Heringsstipp und Apfelcrumble gegen Demenz
Die „Klosterküche mit Pfiff“ bietet Tipps
Rodenkirchen - (sb). Sabine Rung aus Porz schält fleißig einen Apfel nach dem
anderen, viertelt ihn und schnibbelt ihn klein. Für einen
Apfelcrumble. Auch Elke Luhmann aus Junkersdorf schält und schneidet
Äpfel, aber die sind für einen Heringsstipp. Ihre Nachbarin am
Kochtisch, eine Zollstockerin, hakt die Zwiebeln dafür. Die drei
machten mit bei der „Klosterküche mit Pfiff“ in Rodenkirchen, bei
der es um gesunde Ernährung bei Demenz ging.
Angeboten wird der Kochkurs vom Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz
Köln und das südliche Rheinland und der Alexianer Köln GmbH. „Es
ist ein Kurs für pflegende Angehörige, die sich um Demente kümmern,
aber auch für Menschen, die einer Demenz entgegenwirken wollen“,
erläuterte Gerontologin Nadine Diederich-Cujai vom Regionalbüro, die
den Kurs zusammen mit Ernährungsberaterin Elke Ufferhardt, Alexianer,
durchführte.
Demenz betrifft nicht nur das Gedächtnis. Auch Ess- und
Trinkverhalten verändern sich. „Bei Demenz lassen Geschmacks- und
Geruchssinn nach. Der Geschmackssinn für Süßes bleibt am längsten
erhalten, deswegen wollen Demente oft vor allem Kuchen essen“,
beschrieb Diederich-Cujai. Erkrankte sind oft zu unruhig, um lange am
Tisch zu sitzen, Nebenwirkungen von Medikamenten erschweren die
Verdauung, nicht selten kommen Schluckbeschwerden hinzu. Das alles ist
zu berücksichtigen, wenn man für Demente kocht.
Der Kurs, der in der Tagesklinik der Alexianer an der Brückenstraße
stattfand, startete mit Theorie. „Die Vitamine A, C und E bauen
freie Radikale ab. Das ist gut, denn diese schaden den Nervenzellen.
Am besten nimmt man sie roh zu sich“, erklärte Diederich-Cujai.
„Omega3-Fettsäuren vermehren die Kontakte zwischen den
Nervenzellen. Das ist sehr wichtig, denn gerade die werden ja bei
Demenz abgebaut“, war ein weiterer Tipp. Generell sei es ratsam,
„bunt zu essen“, betonte Ufferhardt. Gemüse, Olivenöl,
Walnüsse, fetter Fisch sind einige der Lebensmittel, die Dementen gut
tun und gegen Demenz vorbeugen. Nach der Theorie ging´s ans Kochen:
frische Feigen im Backofen mit Ziegenkäse und Walnüssen, Heringstipp
und als Nachtisch Apfelcrumble. Feigen fördern die Verdauung.
„Außerdem sind sie süß und eine gesunde Alternative zu
Schokolade“, erklärte Ufferhardt. Im Heringstipp ist roher Apfel,
Zwiebel und fetter Fisch. „Das ist ein sehr gutes Gericht“, so
Ufferhardt. Damit die Speise nicht zu fett wird, wurde die Sauce mit
Joghurt und saurer Sahne zubereitet.
Laut Regionalbüro werden rund 75 Prozent aller Menschen mit Demenz
von ihren Angehörigen gepflegt. „Deswegen wollten wir ein Angebot
schaffen für pflegende Angehörige in schöner Atmosphäre. Es geht
um Infos, aber auch um Austausch und, dass die Angehörigen mal was
für sich machen“, sagte Diederich-Cujai. „Mein Vater hatte
Alzheimer. Auch sein jüngerer Bruder ist daran erkrankt. Deswegen
möchte ich vorbeugen“, erzählte Sabine Rung. „Mein Vater und
meine Schwester sind dement. Wenn ich sie zu mir hole, möchte ich
ihnen etwas zu Essen anbieten, das ihnen gut tut“, schilderte die
Teilnehmerin aus Zollstock. Die „Klosterküche mit Pfiff“ soll
voraussichtlich ab dem kommenden Jahr alle drei Monate stattfinden.
Interessenten für künftige Kochkurse können sich melden bei
N.Diederich-Cujai@alexianer.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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