete Turmuhr lagert während der
Arbeiten an einem sicheren Platz. „Wo, kann ich nicht sagen, aus
Sicherheitsgründen“, so Dohmen. Während der
Sanierungsmaßmaßnahme wurde einmal ein Kabel von einem Bauaufzug
gestohlen, berichtete er. „Das kostete uns 3.000 Euro. Diese Kabel
kann man leider nicht versichern“, bedauerte er. Seither sei die
Baustelle nachts gut gesichert, so Dohmen. Wenn der Kirchturm fertig
ist, soll es eine Feier geben. St. Pius sei die einzig barrierefreie
Kirche in der Gemeinde, sagte Dohmen. Eine Rampe führt vom Gehweg zum
Gotteshaus und in den Pfarrgarten, das Pfarrheim verfügt über einen
Aufzug und Behindertentoiletten und seit einiger Zeit lässt sich eins
der Kirchenportale elektronisch öffnen. „Diese Barrierefreiheit ist
für viele, die im Rollstuhl sitzen oder mit dem Rollator unterwegs
sind, sehr wichtig, damit sie am Gemeindeleben teilnehmen können“,
beschrieb Dohmen. „Wir hoffen, dass wir vor den Sommerferien mit
allen Arbeiten fertig sind“, meinte er. So Gott will, werden in
Zollstock die Glocken von St. Pius also Mitte Juli wieder läuten.
Die Kirche St. Pius wurde zwischen 1913 und 1915 erbaut. Zuvor
feierten die Zollstocker Katholiken in einer Notkirche ihre
Gottesdienste. Erster Kaplan der Gemeinde war von 1910 bis 1913 der
spätere Josef Kardinal Frings. Die Kirche setzt sich aus Elementen
der Spätgotik und Anleihen an Renaissance und Barock zusammen. Am 10.
Mai 1915 wurde das Gotteshaus feierlich eingeweiht. Im Zweiten
Weltkrieg zerstört, wurde die Kirche in den 50er Jahren wieder
aufgebaut. Heute gehört die Gemeinde zum Seelsorgebereich Köln am
Südkreuz, zu dem auch Maria Königin und St. Matthias in Marienburg
und Bayenthal, St. Maria Empfängnis in Raderberg und Zum Heiligen
Geist in südlicheren Zollstock gehören.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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