Dorfgemeinschaft bleibt außen vor
Die Urnenhalle sollen andere errichten

In der alten Trauerhalle in Weiß soll ein Kolumbarium entstehen. Aber: Wer wird es umsetzen? | Foto: Broch
  • In der alten Trauerhalle in Weiß soll ein Kolumbarium entstehen. Aber: Wer wird es umsetzen?
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Weiß - (sb). „Im März, spätestens im April wollen wir mit den Arbeiten
beginnen. Zuerst kommt das Entrümpeln“, erklärte Friedhelm
Brodesser, Bestatter und Mitglied der Dorfgemeinschaft Weiß vor
ziemlich genau sieben Jahren. „Wir sind sehr guter Dinge, dass wir
bald loslegen können“, sagte er zwei Jahre später. Mittlerweile
hat sein Optimismus einige Dämpfer erlitten. Seit 2010 bemüht sich
die Dorfgemeinschaft darum, die alte Trauerhalle auf dem Weißer
Friedhof zu sanieren und in ein Kolumbarium zu verwandeln. Das alte
Gebäude steht seit 2002 leer.

Als die Gebäudewirtschaft als Eigentümerin 2010 mitteilte, sie wolle
das kleine Gebäude aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts
aufgrund seiner Baufälligkeit abreißen lassen, wollte die
Dorfgemeinschaft die Halle als Zeitzeugnis erhalten und bot an, sie in
Eigenregie – in Absprache mit der Verwaltung – und mit eigenen
finanziellen Mitteln in eine Urnenhalle umzuwandeln. 20.000 Euro, ihr
Fachwissen und ihre Arbeitskraft wollten die Weißer einsetzen. Den
Abriss konnten sie verhindern, mit ihrem Vorhaben kamen sie nicht
weiter.

Immer wieder wurde das Projekt von der Verwaltung abgelehnt: Man wolle
sich keine Konkurrenz ins eigene Haus holen, man dürfe einem
Ratsbeschluss zufolge keine weiteren Grabstätten schaffen, da auf den
Kölner Friedhöfen ohnehin schon Überkapazitäten bestünden, hieß
es von Seiten der Friedhofsverwaltung. Die Dorfgemeinschaft blieb am
Ball, fragte immer wieder nach, unterstützt von den Rodenkirchener
Lokalpolitikern. Die waren fraktionsübergreifend von Beginn vom Plan
der Weißer und deren bürgerschaftlichem Engagement überzeugt. Als
im April 2014 die Kölner Friedhofssatzung geändert und Kolumbarien
auf städtischen Friedhöfen zugelassen wurden, waren Weißer wie
Bezirksvertreter zuversichtlich, dass es nun mit der Urnenhalle
vorangehen würde. Aber nichts geschah, in regelmäßigen Abständen
stellten die Lokalpolitiker Anfragen und Anträge, es kamen keine
Antworten. Die letzte Anfrage sendete die Bezirksvertretung im
vergangenen Dezember an die Verwaltung. Tatsächlich kam jetzt eine
Antwort: „Die Stadt hat ein großes Interesse daran, dieses Gebäude
wieder zu ertüchtigen und einer friedhofsnahen Nutzung zuzuführen.
Dabei wird die zukünftige Nutzung als Kolumbarium favorisiert“,
heißt es in der Mitteilung an die Lokalpolitiker. Falls diese und die
Dorfgemeinschaft schon frohlockten, wurden sie bitter enttäuscht,
denn: Die Weißer werden mit dem Projekt nichts mehr zu tun haben. Die
Nutzung als Kolumbarium soll im Rahmen eines Erbpachtvertrages durch
Dritte ausgeschrieben werden. Die Ausschreibung werde vorbereitet,
teilte die Stadt mit. Damit sind die Weißer draußen. „Wir als
Dorfgemeinschaft werden uns nicht bewerben. Das werden wir uns nicht
antun. Außerdem dürfen wir als Dorfgemeinschaft gar nicht gewerblich
auftreten“, erklärte Brodesser. „Bei mir ist da nur
Unverständnis. Bei der Gebäudewirtschaft sind 86 Stellen unbesetzt.
Warum geben sie so eine kleine Sache nicht an die Dorfgemeinschaft?
Wir haben Fachleute, Architekten, Handwerker. Ich verstehe es
nicht“, bedauerte er. Manche in der Dorfgemeinschaft hätten
mittlerweile resigniert, schilderte er. Er selbst noch nicht. Noch sei
die Ausschreibung nicht draußen, da gäbe es noch einen Rest
Hoffnung, so der Bestatter. „Vielleicht erinnert man sich doch noch
an uns“, meinte er.

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