Verein sieht Existenz gefährdet
Durch den Lockdown fehlen seit Monaten Einnahmen
Weiß - (sb). „Wenn das noch drei Monate so weitergeht, sind wir
zahlungsunfähig“, stellt Martina Wagner besorgt fest. Die Situation
sei dramatisch, schildert die Vorsitzende des Reit-Therapie-Zentrums
Weisser Bogen e.V. (RTZ). Seit bald einem Jahr fehlen dem Verein die
Einnahmen aus Reitunterricht und Therapiereiten. Während der beiden
Lockdowns komplett, dazwischen konnte der Verein seine Angebote
eingeschränkt anbieten. Das RTZ, idyllisch gelegen im Weißer Bogen,
bietet Hippotherapie, Reitunterricht für Menschen mit und ohne
Behinderung und Therapiereiten.
„Im Dezember fehlten uns zum Beispiel 11.500 Euro Einnahmen. So geht
es seit Monaten“, schildert Wagner. Die Fixkosten des Vereins liegen
bei 14.000 Euro im Monat für Pacht, Boxenmiete für die die neun
Schulpferde, Futter, Tierarzt, Hufschmied und die festangestellten
Mitarbeiter, wie den Reitlehrer, die Übungsleiter, geringfügig
Beschäftigte und Betreuer. „Wir haben tolle Unterstützer, die uns
mit Spenden helfen, aber diese können die Differenz, die pro Monat
zwischen 10.000 und 14.000 Euro liegt, nicht decken“, erklärte
Wagner. Die Fehleinnahmen deckte der Verein bislang über die
Rücklagen, aber die schmelzen hinweg. Die Rücklagen, die sich der
Verein in jahrelanger Arbeit zusammengespart habe, seien der Grund
gewesen, warum Anträge des Vereins auf Corona-Hilfen nicht bewilligt
wurden, berichtete Wagner „Wir sollen erst unsere Rücklagen
aufbrauchen, aber wir brauchen diese Rücklagen! Es kommen immer
ungeplante Ausgaben“, schilderte sie. Kürzlich erst habe zum
Beispiel Schulpferd Pablo wegen eines vereiterten Zahns operiert
werden müssen, nun braucht er für eine Zeit ein teures
Spezialfutter, ein weiteres Schulpferd hatte wenige Wochen zuvor
ähnliche Probleme. „Wir versuchen zu sparen, wo es geht, Pferde
wurden nicht im Dezember 2020 geimpft, sondern erst im Sommer 2021,
wenn dann hoffentlich unsere Einnahmen wieder laufen, die
Hufbeschlagsgebühren wurden gesenkt, da die Pferde aufgrund der
geringeren Belastung derzeit keine Hufeisen benötigen, sondern nur
eine regelmäßige Hufpflege. Aber einen vereiterten Zahn kann man
nicht unbehandelt lassen“, erklärte Wagner.
Man wolle zur Begrenzung der Corona-Pandemie beitragen, betonte sie.
Der Verein habe ein gutes Hygienekonzept, auf dem Hof gilt
Maskenpflicht, alle Betreuer der Schulpferde müssten sich in ein Buch
eingetragen, um die Nachverfolgbarkeit der Kontakte zu gewährleisten,
es gäbe ein Wegekonzept, Abstandsregeln würden eingehalten,
erläuterte Wagner. „In einer großen Reithalle mit nur vier Pferden
und vier Reitern hat man Abstand. Wir haben einen eigenen Antrag auf
eine Sondergenehmigung des Reitunterrichts beim Gesundheitsamt
gestellt, aber dieser ist abschlägig beschieden worden“, schilderte
Wagner. Vereine im Umfeld des RTZ hätten trotz anderslautender
Verordnung weiter Reitunterricht durchgeführt. „Das ist unseren
Mitgliedern zum Teil schwer zu vermitteln“, ärgert sie sich. Toll
sei, wie der Verein zusammenhalte, betonte sie. „Wir hoffen, dass
wir die beantragte Dezemberhilfe erhalten. Außerdem können wir ab
Mitte Februar im Therapeutischen Reiten wieder mit einzelnen
Therapieeinheiten beginnen“, sagte Wagner. Das RTZ wird dieses Jahr
50. „Unser Ziel ist, weiterzumachen und unser 50-jähriges Jubiläum
2021 feiern zu dürfen und allen, die uns durch diese Zeit
hindurchgeführt haben, Danke zu sagen. Wir hoffen einfach, dass es
uns dann noch gibt“, so Wagner.
Weitere Informationen zum RTZ und seinen Angeboten unter
www.rtz-weisser-bogen.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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